Duisburg West. Im Coronajahr müssen die Ausgabestellen für Hefte & Co. geschlossen bleiben. Die Hilfen für bedürftige Familien koordinieren jetzt die Schulen.

Keine Chance! Die Schulmaterialkammer und die Corona-Pandemie, das sind zwei, die nicht zusammenpassen. Deshalb sind die Einrichtungen in Rheinhausen und Homberg schon seit dem Frühjahr geschlossen. Nicht nur die Aktion zum Schulstart, sondern auch die monatlichen Sonderöffnungszeiten mussten gestrichen werden. Das Gedränge wäre einfach zu groß gewesen.

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Der Homberger Diakon Stefan Ricken , der das ökumenische Hilfsprojekt im Duisburger Westen für die Kirchen und die Caritas koordiniert, erklärt das Problem: „Zum Ende der Sommerferien hätten wir allein am Standort in Rheinhausen 650 Kinder und ihre Eltern gehabt, die sich für den Schulstart eindecken.“ Ein Ansturm, den die Ehrenamtlichen alle Jahre wieder bei den Materialausgaben für bedürftige Kinder erleben. „Da hätten wir innerhalb von zwei bis drei Wochen 1200 Leute durchschleusen müssen. Und das mit Ehrenamtlichen, die zum großen Teil zu den Risikogruppen gehören.“

Auch weil viele Ehrenamtler in der Einrichtung helfen, die aus Altersgründen zu Risikogruppe zählen, wurde die Notbremse gezogen.
Auch weil viele Ehrenamtler in der Einrichtung helfen, die aus Altersgründen zu Risikogruppe zählen, wurde die Notbremse gezogen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Ricken und seine Mitstreiter haben die Notbremse gezogen. „Die Lage ist schwierig“, sagt der Diakon. Aber das bedeutet nicht, dass es in diesem Jahr keine Unterstützung für Kinder gibt, deren Eltern sich den Berg an Heften, Ordnern und Stiften, den so ein Schuljahr verschlingt, nicht leisten können.

„Wir mussten unser System umgestalten“, sagt Stefan Ricken, der als Lösung für das Coronajahr die Schulen mit ins Boot genommen hat. Sie sind nun Kooperationspartner der Schulmaterialkammern und haben vor Ort einen Blick auf den Bedarf der Kinder und Jugendlichen. Ricken: „Unsere Ansprechpartner sind die Sozialarbeiter.“

Während die Sachen früher direkt in den Einkaufstaschen der Familien landeten, die immer nur einen ganz kleinen Eigenanteil bezahlen müssen, bestellen nun die Sozialarbeiter oder Lehrer das Material und verteilen es an die Schüler, deren Eltern ein geringes Einkommen nachweisen können. „Wir haben bisher nicht eine solche Fülle ausgegeben wie sonst, aber den nötigsten Bedarf decken wir hoffentlich auch auf diesem Wege ab“, sagt Ricken. Das Ganze steht und fällt in diesem Jahr mit dem Engagement der Ansprechpartner in den Schulen. „Von den meisten bekommen wir ausführliche Bestellwünsche, manche haben bisher aber auch gar nichts angefordert.“ Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger Westen

Ansprechpartner für Familien, denen die Ausgaben für Hefte & Co. über den Kopf wachsen, sind die Schulsozialarbeiter. Ansprechpartner für die Schulen ist Organisator Stefan Ricken: stefan.ricken@caritas-duisburg.de, 020 66/4 16 84 18

>>> SCHULMATERIALKAMMERN SIND AUF SPENDEN ANGEWIESEN

In Duisburg gibt es insgesamt sechs Schulmaterialkammern – in Homberg, Rheinhausen, Nord, Süd, Mitte und Meiderich, die von 100 Ehrenamtlern betreut werden. Auch wenn die Verteilung in diesem Jahr anders läuft, ist der Bedarf an Spenden groß. Stadtweit werden pro Jahr 60.000 Euro benötigt. Die Homberger Schulmaterialkammer hat sich zuletzt über 1500 Euro vom Moerser Bauunternehmer Maas gefreut.