Der Siebenteufelsturm gab den "Devil Dancers" ihren Namen.Halterner Square Dancer sind begeistert von ihrem jungen Topcaller Jörg Biewald. Auslandspunkte in Venedig gesammelt

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DAS VEST IN BEWEGUNG Haltern am See. Schon die Auftaktveranstaltung der "Devil Dancers" erfreut sich großer Beliebtheit. Jörg Biewald (28), einer der talentiertesten Caller, gibt heute das Kommando: "Circle left, circle right, into the middle and back." Der Mann heizt den Square Dancern mächtig ein. Aus der Anlage im Hintergrund tönt Country-Musik.

Vor dem Mann mit dem Mikro in der Hand stehen Gruppen zu vier Pärchen, die sich mal kreuzweise gegenüberstehen, mal über Eck voreinander verneigen und mal alle Hand in Hand im Kreise schreiten. Tanzen nennen sie das, Tanzen im Quadrat, Square Dance.

Die Verpflichtung des jungen Topcallers ist hier ein echtes Zugpferd. "Sein schwungvolles und temporeiches Callen ist bei den Tänzern mehr als beliebt", schwärmt Robert Streiff. Streiff ist einer der sechzehn Gründungsmitglieder, die sich an diesem Abend im Seminarraum des Hans-Böckler-Kollegs in Haltern am See treffen.

Besonders erfreulich für die "Devil Dancers", die ihren Namen aus dem Wahrzeichen der Stadt Haltern, dem Siebenteufelsturm ableiten, ist, dass 88 Gäste aus 18 Clubs gekommen sind: die "Square Breakers" Recklinghausen, die "Roman Sandals" Xanten, die "Lucky Moonlights" Bochum, die "Lake City Dancers" Haltern. Präsidenten anderer Clubs komplettieren die große Square Dance Gemeinde.

"Es gibt 68 Calls auf Englisch, die der Caller variieren kann", erläutert Streiff. "Face your corner, swing your corner, promenade!" Die Tänzer lächeln sich demonstrativ an, gehen im Kreis, wechseln den Partner, bis sie alle durch haben und wieder bei ihrem "alten" Tanzpartner angelangt sind.

Wenn Tango getanzte Verführung ist und Samba getanzter Sex, dann ist das hier rhythmisches Spazierengehen für die ganze Familie? Von wegen. Auch beim Squaredancen kommt man ins Schwitzen. Denn: Die Kunst ist die Umsetzung der Caller-Befehle - und zwar so, dass es leichtfüßig aussieht. "Beim Tanzen ist also Kopf- als Fußarbeit gefragt. Man muss sehr konzentriert zuhören, was der Caller sagt", so Streiff. Gleichwohl steht immer der Spaß im Vordergrund und es gibt keine leistungsbezogenen Wettbewerbe. Das ist übrigens auch ein Markenzeichen des Square Dance.

Was die Squaredancer am Square Dance haben? Man muss sich nicht auf einen Partner einstellen, ist nicht so nah dran an ihm wie bei Standard oder Latein - das erleichtert Anfängern und Tänzern mit zwei linken Beinen den Einstieg. Also genau das Richtige für manche Männer. Das Schöne am Square Dance? Man ist immer in der Gruppe.

Anders als bei zweisamem Vergnügen würden beim Gruppentanz "viele Endorphine freigesetzt", sagt Robert Streiff. "Die Männer behalten ihre Position, wohingegen die Frauen weitergehen." Da seien schon viele neue Lieben entstanden. Aber auch alte zerbrochen.

Die Frauen tragen Petticoats, die Herren Hemden mit Kragenecken und Bolo-Tie (eine Kordel mit Brosche nach Cowboy-Art) oder Gürtelschnallen im Wildwest-Stil. Männer der Szene tragen briefmarkengroße Plastikplättchen am Gürtel: Die "Dangles" zeigen, dass sie schon in anderen Clubs getanzt haben, was im sogenannten "Friendship"-Buch belegt ist. Wer 50 Einträge hat, davon drei zwingend im Ausland, bekommt ein Dangle. Die Calls sind international. "Ich könnte auch in Japan zum Square Dance gehen", lacht Streiff.

Für die "Devil Dancers" macht der Abend Lust auf mehr. Dafür scheint dann auch offensichtlich gesorgt. Mit Steffen Knott, Klaus Andrejcak, Stefan Förster, Joachim Rühenbeck und Wolfgang Hänel hat der Verein weitere Spitzencaller verpflichtet.

Die "Devil Dancers" sammeln übrigens schon Auslandspunkte: Kürzlich ging's zum Karneval nach Venedig. Ohne Caller. Notfalls tut's eben auch ein Kassettenrekorder auf dem Markusplatz.