Berlin/Essen. .

In NRW sind laut aktueller Kriminalitätsstatistik 1,44 Millionen Delikte erfasst worden. Rein statistisch betrachtet wurde damit jeder achte Bürger Opfer einer Straftat. Einwohner von Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen leben offenbar etwas sicherer.

Die Bürger müssen sich verstärkt um die Sicherheit ihrer Wohnung sorgen. So ist die Anzahl der Einbrüche im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent auf mehr als 121.000 Fälle angestiegen. Dies geht aus der neuen polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CDU) am Freitag in Berlin vorgestellt hat. In NRW wurden 44.769 Fälle erfasst - die Zahl hat damit innerhalb eines Jahres um 8,89 Prozent zugenommen. Nach Angaben Frank Scheulen, Pressesprecher des nordrhein-westfälischen LKA, gab es in den Vorjahren eigentlich den umgekehrten Trand. Dass die Zahl der Wohnungseinbrüche wieder zunehme deute auf eine wachsende Zahl „reisender Täter“, die meist aus Südost-Europa stammen und international tätig seien. Für sie sei ein autobahn-reiches Bundesland wie NRW ein ideales Terrain. Tröstlich: Ein Drittel der Einbrüche scheiterten - entweder an Sicherungseinrichtungen oder weil die Täter gestört wurden - das zeige, so Scheulen, dass die Nachbarschaftshilfe gut funktioniert. Die Zahl der aufgeklärten Fälle bei Wohnungseinsbrüchen liegt bei 12,8%.

Internet-Kriminalität wächst weiter

Ein weiterer bundesweiter Trend: Es werden immer mehr Computernutzer Opfer von Kriminellen. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr mehr als 220.000 Straftaten im Internet und damit 8,1 Prozent mehr im Vorjahr. Die Computerkriminalität hat um 12,6 Prozent auf gut 84.300 Fälle zugenommen. Den größten Anstieg mit 32 Prozent gab es beim Ausspähen und Abfangen von Daten. „Wir bekommen in diesem Bereich ein enormes Problem“, warnte Friedrich angesichts der zunehmenden Online-Straftaten und der niedrigen Aufklärungsraten.

Der Innenminister befürchtet, dass es hier noch viel mehr Delikte gibt, die aus mehreren Gründen nicht angezeigt würden. Zum einen sind viele PC-Nutzer technisch nicht so versiert, um überhaupt zu merken, dass jemand ihre Daten ausspäht. Zum anderen sind die finanziellen Verluste oft recht gering, so dass die Geschädigten auf eine Anzeige verzichten.

„Wenn wir es zulassen, dass sich die Kriminalität im Netz ausbreitet dann wird das Internet unbrauchbar“, warnte Friedrich und mahnte die Bürger und Online-Geschäfte zu mehr Wachsamkeit. Zudem hält er eine bessere internationale Zusammenarbeit mit Netzbetreibern und Providern für nötig, um Internetgauner dingfest machen zu können.

Insgesamt sind die registrierten Straftaten im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 5,9 Millionen Fälle zurückgegangen. Damit rangieren sie erstmals seit 1993 unter der Sechs-Millionen-Marke. Die Aufklärungsquote lag bei 56 Prozent und ist damit besser denn je.

Einwohner von Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen leben offenbar sicherer

NRW schneidet in diesem Bereich jedoch unterdurchschnittlich ab. An Rhein und Ruhr ist die Aufklärungsquote von 50,8 Prozent in 2009 auf 49,9 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Insgesamt gab es 1,44 Millionen erfasste Delikte. Rein statistisch betrachtet wurde jeder achte Bürger in NRW Opfer einer Straftat. Die Einwohner von Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen leben offenbar etwas sicherer: Hier wurde nur etwa jeder zehnte Opfer einer Straftat. Während die Behörden in Oberhausen jedoch 60,5 Prozent aller Missetaten aufklären konnten, ist es in Essen nur in 46,7 Prozent der Fälle gelungen.

Sorgen bereitet Friedrich die Jugendkriminalität. Sie ist zwar um 6,9 Prozent zurück gegangen, liegt aber immer noch bei 231.543 Fällen. Der Innenminister bekräftigte einmal mehr die Forderung nach einem Warnschussarrest für heranwachsende Straftäter. „Wir müssen der Justiz dieses Instrument an die Hand geben“, sagte Friedrich einmal mehr. Davon erhofft er sich eine abschreckende Wirkung. Die Debatte um den Warnschussarrest hat Fahrt aufgenommen, nachdem ein 18-Jähriger in der Berliner U-Bahn einen 29-Jährigen fast zu Tode getreten hatte und bis zur Gerichtsverhandlung auf freiem Fuß bleiben darf.

Neben der Internetkriminalität und Betrugsdelikten hat auch der sexuelle Missbrauch von Kindern zugenommen. Hier gab es 11.876 Delikte und damit 4,8 Prozent mehr als 2009.

„Was mich sehr besorgt macht, ist die zunehmende Kriminalität gegen Polizeibeamte“, sagte Friedrich mit Blick auf eine Zunahme um 12,5 Prozent auf 22.223 Fälle. „Ich halte es für inakzeptabel, dass wir solche Steigerungsraten haben“, sagte Friedrich.