Duisburg. .

Für Rheinhauser Rentner darf es morgens schon mal ein Pils und ein Korn sein. In den Kneipen herrscht ein Preiskampf um das billigste Frühstücksbier, teils mit Sonderaktionen während der Morgenstunden. Manche "Happy Hour" beginnt da schon um 9 Uhr.

„Wir sind die Günstigsten“, sagt Mesut Culan, Inhaber des „Delfter Stübchens“ an der Elisabethstraße, dort kostet ein Glas König Pilsener (0,2 Liter) zur „Happy Hour“ zwischen 10 und 12 Uhr gerade mal 50 Cent, ansonsten ein Euro. Das Schnaps-Pinneken wird für einen weiteren Euro gefüllt. Ziel ist, neue Kunden zu gewinnen, denn Culan betreibt die Kneipe erst seit November. „In Zukunft wird’s das Angebot einmal die Woche geben“. Noch lockt der Niedrigpreis nicht viele Gäste an. Es ist fast 10.30 Uhr, ein einsamer Rentner steht am Tresen, das König-Pilsener-Glas in seiner Hand — dafür ist er extra aus Duisburg-Homberg gekommen.

Gelassenheit wegen Stammkundschaft

Auch das nahe gelegene „Stadtleben“ spricht die frühe Kundschaft an, das Gedeck kostet hier einen Euro zwischen 9 und 14 Uhr, später dann 2,40 Euro. „Für mich ist das ein Verlustgeschäft“, sagt Wirtin Margarete Kamp, die seit etwa 30 Jahren in der Gastronomie tätig ist. „Das ist ein Kennenlern-Angebot, ein Anreiz für die Leute, sich mal das Stadtleben anzugucken.“ Als alteingesessene Wirtin sieht Kamp dem Bierpreiskampf gelassen entgegen. In ihrer anderen Kneipe, der „Kupferkanne“ am Markt kriege sie ihn gar nicht mit und habe daher keine Sonderaktionen.

Dennoch sitzen morgens ein gutes Dutzend Rentner bei ihr, Bier und Schnaps kosten jeweils 1,20 Euro. „Ich habe viele Stammkunden, bin mit ihnen zusammen alt geworden. Außerdem bin ich mit Herz dabei und packe selbst mit an. Meine Kunden sind mir treu.“

Auch der „Reichsadler“ an der Atroper Straße habe seine regelmäßigen Gäste und beteilige sich nicht an Billigpreisen zur Morgenstunde, das Gedeck kostet hier jedoch relativ günstige 1,50 Euro. Dass die Kneipen in Rheinhausen morgens aufmachen, habe Tradition, sagt Wirt Udo Möwius: „Als es hier noch Krupp gab, haben wir um 6 Uhr aufgemacht, dann kamen die ersten Malocher von der Schicht — rund 80 Mann — und bestellten ihr Feierabendbier.“ Inzwischen kommen die Logport-Arbeiter und die Diakonie, sie sind aber deutlich weniger als die Kumpel von einst.

Kneipiers: Es ist ein Verlustgeschäft für alle

Im „Rheinhausener Treff“ an der Krefelder Straße gibt’s ein Bier und einen Schnaps für 2,40 Euro — zu jeder Tageszeit. Im „Bierbrunnen“, Friedrich-Alfred-Straße, kostet das Gleiche bis 17 Uhr nur einen Euro.

Gleichwohl alle Kneipiers um die Kampfpreise wissen, verlassen sie sich, wie sie sagen, auf ihre Stammgäste und nicht auf Laufkundschaft. Ein Verlustgeschäft sei es jedoch für alle. Man könne nicht allzu lange durchhalten — zumindest wenn in Köpi- und Diebels-Gläsern auch drin ist, was draufsteht. Es gebe Schwarze Schafe in Rheinhausen, heißt es, bei denen Etikettenschwindel betrieben werde. Bislang sind der Redaktion allerdings keine Beschwerden bekannt, dass zum Frühstück billige Plörre und Fusel ausgeschenkt wird.