Duisburg-Homberg. Mit Papas Tipps auf dem Weg nach Berlin? Wie eine Schülerin aus Homberg in die Fußstapfen des Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir tritt.
Es ist ihr erstes Interview. Mia Ohligschläger hat die Hände auf dem Tisch übereinander gelegt und wartet ab. Die 14-Jährige lächelt. Sie ist gespannt – und ein bisschen aufgeregt. Vor unserer Verabredung hatte sie vorsichtig nachgefragt, was denn da auf sie zukommt. Ob es Fragen gibt, auf die sie sich vorbereiten soll. Nicht nötig! Sie darf ganz einfach nur die Mia sein. Wir möchten das Mädchen vorstellen, das im September zur Vorsitzenden der Jusos in Homberg gewählt wurde.
Dass jemand mit 14 Jahren den Chefposten des SPD-Nachwuchses innehat, das gab es im Duisburger Westen schon einmal. Vor zwei Jahrzehnten hieß der Homberger Juso-Vorsitzende Mahmut Özdemir. Heute ist der Bundestagsabgeordnete aus Hochheide Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium. Es ist also keine Überraschung, dass Mia Ohligschläger auf die Frage nach politischen Vorbildern ohne lange nachzudenken „Mahmut“ sagt.
Neue Juso-Chefin in Homberg lobt Duisburgs MdB Mahmut Özdemir
„Ich trete ja in seine Fußstapfen“, sagt sie. „Es ist wirklich cool, wie er politisch seinen Weg gegangen ist und sich hochgearbeitet hat“. Gerne hätte sie den Vorschlag des erfahrenen Politikers angenommen und an seiner Seite ein Doppel-Interview geführt. Aber wir wollten die Hombergerin lieber alleine treffen. Denn – es geht ja um sie!
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Mia Ohligschläger ist Neuntklässlerin der Erich-Kästner-Gesamtschule. Lieblingsfächer? „Gesellschaftslehre, Bio, Deutsch und Mathe.“ Früher hat sie in ihrer Freizeit Volleyball gespielt. „Damit habe ich wegen Corona aufgehört.“ Ansonsten hat sie eine ausgeprägte Leidenschaft fürs Lesen und seit einiger Zeit große Lust darauf, das Leben in Homberg politisch mitzugestalten. „Die Politik ist mein größtes Hobby geworden.“ Das ist selten in ihrer Altersgruppe. Woher kommt diese Neigung? „Das liegt in der Familie“, sagt Mia Ohligschläger und zuckt lachend mit den Schultern. Sie empfindet es als „großes Glück“ in ein solches politisches Umfeld hineingeboren worden zu sein. „Mein Vater war früher Juso-Vorsitzender und Ratsmitglied in Mülheim.“
Der Papa mit dem SPD-Parteibuch hat das Töchterchen im Wahlkampf von Hannelore Kraft zu Aktionen mitgenommen. Und da, sagt Mia, hat sie gemerkt, wie spannend das alles ist. Bedenkzeit brauchte die Schülerin trotzdem, als sich Mahmut Özdemir dafür engagiert hat, die eingeschlummerte Homberger Juso-Bewegung wieder wachzuküssen und die Tochter seines Parteifreundes Jens Ohligschläger für den Führungsposten zu gewinnen. „Das ist ja auch eine ganze Menge Arbeit, hier alles neu aufzubauen.“
Doofe Sprüche werden ignoriert
Sie hat den Schritt gewagt. Mia Ohligschläger ist ein mutiges Mädchen. Und sie scheint sehr genau zu wissen, was sie will. Doofe Sprüche von Mitschülern über ihr Faible für Politik lässt sie an sich abprallen. Sie verbucht solche Bemerkungen unter „Unwissenheit“. Das ist für sie übrigens ein wichtiger Punkt, an dem sie in ihrer politischen Arbeit ansetzen möchte. „Viele junge Leute wissen ja gar nicht, dass sie mitreden können und dass ihre Stimme auch gehört wird.“ Die Politiker, sagt sie, müssten viel mehr tun, um Jugendliche zu erreichen und ihnen vor allem auf Augenhöhe begegnen: „Es geht doch um unsere Zukunft.“ Mehr Lust auf Politik zu machen – das steht weit oben auf ihrer To-do-Liste.
Der Lieblingsplatz im Biergarten Hafensturm am Rhein in Duisburg
Die neue Juso-Vorsitzende blinzelt in die Sonne und lässt den Blick in Richtung Rhein schweifen. „Ich finde das wunderschön hier, das ist eine perfekte Aussicht.“ Den Biergarten Hafensturm hatte sie als Treffpunkt vorgeschlagen. „Hier bin ich total gerne.“ Als Homberger Kind liebt sie den Rhein. Und sie ist stolz darauf, Mitglied des einzigen Duisburger SPD-Ortsvereins zu sein, der vom Rhein durchflossen wird, weil Ruhrort am anderen Ufer ja auch dazu gehört.
Wie sie den Job als Juso-Vorsitzende mit Leben füllen wird, das kann Mia Ohligschläger nach so kurzer Zeit noch gar nicht genau sagen. „Ich muss erst mal alles kennenlernen.“ Zurzeit macht sie die Erfahrung, wie das ist, wenn sich der Terminkalender immer mehr füllt. Da gibt es jede Menge Antrittsbesuche bei den Vereinen und Veranstaltungen, zu denen sie Bezirksbürgermeister Paschmann begleiten darf. Als erster politischer Termin ist ihr die Duisburger Friedensdemo im Frühjahr in Erinnerung geblieben. „Mahmut hat mich mitgenommen.“ Da war sie noch keine Vorsitzende, aber für den Posten schon vorgesehen. Ein bewegendes Erlebnis, bei dem die Schülerin zum ersten Mal die Euphorie gespürt hat, wenn eine politische Haltung zur gemeinsamen Sache wird. „Das hat sich richtig gut angefühlt.“
Neue Juso-Chefin in Duisburg: Diskutieren ist ihr Ding
Geschafft! Das erste Interview als Juso-Vorsitzende kann sie jetzt gleich abhaken. Mia Ohligschläger ist eine angenehme Gesprächspartnerin. Zurückhaltend wirkt sie nur auf den ersten Blick. Diskutieren ist ihr Ding: „Ich sage sehr gerne meine Meinung!“ Angst vor den neuen Aufgaben hat sie übrigens keine. „Ich habe ja ganz viel Unterstützung.“
Ihr Papa gibt Tipps und zur Not kann sie Mahmut Özdemir per SMS oder Telefon um Rat fragen. Im nächsten Jahr macht sie ein Praktikum bei ihm in Berlin. Vielleicht kann sich der ein oder andere im Bundestag bei dieser Gelegenheit auch etwas von der jungen Besucherin aus Homberg abgucken. Mit 14 Jahren kann sie nämlich etwas, was so mancher erwachsene Politiker verlernt zu haben scheint: aufmerksam zuhören und konkret auf Fragen antworten.
>>> DER NEUE VORSTAND DER JUSOS HOMBERG/RUHRORT/BAERL:
- Anfang September haben die Jusos des SPD-Ortsvereins Homberg/Ruhrort/Baerl auf ihrer Jahreshauptversammlung einen neuen Vorstand gewählt.
- Die Vorsitzende Mia Ohligschläger (14) hat zwei Stellvertreter an ihrer Seite: Adriano die Gorga (26) und Paul Paschmann (19). Das Trio gibt auf der neuen Facebook-Seite „Jusos_HoRu“ Einblick in die Arbeit und sucht noch Mitstreiter.