Duisburg/Moers/Kamp-Lintfort. Fieberzäpfchen sind Mangelware. Apotheker mit Filialen in Duisburg und Moers setzen nun auf Eigenproduktion. Was die begehrte Ware kostet.

Erst Fiebersaft, nun auch Fieberzäpfchen: Die Apotheker-Brüder Muhammed und Erol Gülsen, die Apotheken in Rumeln-Kaldenhausen, Moers und Kamp-Lintfort betreiben, haben in der vergangenen Woche mit der Eigenproduktion der begehrten Medikamente begonnen. „Wir hatten die Idee, haben die ersten Zäpfchen gegossen – und das hat wunderbar geklappt“, sagt Muhammed Gülsen im Gespräch mit der Redaktion.

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Schon im August haben die Brüder und ihr Team die Eigenproduktion des Fiebersafts gestartet, nun können sie auch Zäpfchen anbieten. Der Bedarf scheint da. Auf Facebook richtete sich das Team mit einem dramatischen Appell an die Öffentlichkeit. „Industrie liefert nicht, Krankenkasse zu lahm, Politik schweigt. Wir gießen jetzt Fieber- und Schmerzzäpfchen selbst“, heißt es dort.

Fieberzäpfchen in Eigenproduktion: Arbeit nach dem Vier-Augen-Prinzip

Aus einem Mix aus Hartfett, Paracetamol und weiteren Substanzen stellt das Apotheker-Team die Zäpfchen her – „pro Durchgang kommen zehn Zäpfchen heraus“, berichtet Muhammed Gülsen. Verkauft werden sie im Fünferpack. Zeitaufwand für die Produktion einer Zehnerserie: 40 Minuten bis eine Stunde. Das Team setzt bei der Arbeit – wie schon beim Fiebersaft – auf das Vier-Augen-Prinzip. Aktuell gibt es die Zäpfchen mit Paracetamol in zwei Stärken: 125 und 250. „Ibuprofen-Pulver ist aktuell nicht zu kriegen“, sagt Gülsen.

Muhammed Gülsen /Foto) und sein Bruder Erol produzieren in ihren Apotheken Fiebersaft- und Zäpfchen selbst.
Muhammed Gülsen /Foto) und sein Bruder Erol produzieren in ihren Apotheken Fiebersaft- und Zäpfchen selbst. © Privat | Privat

In gut einer Woche haben die drei Apotheken rund 100 Stück verkauft, den Fünferpack gibt es für 3,20 Euro. „Laut Preisverordnung müssten wir viel mehr nehmen, bis zu 20 Euro.“ Gülsen betont, dass die Apotheker lediglich die Kosten für Material und die Verpackung berechnen. Dass der Bedarf da ist, sei offensichtlich. „Die Leute kommen sogar aus Dinslaken und Essen, zum Teil rufen auch Nachbarapotheken an und fragen, ob wir noch was haben.“ Es sei „verdammt unangenehm“, wenn man Kunden wegschicken müsse.

Medikamente knapp: Verzweifelte Eltern auf der Suche nach Fieber-Präparaten

In Kommentaren zum Facebook-Beitrag ist die Verzweiflung vieler Eltern deutlich zu erkennen. „Ich habe erst letzte Woche mit einem verzweifelten Vater zusammen in einer Apotheke gestanden, wo er nichts mehr für sein Kind bekam“ und „Wir liegen hier alle die ganze Woche schon mit Fieber, ich habe sogar Rezepte für den Saft bekommen, aber die Apotheker haben nichts da“, ist dort zu lesen.

Der Apothekerverband Nordrhein spricht von einem „typischen Dominoeffekt“. „Die Fiebersäfte waren nicht mehr zu bekommen, dann wird nach Ausweichmedikationen gesucht. Bei Fiebersaft sind das klassischerweise Fieberzäpfchen“, sagt der Vorsitzende Thomas Preis. „So war erst der Saft nicht lieferbar, jetzt sind es auch die Zäpfchen nicht mehr.“ Mittlerweile, so seine Einschätzung, hätten mehrere Apotheken mit einer Eigenproduktion begonnen. Eine konkrete Liste, wer Saft oder Zäpfchen herstellt, führt der Apothekerverband jedoch nicht.

>>> HIER GIBT ES FIEBERSAFT- UND ZÄPFCHEN IN DUISBURG, MOERS UND KAMP-LINTFORT

  • Rheinland Apotheke, Düsseldorfer Straße 111, Duisburg (Rumeln-Kaldenhausen).
  • Goethe Apotheke, Goethe Straße 1, Moers.
  • Glückauf Apotheke, Moerser Straße 271, Kamp-Lintfort.
  • Weitere Informationen auf www.guelsen-apotheke.de