Duisburg-Rheinhausen. . Auf der Annastraße in Duisburg-Rheinhausen kommt es immer wieder zu Unruhen und Gewalttaten. Nach der Schießerei am Sonntagabend diskutiert der Stadtteil über Sicherheit. “Alles halb so wild“, findet Olaf Ermers, der dort ein Sanitätshaus leitet.
„Annastraße, 47226 Duisburg“. Wer Rheinhausen nur aus den Nachrichten kennt, denkt bei dieser Adresse wahrscheinlich an illegales Glücksspiel, Bandenkriminalität und neuerdings auch an Schießereien auf offener Straße. „Alles halb so wild“, findet dagegen Olaf Ermers. „Das wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Und der 54-jährige sollte es wissen, leitet genau dort doch seit Jahren das gleichnamige Sanitätshaus, das sein Vater 1962 am selben Platz gegründet hatte.
Ex-Bezirksbürgermeisterin Katharina Gottschling machte dort in den 60-ern ihre Berufsausbildung, und wer als Rheinhauser schon mal einen Rollstuhl, einen Stützstrumpf oder eine orthopädische Schuheinlage gebraucht hat, war höchstwahrscheinlich Kunde bei Ermers. „Traditionsgeschäft“ nennt man das allgemein, und so etwas gibt es eben auch noch an der Annastraße.
„Es hat sich schon einiges geändert“
Allerdings, räumt Ermers ein, hat sich über die Jahre einiges geändert: „Vor 50 Jahren war das hier eine der ,besseren’ Einkaufsstraßen in Rheinhausen. Davon ist nicht viel über. Das Kaufhaus Bernhards ist lange weg. Wo früher das Schuhhaus Weiler war, ist jetzt eine Teestube und im ehemaligen Lederwarengeschäft das Büro von Echo-West.“
Probleme mit den mehrheitlich migrantischen Nachbarn hat Ermers allerdings nicht: „Klar, die üblen Geschichten, die hier passiert sind, waren spät abends und meistens am Wochenende. Da kann ich nicht mitreden, ich wohne nicht hier. Und unbeleuchtete Großstadt-Nebenstraßen sind im Dunkeln selten einladend, egal, wer sich da aufhält.“ Tagsüber allerdings fühle er sich hier nicht unwohl, und Angst habe er erst recht keine: „Die Leute auf der Straße, auch die, die in den ,Teestuben’ verkehren, bedrohen keinen und pöbeln auch keine Kunden an - im Gegenteil, die grüßen freundlich.“
Kunden bleiben nicht weg
Ein Umzug, sagt Ermers, sei allerdings auch aus praktischen Gründen nicht drin: „Das Haus ist unser Eigentum.“ Auch die große Orthopädietechnik-Werkstatt - insgesamt arbeiten 18 Menschen am Hauptsitz des Unternehmens, in den reinen Verkaufs- Filialen Rumeln und Krefeld-Hüls nochmal drei - könnte man nicht mal eben verlegen.
Aber dazu, meint er, gebe es auch keinen Grund: „Klar, die Kunden sprechen einen in diesen Tagen drauf an, was hier wieder los war.“ Doch sie bleiben nicht weg. Vielleicht ein Verdienst das alteingesessenen Namens, der trotz statt wegen der Adresse weiter Kundschaft zieht. Aber einen Trend zur Filiale im ruhigen Rumeln vermag Ermers auch nicht festzustellen. Und so spricht einiges dafür, dass sein Sohn, der schon jetzt als Geselle im Familienbetrieb arbeitet, das Geschäft am alten Platz weiter führt. Ermers: „Den Baum, der hier einmal gepflanzt wurde, versetzt man nicht so leicht.“