Duisburg. .
Der Bauverein in Duisburg Rheinhausen wollte bei Google verfügen, dass alle seine 400 Wohnhäuser im virtuellen Städteatlas „Street View“ unkenntlich gemacht werden. Das US-Unternehmen lehnt das ab.
Mit „Google Street View“, das derzeit in aller Munde ist, hat der Bauverein Rheinhausen so seine Probleme. „Die Daten werden nicht aktualisiert. Das bedeutet, dass die zum Teil jetzt schon älteren Bilder für Jahre bestehen bleiben“, sagt der Vorstandsvorsitzende Volker Seemann.
Triste Häuserzeilen sind schlechte Werbung, vor allem weil der Bauverein seinen rund 400 Objekten ein ordentliches Sanierungsprogramm verordnet hat. Neue Dämmung, neuer Putz, neue Balkone, neue Fassaden. Nur: Bei Google im Internet wird davon nichts zu sehen sein. „Wir hatten das Thema lange diskutiert und uns schließlich auf eine Linie geeinigt“, sagt Seemann. Die Linie lautet: Der Bauverein legt Einspruch gegen die Abbildung seiner 400 Objekte ein. Doch Google weigert sich, die Häuser unkenntlich zu machen.
Es gab einen Schriftwechsel mit dem Unternehmen. Google argumentiert, der Bauverein sei keine natürliche, sondern eine juristische Person. Und die fallen wie Personen-Mehrheiten, Vereine, Gruppen und Gemeinden aus den entsprechen Regeln des Datenschutzes. Geschäfts- oder Gewerbegebäude unkenntlich zu machen, neudeutsch zu „pixeln“, obliege nur natürlichen Personen, denen diese Gebäude gehören oder sie bewohnen.
Kuriositäten
am Straßenrand
Für Seemann bleibt das unverständlich. „Wir sind eine Genossenschaft, unsere Mitglieder sind Kapitaleigentümer und natürliche Personen.“ Die Aufregung halte sich aber beim Bauverein in Grenzen. „Klagen werden wir nicht.“ Das braucht die Genossenschaft auch nicht. Denn wer virtuell durch die Straßen im Duisburger Westen läuft, wie es das Programm ermöglicht, stellt schnell fest, dass viele der über 5000 Mitglieder des Bauvereins ihre Häuser haben pixeln lassen. An der Hans-Böckler-Straße, wo der Bauverein derzeit den Straßenzug modernisiert, ist kaum ein Haus in der gewohnten Schärfe zu erkennen. Aus groben Pixelblöcken besteht auch die Ansicht der Duisburger Straße. Hier wird die Kritik der Genossenschaft nachvollziehbar. Die Häuserzeilen sind längst modernisiert, Google aber präsentiert nur Bilder mit der alten Backstein-Front.
Überhaupt enttäuscht das Programm oft mit alten Bildern. Der Kamerawagen dürfte vor mehr als anderthalb Jahren seine Runden durch die Straßen gedreht haben. Am Rheinhauser Markt steht noch die alte Tanke, ebenso wie die Fußgängerinsel, die längst „Shared Space“ gewichen ist. Und die L473n endet noch an der Bachstraße. Am Mega-Kreisel vor der Brücke der Solidarität laufen gerade die Restarbeiten, die Osttangente ist noch nicht angeschlossen.
Viele Pixel, hakelige Navi
Alte Schaufenster und ehemalige Geschäfte kann sich der geneigte Nutzer in den Fußgängerzonen in Rheinhausen und Homberg ansehen. Der Kamerawagen ist auch dort durchgefahren.
Kurioses am Wegesrand lässt sich beispielsweise am Röttgenweg in Asterlagen entdecken. Die Privatsphäre endet nicht am Straßenrand. Die Kamera filmt auch über die Toreinfahrt hinaus. Dort sieht man den Hausbesitzer beim Plausch mit dem Nachbarn am Gartenzaun. Es gibt eine schier unermessliche Fülle an Details. Am Friemersheimer Marktplatz lässt sich die Werbung an den Litfaßsäule lesen, in der Hochheider Ladenstadt ist eine Frau zu beobachten, die vor der Trinkhalle einen Teller Suppe löffelt. Und sogar die Auslage des Juweliers Krebber, der inzwischen geschlossen hat, ist zu bewundern. Übrigens können sich in Baerl auf der Schulstraße vereinzelte Bewohner der schmucken Häuser am Straßenrand den Pixelantrag sparen. Dort stand der Bus der Linie 913 nach Moers dem Kamerawagen im Weg.