Der polnische Nationalspieler Karol Bielecki ist nach einem Sportunfall auf dem linken Auge erblindet – und dennoch spielt er weiter Handball. So auch am Donnerstagabend im Testspiel seiner Rhein-Neckar Löwen beim OSC Rheinhausen.

Es war der 11. Juni 2010, als in der Stadt Kielce das Handball-Testländerspiel zwischen Gastgeber Polen und Kroatien stattfand. Nach einer unglücklichen Abwehraktion eines Gegenspielers sank Karol Bielecki zu Boden. Die Augenverletzung, die er sich in diesem Zweikampf zugezogen hatte, erwies sich als derart schwer, dass der 2,02-m-Hüne trotz zweier Not-Operationen auf dem linken Auge erblindete. Ein Schock. Wer aber gedacht hatte, dass diese persönliche Tragödie das Karriere-Aus des Weltklasse-Rückraumspielers erzwungen hätte, der kennt Bieleckis unerschöpfliche Kämpferqualitäten nicht.

„Ich will in diesem Jahr richtig angreifen“, verkündete der Gehandicapte kürzlich in einem Interview. Und heute Abend (Anwurf: 19.30 Uhr, Sporthalle Krefelder Straße) will Bielecki auch in Duisburg beweisen, dass er sogar mit eingeschränktem Sehvermögen weiterhin das Prädikat „wettkampftauglich“ verdient. Mit seinem Klub – dem Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen – ist er im Testspiel gegen den Zweitliga-Aufsteiger OSC Rheinhausen am Ball. Zum Schutz trägt der Rotschopf nun stets eine Sicherheitsbrille aus Plastik.

Rechtshänder Karol Bielecki spielt in der Bundesliga und im polnischen Nationalteam im halblinken Rückraum. Nur sechs Wochen nach dem verhängnisvollen Zusammenprall stand er schon wieder auf der „Platte“ – wie die Handballer ihr Spielfeld so gern nennen. Im Benefizspiel für den verstorbenen Oleg Velyky gegen eine Weltauswahl warf er auf Anhieb drei Tore. Für ihn ist jeder dieser Tests ein kleiner Schritt zurück in Richtung Normalität. Und Torjäger Bielecki ist seinem Klub als Arbeitgeber enorm dankbar, dass dieser bereit ist, das Experiment mit zu wagen und ihn nach der Verletzung nicht einfach fallen ließ. Dieses Vertrauen will der Pole zurückzahlen – mit vielen Treffern. So auch heute gegen den OSC Rheinhausen.