Duisburg. . Die Kohlekraftwerks-Gegner von der „Bürgerinitiative Saubere Luft“ wollen auf den Chempark-Betreiber Currenta zugehen. Sonderlich erwünscht fühlt sich Harald Jochums vom Umweltverband NUV als Gesprächspartner jedoch bisher nicht.
Industriefeindlichkeit wollen die Kohlekraftwerks-Gegner von der „Bürgerinitiative Saubere Luft“ sich nicht vorwerfen lassen – im Gegenteil wolle man doch auf die Industrie, vor allem die Bayer-Tochter Currenta, die den Chempark betreibt, zugehen. Gerade jetzt sehe man auch eine Chance auf Konsens. Norbert Bömer, Sprecher der Initiative: „Der Dialog hatte so lange keinen Sinn, wie Bayer nur darüber reden wollte, ob das Kohlekraftwerk blau oder grün angestrichen wird. Jetzt hören wir, dass sie auch Alternativen wie ein Gas- und Dampfkraftwerk nicht mehr ausschließen. Darüber kann man miteinander reden!“
„Unbefriedigende Antworten“
Bislang fühlt die Initiative sich als Gesprächspartner allerdings nicht sonderlich erwünscht. Mit Trianel stehe man schon lange in einem – trotz prinzipiell unterschiedlicher Ansichten durchaus konstruktiven – Dialog. „Von Currenta allerdings“, so Harald Jochums von Niederrheinischen Umweltverband NUV, „habe ich auf genau einen Brief eine Antwort bekommen – und ich habe viele Briefe geschrieben.“
Außerdem sei diese eine Antwort auch noch sehr unbefriedigend gewesen. Ohnehin habe man das Gefühl, dass Chempark-Leiter Stefan Dresely der Initiative ausweicht. Jochums: „Mit seinem Vorgänger Wolfgang Bieber konnte man einfacher ins Gespräch kommen.“
Wenn man ins Gespräch käme, würden die Kohlegegner dem Chempark ein Gas- und Dampfkraftwerk mit 400 Megawatt Leistung nahe legen. Bömer: „Das ist eine Größenordnung, die Trianel kennt und an anderer Stelle schon in Betrieb hat.“ In Lünen betreibt der Stadtwerke-Verbund zwei 400-MW-Blöcke. In Uerdingen sei allerdings ein Block ausreichend: „Der Chempark produziert zur Zeit zwei mal 115 Megawatt mit seinen eigenen Kraftwerken. Ein gutes Drittel wäre eine angemessene Reserve für eventuelle Expansion - immerhin brummt der Chempark gerade wieder richtig. Und so lange diese Reserve nicht benötigt wird, kann man sie für gutes Geld ins öffentliche Netz einspeisen.“
"Es fehlt ein Abnehmer für einen zweiten Kraft-Wärme-Kopplungs-Kreislauf"
Einen zweiten Block, mit dem das Gaskraftwerk auf die 800 Megawatt käme, mit denen das Kohlekraftwerk geplant war, hält Bömer nicht für sinnvoll: „Es fehlt ein Abnehmer für einen zweiten Kraft-Wärme-Kopplungs-Kreislauf. Also würde die Abwärme ungenutzt in den Rhein gehen. Wenn man das ändern könnte, etwa mit einem Anschluss ans Fernwärme-Netz, gingen natürlich auch zwei Blöcke.“
Was gar nicht gehe seien jedenfalls die alten Kohle-Pläne – auch wegen eines bislang wenig bekannten Details. Jochums: „Die wollen das aus Kostengründen tatsächlich nur einen Kessel bauen. Das heißt: Wenn der eine Störung hat, hat der Chempark keinen Dampf. Und weil das nicht geht, heißt das wiederum, dass die alten Kessel eben nicht abgeschaltet würden, wenn die neue Anlage fertig ist.“
Treffen im Mai
Das alles wird Thema sein, wenn der Vorstand der Bürgerinitiative sich mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Rainer Bischoff – bislang ein Befürworter des Kohlekraftwerkes – sowie dem umwelt- und energiepolitischen Sprecher seiner Fraktion trifft.
Mit Regierungspräsidentin Anne Lüttges – für die Bau- und Betriebsgenehmigung des Kraftwerkes zuständig – ist im Mai ein Treffen geplant. Und auch mit Currenta will die Initiative reden. Wenn Currenta denn auch will.