Duisburg-Rheinhausen. Seit 20 Jahren arbeitet Thilo Mittmann als Standesbeamter im Standesamt Duisburg-West in Rheinhausen. Sogar am Rosenmontag hat er schon getraut.

  • Thilo Mittmann arbeitet seit 30 Jahren als Standesbeamter in Duisburg, 20 Jahre davon als Standesbeamter im Standesamt Duisburg-West in Rheinhausen.
  • Unzählige Paare hat er schon getraut – dazu zählen auch viele kuriose Trauungen. Etwa eine, bei der ein Ring ins Wasser kullerte.
  • Der 58-Jährige blickt im Interview mit der Redaktion auf die bemerkenswertesten und kuriosesten Trauungen in seinem Berufsleben zurück.

Eine gewisse Grundnervosität gehört dazu. Das ist auch nach 20 Jahren im Job nicht anders. So lange arbeitetet Thilo Mittmann schon als Standesbeamter und Amtsleiter im Standesamt Duisburg-West am Körnerplatz in Rheinhausen. „Der rote Faden für eine Trauung liegt immer in meiner Mappe, damit ich zur Not draufschauen kann“, sagt er mit einem Lächeln. Wir sitzen im holzverkleideten Trauzimmer, der Ort, an dem Mittmann schon zahlreiche Paare vermählt hat.

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Dass auch Paare am Tag ihrer Hochzeit nervös sind, sei die Norm. „Oft habe ich die Paare vorher ja gar nicht kennengelernt.“ Kurz vor den Trauungen bittet er sie daher gerne ins Vorzimmer für ein kurzes Kennenlernen. Und: Jedes Paar hat individuelle Wünsche. Was ist etwa mit den Ringen? Gibt es welche? Sind sie zu unterscheiden? „Oder auch das Thema Kuss ist immer spannend“, sagt Mittmann. „In machen Kulturen ist das unangebracht. Da will man ja nicht ins Fettnäpfchen treten, wenn man das Paar vor der Familie auffordert, sich zu küssen.“

Das Trauzimmer im Standesamt Duisburg-West am Körnerplatz in Rheinhausen, direkt neben dem Bezirksrathaus. Hier hat Standesbeamter Thilo Mittmann schon viele Paare getraut.
Das Trauzimmer im Standesamt Duisburg-West am Körnerplatz in Rheinhausen, direkt neben dem Bezirksrathaus. Hier hat Standesbeamter Thilo Mittmann schon viele Paare getraut. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

In seinem jahrelangen Dienst im Rheinhauser Standesamt hat Mittmann schon so einige kuriose Trauungen erlebt. „Einmal, es war ein Freitag, standen vier Eheschließungen an“, erinnert er sich. „Da stand dann aber plötzlich ein fünftes Paar vor der Tür.“ Wie „selbstverständlich“ betraten sie das Standesamt, inklusive Gäste im Schlepptau. Mittmanns Hinweis, dass sie nicht auf der Liste stehen, weil noch notwendige Papiere fehlten, störte das Paar nicht. „Die sollten wir nachreichen, hier sind sie“, sollen sie gesagt und die Papiere auf den Schreibtisch gelegt haben. Etwas zu spontan. „Doch auch da gab es eine Lösung“, berichtet Mittmann. „Ich habe denen gesagt, sie sollen mit ihren Gästen in Ruhe essen gehen, damit ich etwas Vorlaufszeit habe. Als Nachtisch gibt es dann die Trauung. Man will denen ja nicht den Hochzeitstag vermiesen.“

Hochzeit am Rosenmontag in Duisburg: „Wie eine kleine Karnevalsparty“

So auch an einem Rosenmontag – in Duisburg eigentlich ein inoffizieller Feiertag. Da hat er einen Ex-Karnevalsprinzen und dessen Pagin verheiratet – direkt nach dem Karnevalszug in der City, im Trauzimmer im Rathaus. „Das war wie eine kleine Karnevalsparty“, erinnert er sich lachend. Brautpaar und Gäste erschienen stilecht in passender Narrenkleidung. „Eine der besten Trauungen, die ich erlebt hat“, schwärmt Mittmann noch heute. Oder der Tag, an dem er ein Paar auf dem Museumsschiff Oscar Huber vermählte, einer von mehreren besonderen Trauorten in Duisburg. „Die hatten einen Hund dabei, an dessen Hals die Ringe angebunden waren“, erzählt der Standesbeamte. „Als es soweit war, schüttelte sich der Hund heftig – und ein Ring kullerte ins Wasser.“

Der Eingang zum Standesamt Duisburg-West am Körnerplatz in Rheinhausen. Hier erfolgt die Anmeldung zur Eheschließung für Duisburgerinnen und Duisburger, die in den Bezirken Rheinhausen und Homberg/Ruhrort/Baerl wohnen.
Der Eingang zum Standesamt Duisburg-West am Körnerplatz in Rheinhausen. Hier erfolgt die Anmeldung zur Eheschließung für Duisburgerinnen und Duisburger, die in den Bezirken Rheinhausen und Homberg/Ruhrort/Baerl wohnen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Auf der anderen Seite gebe es viele Paare, die es unspektakulär mögen. Einen Termin für die Eheschließung können Duisburger ein halbes Jahr vorher buchen, die Anmeldung erfolgt im Normalfall als separater Termin. „Ich habe auch schon Leute direkt bei der Anmeldung getraut“, berichtet Mittmann. Ohne Gäste, ohne schmückende Worte – einfach ein bürokratischer Akt. Fakt ist: Jede Trauung ist individuell. „Ich habe schon vorgefertigte Reden bekommen, die ich dann vorgelesen habe. Manche Paare sprechen selber gerne, manchmal musizieren die Gäste im Zimmer.“ Und: „Meist passiert draußen mehr als drinnen.“ Die eigentliche Trauung dauert rund 15 Minuten, vor dem Standesamt folgen dann oft Sektempfänge bis hin zu ausgerollten roten Teppichen.

Standesbeamter aus Rheinhausen traute auch schon in Duisburgs Forensik

Auch Trauungen an Orten, an denen die sonst so natürlich Fröhlichkeit nicht selbstverständlich ist, gehören zum Alltag des Standesbeamten. Haus- und Krankenhausbesuche etwa, bei denen ein Partner im Sterben liegt. „Das muss man echt überlegen, was man da sagt“, erklärt Mittmann. Und sogar Straftäter hat der 58-Jährige schon getraut. „Zweimal war ich schon in der Forensik Hohenbudberg zu Gast. Da bekommt das Brautpaar nach der Trauung sogar 15 Minuten Zeit nur für sich.“

Hochzeiten am Rosenmontag und Paare, die ohne Termin auftauchen: Standesbeamter Thilo Mittmann aus Duisburg hat in 20 Jahren schon einige kuriose Trauungen erlebt.
Hochzeiten am Rosenmontag und Paare, die ohne Termin auftauchen: Standesbeamter Thilo Mittmann aus Duisburg hat in 20 Jahren schon einige kuriose Trauungen erlebt. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Mittmann liebt seinen Beruf. Das merkt der aufmerksame Zuhörer an jeder seiner Anekdoten. „Ich bin sehr zufrieden und komme gerne hierhin.“ Dabei machen Eheschließungen nur ein Teil seines Berufs aus. Schon seit 30 Jahren arbeitet der 58-Jährige als Standesbeamter in Duisburg, die ersten zehn Jahre im Standesamt Mitte im Geburtenbereich. Von der Geburt bis zum Tod begleiten er und seine Kolleginnen und Kollegen die Duisburger. Die Eheschließungen haben für Mittmann aber dabei immer einen besonderen Stellenwert.

Anmeldung der Eheschließung in Duisburg: Manche Fälle sind knifflig

Wie aufwendig das sein kann, ahnen wohl nur die wenigsten. „Die Anmeldung der Ehe ist das Zusammentragen der Bürokratie“, sagt er. Teilweise sei ein „unheimlicher Beratungsaufwand“ im Vorhinein notwendig. Denn schon bei der Anmeldung der Eheschließung kann es zu kniffligen Situationen kommen. Etwa, wenn unterschiedliche Nationalitäten im Spiel sind. „Jedes Land hat ja seine eigenen Regeln“, weiß der Experte. „Das kann unter Umständen dauern.“ Der engagierte Standesbeamte betont: „Bisher habe ich noch alle getraut.“ Das möchte er auch weiterhin.