Duisburg. .
Die Schießerei auf der Annastraße in Rheinhausen war nicht die erste in dem Viertel, das fest in türkischer Hand ist. Und 2009 stürmte ein Sondereinsatzkommando ein Wohnhaus vor Ort. Angeblich soll es um den Streit zweier rivalisierender Gruppen gehen.
Die Schießerei am frühen Sonntagabend auf der Annastraße in Duisburg-Rheinhausen rückt wieder die beiden Straßenzüge in den öffentlichen Fokus, die allein schon wegen ihrer Struktur immer wieder für Schlagzeilen sorgen. An der Atroper wie an der Annastraße reihen sich Internetcafés, Spielhallen, Teestuben und Läden aneinander, bei denen man erst gar nicht weiß, was hinter den abgeklebter Fensterscheiben überhaupt vor sich geht. Das kleine Viertel im Viertel Hochemmerich ist fest in türkischer Hand, was weiterhin kein Problem wäre, wenn es nicht wiederholt mit Vorfällen auf sich aufmerksam machen würde.
Die Schießerei am Sonntag ist nicht die erste. Vor einem halben Jahr schoss jemand vom Gehweg der Annastraße auf einen vorbeifahrenden Mercedes. Das Projektil blieb in der Fahrertür stecken, verletzt wurde niemand. Die Polizei schnappte den mutmaßlichen Schützen und seinen Kompagnon, verweigerte aber jegliche Auskunft zu den Hintergründen der Tat. Und auch diesmal mauern die Sprecher im Duisburger Polizeipräsidium.
Anwohner tuscheln hinter vorgehaltener Hand, offen will sich niemand zu den Vorfällen äußern. Angeblich soll es um den Streit zweier rivalisierender türkischer Gruppen gehen. Dass auf der Annastraße Schüsse nicht zufällig fallen, sondern dass es sich offenbar um gezielte Aktionen handelt, darauf hat auch ein spektakulärer Großeinsatz der Polizei im April 2009 einen Hinweis geliefert.
SEK-Sturm an Annastraße 2009
Mit einem Sondereinsatzkommando stürmte die Polizei damals ein Wohnhaus auf der Annastraße, brach Türen mit einer Ramme auf, durchsuchte die Wohnungen und nahm drei Männer fest. Die Rede war von Beteiligungen an Drogengeschäften, Glücksspiel und Autoschiebereien. Die Polizei wollte auch das damals nicht bestätigen. Dass man aber eine solche spektakuläre Festnahme nicht wegen eines Falschparkers durchzieht, liegt auf der Hand.
Die Schießerei am Sonntag ist in ihrem Ausmaß aber dennoch ein Novum. Nie zuvor war die öffentliche Sicherheit durch die offenbar Milieu-internen Konflikte so bedroht. Die Schüsse fielen auf offener Straße. Ein Anwohner berichtet von mindestens acht, ein anderer von 18 Schüssen, die alle schnell hintereinander auf das Ladenlokal abgefeuert wurden. Laut Polizei sollen aufgrund der gefundenen Patronenhülsen unterschiedlichen Kalibers mindestens zwei Waffen benutzt worden sein.
Dass die Polizei für die Einsätze an der Annastraße sensibilisiert ist und im Ernstfall mit schwerem Geschütz vorfährt, hatte bereits die Festnahme des SEK vor zwei Jahren gezeigt. Doch auch am Sonntag waren die Beamten extrem schnell vor Ort. Zeugen zählten kurz nach den Schüssen sieben Streifen- und einige Zivilwagen, Taxifahrer berichten von einer Hundertschaft und Beamten mit schusssicheren Westen und Maschinenpistolen, die sich auf dem Marktplatz bereit gehalten haben soll. Noch eine halbe Stunde später seien weitere Streifenwagen aus Moers mit Blaulicht nach Rheinhausen gerauscht, ein Polizeihubschrauber soll mit Suchscheinwerfer über dem Stadtteil gekreist sein.
Weißer Transporter ist aufgetaucht
Die Spurensuche war nicht nur die halbe Nacht, sondern auch noch am Montagmittag beschäftigt, als ein zunächst gesuchter weißer Transporter wieder auftauchte und ein weiteres Einschussloch untersucht wurde.
Auf politischer Ebene ist am Montag wieder zaghaft die Diskussion in Gang gekommen, wie man die Vorgänge in den dubiosen Läden in dem Bereich besser in den Griff bekommen kann und wie sich die unerwünschte Entwicklung der Straßenzüge unterbinden lässt. Schnelle Erkenntnis: Ohne gemeinsames Vorgehen von Polizei, Ordnungsamt, Stadt und Politik wird es nicht funktionieren.