Duisburg-Rheinhausen. Die Corona-Pandemie hat Spuren bei Kindern und Jugendlichen hinterlassen. Ein neues Hörspielprojekt aus Duisburg soll dem entgegenwirken.

Laut von Wissenschaftlern erhobenen sozial-, und schulpsychologischen Studien und Gutachten sind bei Schülern und Kindergartenkindern im stark wachsendem Ausmaße Depressionen während bzw. nach der Corona-Krise festgestellt worden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Zwänge durch die Corona-Regeln, Maskenpflicht im Unterricht, Unterrichtsausfall und Home-Schooling, Verlust von Freunden und Hobbys durch Kontaktbeschränkungen im Lockdown.

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Alles das hat dazu geführt, dass viele Schüler traumatisiert sind oder jetzt an schweren Depressionen leiden. „Die Anfragen für Therapieplätze sind bei Kindern und Jugendlichen im letzten Jahr immens gestiegen“, bemerkt Förderschullehrer Tobias Schüppen. „Da haben wir gedacht, wir müssen etwas dagegen unternehmen“, sagt der engagierte Sozialpädagoge, der zusammen mit seinem Kollegen Felix Lenniger schon das Kartenspiel „Ich sehe was, was siehst du“ entwickelt hat. Das Spiel beschäftigt sich damit, die Emotionen hinter aufgesetzten Masken erkennen zu können und ist auf der letztjährigen Spielemesse in Essen der Öffentlichkeit präsentiert worden (wir berichteten).

Hörspiel aus Duisburg soll die Sinneswahrnehmung von Kindern schärfen

Auch bei dem neuen Projekt der beiden Tüftler gehe es darum, nicht nur Gefühle zu äußern, sondern – was viel wichtiger sei – zu lernen, diese zu benennen. Ein Beispiel: „Als genervter Vater hilft auch mal eine Ansprache, wie: „Du, Sohnemann, der Papa ist heute sehr gereizt, lass ihn besser erstmal in Ruhe“, weiß Schüppen. Der Vater äußere seinen Missmut, so dass der Sohn seine Gefühlswelt erkennen könne. „Das Ziel ist dabei, dass das Kind Empathie für die Emotionen anderer Menschen entwickelt“, sagt der 44-jährige Rheinhauser, „und auch selbst benennen kann.“

Bei dem Hörspiel-Projekt aus Duisburg-Rheinhausen sollen Kinder lernen, Gefühle zu benennen.
Bei dem Hörspiel-Projekt aus Duisburg-Rheinhausen sollen Kinder lernen, Gefühle zu benennen. © Felix Lenniger | Felix Lenniger

Um die Sinneswahrnehmung der Kids dahingehend zu schärfen, haben Tobias Schüppen und Felix Lenniger das Hörspiel „Außerirdischer Besuch“ entwickelt. Der Plot ist einfach gestrickt, so dass auch die Kita-Kinder den Inhalt verstehen können: Ein UFO landet auf dem Gelände des Kindergartens, ein Alien steigt aus, und die Kids sollen in einer spannenden Geschichte herausfinden, wie dieses Wesen so drauf ist. „Die Kinder können das Verhalten des Außerirdischen mit der ihnen bekannten Gefühlswelt der sie umgebenden Menschen vergleichen“, erklärt Tobias Schüppen. Das interaktive Moment stehe dabei im Vordergrund. „In der Kita und Grundschule sollen die Kids dann eine Projektarbeit daraus machen und das Hörspiel selbst aufnehmen“, sagt er.

Projekt aus Rheinhausen: Crowdfunding-Kampagne gestartet

Die Gruppen erhalten ein Aufnahme-Kit dazu, mit einem Aufnahmegerät, Drehbuch und einer aufklärenden Broschüre über Gefühle. Die Kinder können die Geschichte selbst mit ihren Stimmen ausgestalten und bekommen dann ein fertig produziertes Produkt, das im Tonstudio Lennigers geschnitten und mit Hintergrundmusik untermalt wird, zurück. Drei Kindergarten-Gruppen seien bereits in die Arbeit involviert und produzierten jetzt ihr eigenes Hörspiel.

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Hinzu kommt: Zu der Alien-Geschichte habe man ein Bilderbuch kreiert, dessen Seiten als Druckvorlagen im Rechner vorhanden sind. Problem: „Es fehlt nur noch das Geld für den Andruck“, sagt Tobias Schüppen. Dafür haben die beiden Kreativen eine Crowdfunding-Kampagne unter dem Namen „Kickstarter“ ins Leben gerufen. „Jeder der Sponsoren wird automatisch zu einem Anteilseigner und bekommt dann später das fertige Produkt zugeschickt“, erklärt Schüppen. Eine Auflage von 1000 Stück sei geplant, das Buch soll klimaneutral in Deutschland hergestellt werden und auf FFC-Papier gedruckt werden. „Die Leute können die Produktion des Buches also durch Crowdfunding vorfinanzieren“, sagt der Förderschullehrer.

Nächstes Projekt aus Rheinhausen soll sich um das Thema Müll drehen

Der Aufruf dazu läuft noch bis zum 26. September. „Wir wollen das Buch auf jeden Fall realisieren“, sagt Schüppen. Eine beträchtliche Summe von Sponsorengeldern sei schon eingegangen. In der nächsten Zeit stehe ein zweites Hörspiel auf dem Zettel von Tobias Schüppen und Felix Lenniger. „Darin wollen wir der Frage nachgehen, warum so viel Müll auf der Welt entsteht und wie Kinder und Jugendliche damit umgehen können“, verrät Tobias Schüppen.

Mehr Infos zur Crowdfunding-Kampagne zum Bilderbuch und zum Hörspiel unter: www.alter-sensus.de