Duisburg-Homberg. Wer nicht viel Geld hat, kann jeden Donnerstag in Duisburg-Homberg eine kostenlose Mahlzeit bekommen. Doch der Mittagstisch bietet weit mehr.
Wer demnächst donnerstagmittags hungrig am Pfarrheim St. Johannes in Homberg vorbeigeht, der muss höllisch aufpassen. Wunderbar deftige Hausmannskostdüfte versetzen den einen oder anderen unvermittelt zurück in seine Kindheit direkt an Omas Esstisch. Da kann es mit der Achtsamkeit im Straßenverkehr schon mal schnell vorbei sein. Seit dem 9. Februar laden die Caritas und die Kirchengemeinde St. Franziskus einmal in der Woche zum kostenlosen Mittagstisch für Bedürftige ins Pfarrheim St. Johannes an der Marienstraße 2a.
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Zum Auftakt gibt es Grünkohl mit Mettwurst. Dementsprechend schaut man in dem großen hellen Saal auch ausnahmslos in zufrieden lächelnde Gesichter. Es schmeckt allen ganz hervorragend und an den einzelnen Tischen herrscht fröhliche Plauderatmosphäre. „Wir haben durch unsere vielfältigen Projekte hier in der Umgebung festgestellt, dass die finanzielle und auch soziale Situation sich durch die Energiekrise zugespitzt hat und wollten etwas tun“, erklärt Stefan Ricken, Diakon und Mitarbeiter der Caritas Duisburg. Deshalb wurde dieser offene Mittagstisch ins Leben gerufen und soll sich in den kommenden Wochen etablieren.
Erster Mittagstisch für Bedürftige in Duisburg-Homberg ist gut besucht
Rund 50 Mahlzeiten hat Ricken für den Auftakt des Tisches bestellt, gut 20 ist er bereits um kurz nach zwölf an Gäste losgeworden, und da auch das komplette Helferteam mit insgesamt 13 Leuten anwesend ist, bleibt bestimmt nicht viel übrig. Gekocht hat die Großküche im Haus am Sandberg, das Essen wird geliefert und die Helferinnen und Helfer teilen aus, räumen ab, spülen und sorgen dafür, dass sich alle wohlfühlen. Allerdings haben die Damen beim letzten Punkt nicht viel zu tun, denn die Stimmung ist fröhlich und entspannt. Wie in einem Restaurant, das vorwiegend ältere Semester begeistert.
Nach dem Hauptgang gibt es noch Kaffee, Joghurt und Kekse. Und so eine warme Mahlzeit in Gesellschaft bewirkt wesentlich mehr als nur einen vollen Bauch. „Ich finde es schön, hierherzukommen und mich zu unterhalten“, sagt Marianne. Sie ist gemeinsam mit ihrer Nachbarin gekommen, die den warmen Mittagstisch noch aus Vor-Coronazeiten kennt: „Damals war ich immer freitags hier, da gab es Fisch, das war super“, lächelt sie. Rita gibt zu, dass sie als alleinstehende Rentnerin oft keine Lust hat, für sich allein zu kochen. Rolf ergänzt, dass er sich freut, mal wieder Leute zu treffen, die er lange nicht gesehen hat.
Mittagstisch in Duisburg-Homberg bietet auch ein Stück Sozialleben
Über mangelndes Geld oder eine wirtschaftliche Notlage möchte niemand offen sprechen, die sozialen Aspekte überwiegen eindeutig. Dennoch weiß Ricken zu berichten, dass auch heute Menschen anwesend sind, denen es wirtschaftlich wirklich sehr schlecht geht. „Wenn sie sich umschauen, erblicken sie ausnahmslos sehr gepflegte, offene und freundliche Menschen. Die Schwierigkeiten sieht man niemandem an.“ Das stimmt. Wer sich auf eine deprimierende Atmosphäre vorbereitet hat, der wird sich wundern. Die Rentner und Rentnerinnen sind redselig und durchweg gut gelaunt. Dennoch handelt es sich ganz klar um ein Angebot für Bedürftige.
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„Hier muss sich niemand schämen, wir fragen am Eingang nicht nach einem Berechtigungsausweis oder Ähnlichem“, betont Stefan Ricken. Wer im Übrigen gerne vorbeikommen und mitessen möchte, finanziell aber nicht ganz klamm ist, der kann gerne eine Spende abgeben, aber, wie gesagt, es ist kein Muss. Der Speiseplan für die kommenden Wochen steht ebenfalls schon. Nächste Woche gibt’s Möhreneintopf mit Bratwurst und danach Wirsingroulade mit Kartoffeln.
Anmeldung erwünscht, aber nicht erforderlich
Um die Planung zu erleichtern, freut das Team sich über eine kurze vorherige Anmeldung. Das geht unter der Telefonnummer 0173 6334264, gerne über die Mailbox oder auch WhatsApp. Wer einfach spontan vorbeikommt, ist natürlich ebenfalls willkommen. Ermöglicht wurde dieses Projekt durch Spenden der Caritas und der Kirchengemeinde. Ebenso steuert die Sparkasse aus dem Spendenmarathon „Herzensangelegenheiten“ eine ordentliche Summe bei, sodass auch die längerfristige Finanzierung nicht gefährdet ist.