Duisburg-Homberg. . Einen eigenen Stern erhalten nicht nur Filmstars auf dem “Walk of Fame“ in Hollywood, sondern auch findige Mitarbeiter von Sachtleben. Durch deren Verbesserungsvorschläge spart das Unternehmen 775.000 Euro. Dafür gibt's Ruhmes-Sterne - und Prämien.
Wer die Hauptverwaltung des größten Arbeitgebers in Homberg betritt, kommt an Rafael Goette jetzt nicht mehr vorbei. Seit gestern hat der Industriemeister einen eigenen Stern. Und auch mehr Geld auf dem Konto.
Sein Name ist in Bronze gegossen, auf jenem Stern, der jetzt vor dem Eingang des Chemie-Unternehmens Sachtleben im Boden verankert ist. Wie Hollywood-Stars verewigt die Firma ihre Mitarbeiter, die Vorschläge machen, wie sich im Betrieb Geld sparen lässt. Für die innovativsten und wirtschaftlichsten Vorschläge des Jahres gibt es neben einem Platz auf dem „Walk of Fame“ auch eine dicke Prämie.
Die Idee von Rafael Goette erleichtert die Herstellung und Qualität bei der Bariumsulfat-Produktion. Sachtleben spart dadurch Kosten von mehr als 200 000 Euro im Jahr. Und dem Industriemeister Goette brachte der Vorschlag eine Prämie von 25 000 Euro.
1251 Ideen von 617 Mitarbeitern
Noch mehr Betriebskosten spart das Unternehmen durch das komplexe Paket an Maßnahmen, das elf Schicht- und Betriebsmeister aus der Titandioxid-Fabrik ausgeklügelt haben. Durch die Umsetzung ließen sich die Stillstandsintervalle der Abgasreinigungsanlage reduzieren. Gesamtersparnis für das Unternehmen: 432 900 Euro. Für die gute Idee erhielt das gesamte Team neben dem zweiten Stern, der gestern verlegt wurde, eine Prämie von 71 000 Euro.
Insgesamt hatten im vergangenen Jahr 617 Mitarbeiter 1251 Vorschläge für Verbesserungen eingereicht. Die Mitarbeiter entdeckten damit ein Einsparpotenzial von 775 000 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr sind das satte 50 Prozent mehr, die ausgezahlte Prämiensumme liegt mit 156 000 Euro fast doppelt so hoch wie im Jahr davor.
Zwei Dutzend Sterne glänzen vor dem Eingang
Das für die Firma als auch für die Mitarbeiter lukrative Modell mit dem eher schnöden Titel „Betriebliches Vorschlagswesen“ gibt es seit 1968. Damals gingen 20 Vorschläge ein. Eine Art Revolution sei das damals gewesen, sagt Betriebsratschef Klaus Pilger. „Innovationen, das war etwas für die Ingenieure oder Betriebsleiter, aber keinesfalls für die normalen Mitarbeiter. Und mit einem Vorschlag zur Verbesserung widerspricht man letztlich ja auch seinem Vorgesetzten.“ Das Modell hat sich bei Sachtleben über die Jahre in den Arbeitsalltag integriert, 1998 richtete das Unternehmen den „Walk of Fame“ ein. Zwei Dutzend Sterne glänzen inzwischen vor dem Eingang, die Hälfte des Weges ist noch frei. „Das reicht, bis ich in Rente gehe“, unkte gestern ein Mitarbeiter im Vorbeilaufen.