Castrop-Rauxel..

Da steht ein Skelett auf dem Lambertusplatz. So knöchern könnten wir durchaus bald alle aussehen, wenn es mit der Atompolitik weiter geht wie bisher. Und deshalb forderte das Castrop-Rauxeler Aktionsbündnis gegen die Verlängerung der AKW-Laufzeiten am Samstag bei der Kundgebung in der Altstadt: „Fukushima ist überall – Atomausstieg jetzt!“

Das „windelweiche“ Merkelsche Moratorium sei doch lediglich Augenwischerei, sagte der Sprecher des Aktionsbündnisses, Ulrich Werkle. „Es ist eine Trickserei, um über die bevorstehenden Landtagswahlen zu kommen.“ Nach den drei Monaten, die keineswegs ausreichen würden, um die Atomkraftwerke auf ihre Sicherheit zu überprüfen, kehre die Bundeskanzlerin zurück zu ihren Deals mit den Atomkonzernen. Deshalb müsse nun das Volk den Druck erhöhen, so Werkle vor – viel zu wenigen – Demonstrierenden. Werkle forderte zu einem Boykott auf: „Entzieht den Konzernen ihre wirtschaftliche Basis, wechselt den Stromanbieter, wechselt zu Ökostrom.“ Kundenverlust nämlich sei die einzige Sprache, die Eon, RWE und Co. verstünden.

Der verzweifelte Kampf gegen den Super-Gau in Japan zeige nun nur zu deutlich, wie wichtig der Druck der Bevölkerung sei. Werkle: „Was in Japan passiert, kann auch hier passieren, doch das wird hier nur als Restrisiko abgetan.“ Doch das Unvorhersehbare, das Unvorstellbare könne auch uns treffen. „Konzernvorstände und Regierung müssen einfach begreifen, dass ganze Landstriche verseucht werden und Menschen ins Elend stürzen“, unterstrich Werkle die atomare Gefahr. Eine Kernschmelze, fügte er hinzu, sei auch in deutschen Werken nicht auszuschließen.

Zustimmend applaudierten die Teilnehmer der Kundgebung und einige Passanten, die stehen blieben und ebenfalls zuhörten. Andere wiederum gingen einfach vorbei, murmelten sich etwas in den Bart, was eher von Gleichgültigkeit zeugte: „Mein Gott, man kann doch eh nichts dagegen tun“, meinte ein Bürger im Vorbeigehen.

Und ein anderer zynisch: „Da haben die jetzt endlich wieder was zum Demonstrieren.“

Die Mehrheit der Bevölkerung jedoch scheint sensibilisiert, fühlt mit Japan und erkennt die Gefahr. „Betroffenheit und Interesse am politischen Geschehen sind sehr groß“, beobachtete Ulrich Werkle. Die meisten, sagt der Sprecher des Aktionsbündnisses, seien ganz klar gegen die Laufzeitverlängerung.