Duisburg-Rheinhausen. Kevin Ulrich vom OSC Rheinhausen errang bereits mehrere Deutsche Meistertitel und wurde Europameister und Europacup-Sieger im Garde- und Schautanz. Was die meisten mit Karneval verbinden, erfordert in Wirklichkeit knallhartes Training.
Kevin Ulrich ist Leistungssportler beim OSC Rheinhausen. Seine Disziplin ist jedoch nicht Handball, Turnen oder Leichtathletik, sondern Garde- und Schautanz. Gemeinhin wird dies mit Karneval und Funkenmariechen verbunden, doch völlig unabhängig von der jecken Jahreszeit gibt es sogar einen Ligabetrieb.
„Ich tanze seitdem ich vier Jahre alt bin“, sagt der Friemersheimer. An den Sport herangeführt wurde er von seiner Mutter, die früher aktive Tänzerin war. Seine Karriere begann allerdings tatsächlich in einem Karnevalsverein, er stand aber auch außerhalb der Session schon immer auf der Bühne. „Unsere Tanzgruppe bekam durch den Verein aber nicht die gewünschte Unterstützung und Anerkennung“, sagt der 19-Jährige.
Wechsel zum OSC vor vier Jahren
Die Lösung: „Daher wechselten wir zum OSC Rheinhausen und haben dort die ,Devil Dancers’ gegründet“. Mit diesem Wechsel, der nun rund vier Jahre zurückliegt, sind Ulrich und die restlichen „Devil Dancers“ äußerst zufrieden. Auch an vergangene Erfolge konnten sie bereits anknüpfen.
Jetzt qualifizierte sich Kevin Ulrich mit seiner Partnerin Dalina Kuhlmann in der Kategorie „Schauduo“ für die Deutsche Meisterschaft. Dazu traten die beiden OSC-Sportler beim Masterscup-Finale des Deutschen Verbands für Garde- und Schautanzsport (DVG) in St. Katharinen (Rheinland-Pfalz) an. Die Jury konnten sie mit einer Choreographie überzeugen, die an dem Film „Avatar“ angelehnt ist. So entführten sie das Publikum als blauhäutiges Außerirdischen-Liebespaar auf den exotischen Planeten Pandora.
Nach der Deutschen Meisterschaft, die in Frankfurt am Mai ausgetragen wird, geht’s für Kevin Ulrich aber zunächst ins Krankenhaus, wo er am Meniskus operiert wird. Die Ursache sei Verschleiß. „Mit 19 Jahren schon so eine Operation nötig zu haben, das ist hardcore.“
„Tanzen ist meine Leidenschaft"
Er sei allerdings ein Sonderfall, denn Garde- und Schautanz sei eigentlich nicht besonders verletzungsintensiv. Viele aktive Tänzer hätten auch nach Jahrzehnten keine Verschleißerscheinungen. Zudem seien die Regularien des DVG so gestaltet, dass sie Verletzungsrisiken minimieren. Den eingesprungenen Spagat etwa, der beim Karneval Pflicht ist, verbietet der DVG auf seinen Turnieren.
Wo Ulrichs Meniskus-Problem herkommt, weiß der 19-Jährige aber ganz genau: „Ich betreibe den Sport 40 Stunden pro Woche.“ Fünf Tänze studiert er in unterschiedlichen Partner- und Gruppenkonstellationen parallel ein. Zudem ist er noch als Trainer aktiv und darin so gut, dass er von vielen Vereinen in NRW und darüber hinaus angefragt wird, um zu helfen. Das alles neben einer Ausbildung als Einzelhandelskaufmann. „Tanzen ist meine Leidenschaft, deshalb mache ich das alles.“ Er sei nun mal mit dem Herzen dabei und denke daher fast immer ans Tanzen. „Für eine Freundin ist da keine Zeit, bis 26 ist mein Leben verplant“, sagt er lachend. So lange will er dem Sport mindestens noch treu bleiben und noch einige Titel holen, idealerweise noch vor der Operation. „Dalina und ich wollen bei der Deutschen Meisterschaft aufs Treppchen.“ Derzeit sind die beiden, die seit rund drei Jahren zusammen tanzen, amtierende Landesmeister.
Deutscher Meister
Aber auch bedeutendere Titel sind Kevin Ulrich nicht fremd. Mit seiner früheren Partnerin, Kira Kaspers, errang er bereits mehrere Deutsche Meistertitel, wurde Europameister und Europacup-Sieger.
Gerne würde er auch bei den Tanztagen in der heimischen Rheinhausen-Halle auftreten, aber es gibt alljährlich einen Terminkonflikt mit der DVG-Landesmeisterschaft. „Die Devil Dancers und ich sind aber beim ,Tag der Vereine’ dabei.“ In diesem Jahr findet diese Veranstaltung zusammen mit dem Homberger Brunnenfest im Juni statt. Kevin Ulrich vom OSC Rheinhausen will bis dahin wieder fit und im Training sein.