Duisburg-Hochemmerich. Zu wenig Fahrgeschäfte, zu viel Regen und krawalliges Publikum in Rheinhausen. Was Schausteller Ralf Reminder über die Zukunft der Kirmes denkt.

Früher war es nur das Wetter, das den Schaustellern der Hochemmericher Kirmes in schlechten Jahren das Geschäft verhagelt hat. Ralf Reminder, einer der Geschäftsführer der Duisburger Schausteller Event GmbH, denkt gerne an die Blütezeit des Rheinhauser Volksfestes vor etwa 15 Jahren zurück. Damals ging es richtig rund auf dem Rummel. Heute, gut zwei Wochen nach der Veranstaltung, ist die Stimmung bei ihm alles andere als gut. Das Geschäft war bescheiden. „Die Umsätze sind rückläufig“, umschreibt er die Bilanz der Kirmes 2022, bei der nach den Corona-Entbehrungen eigentlich wieder Vollgas gegeben werden sollte.

Aber nach dem Fest ist der Frust groß. Nicht nur bei den Schaustellern. Der Rheinhauser Rainer Pollert beklagt in einem Brief an unsere Redaktion, dass die Kirmes über viele Jahre so „klein geschrumpft“ worden sei, dass ein Rundgang, der früher eine vergnügliche Stunde lang dauerte, heute nach fünf langweiligen Minuten erledigt sei. „Nur zweieinhalb Groß-Fahrgeschäfte, dabei ein seltsam vergitterter Autoscooter, als einziges Hochfahrgeschäft ein langsamer Flieger aus den 70ern und dazu ein Mini Breakdancer in Größe eines Kinderkarussells werden der Größe und dem Potenzial von Rheinhausen einfach nicht gerecht“, bemängelt er und schlägt vor, die Kirmes in Zukunft doch wieder räumlich bis über die Atroper Straße und den Annaplatz zu erweitern, um mehr Platz für Attraktionen zu haben.

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Über diesen Vorschlag schüttelt Ralf Reminder den Kopf. „Das funktioniert nicht mehr. Dafür gibt es hier weder Angebot noch Nachfrage.“ In diesem Jahr sei es eine enorme Herausforderung gewesen, gute Fahrgeschäfte nach Rheinhausen zu holen. Einerseits, weil die Kirmes an Attraktivität eingebüßt hat und sich der Aufbau für die Großen der Branche hier im Westen der Stadt nicht mehr lohnt. Andererseits, weil so mancher Schausteller die Pandemie gar nicht überstanden hat oder zu wenig Personal findet.

Beim Pressetermin vor der Kirmes waren sie noch guter Dinge: Schausteller Walter Söhngen (v.l.), Ferdi Seidelt als stellvertretender Bezirksbürgermeister und Schausteller Ralf Reminder.
Beim Pressetermin vor der Kirmes waren sie noch guter Dinge: Schausteller Walter Söhngen (v.l.), Ferdi Seidelt als stellvertretender Bezirksbürgermeister und Schausteller Ralf Reminder. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Letzteres war laut Ralf Reminder auch einer der Gründe dafür, warum von den sechs fest gebuchten Groß-Fahrgeschäften drei nicht gekommen seien. „Wir hatten in der Aufbau-Woche ganz kurzfristig Absagen“, ärgert er sich. Beim X-Factor und der Geisterbahn gab es zu wenig Mitarbeiter, der Scheibenwischer hatte einen Getriebeschaden. „Wir haben wirklich alles versucht, noch Ersatz zu bekommen. Es hat nicht geklappt.“ Dazu sei auch noch das Wetter mehr schlecht als recht gewesen und die Sorge vor den hohen Energiepreisen hätten die Schausteller auch zu spüren bekommen. „Die Leute geben weniger Geld aus.“

Elisabeth Liß bringt im Nachklang des Festes noch einen weiteren Punkt zur Sprache. Die Bezirksbürgermeisterin ist leidenschaftliche Kirmes-Gängerin. „Zu meiner Kindheit war Kirmes das, worauf man sich das ganze Jahr gefreut hat.“ Aber diesmal habe sie sich nach 18 Uhr auf dem Platz gar nicht mehr wohlgefühlt. „Da war ein sehr unangenehmes Publikum“, sagt sie und erinnert an die Schlägerei des Vorjahres. Eine solche Atmosphäre schrecke Besucher ab. Ob mehr Polizeipräsenz für die Zukunft eine Lösung sein könnte, muss diskutiert werden. Fest steht für Schausteller Ralf Reminder aber eines: „Wir geben die Kirmes nicht auf und suchen nach Lösungen, wie es wieder besser werden kann.“