Duisburg-Rheinhausen. Die Bühne 47, das Amateurtheater aus Duisburg, wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. Vereinsmitglieder blicken auf die vergangenen Jahre zurück.

„Mein ganzes Leben reicht nicht aus, um das halbe Leben der Bühne zu repräsentieren“, sagt Aljoscha Liebert kopfschüttelnd. Er ist Vorsitzender der Bühne 47, dem Amateurtheaterverein aus Rheinhausen, der in diesem Jahr bereits 75 Jahre alt wird.

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1947 gründetet Hans van de Locht die Ketteler Spielschar Rheinhausen. Den Namen trägt die heutige Bühne 47 immer noch als Zusatz. Damals war die Gruppe „ein lockerer Zusammenschluss theaterbegeisterter Menschen“, schreibt der Verein auf seiner Internetseite. „Regie, Kostüm, Hans van de Locht hat alles gemacht“, zählt Andrea Legrand, langjähriges Mitglied, auf. „Als er aufhörte, endetet eine Ära.“

Ketteler Spielschar Rheinhausen wird 1989 zur Bühne 47

Das war im Jahr 1989. Doch nicht nur das Ausscheiden von Gründungsmitglied van de Locht läutete eine neue Phase für die Amateurtheaterschauspieler ein. Denn im gleichen Jahr entschieden sich die Mitglieder der Ketteler Spielschar einen Verein zu gründen. Die Bühne 47, als Anlehnung an das Gründungsjahr, war geboren. Ein neuer Name brachte auch viele Veränderungen mit sich: Regisseurwechsel, Vorstandswechsel, ein größerer Proberaum und mit der Zeit immer mehr Fortschritte, was die technischen Möglichkeiten anbelangt. Legrand nennt das Märchen Aschenputtel als Beispiel: „Wenn von dem verwunschenen Baum die Kleider von allein fallen, dann hat das einen ganz anderen Effekt, als wenn sie geworfen werden.“ Das einzige, was seit 75 Jahren gleich ist: „Das Kulissenlager.“

Der Blick hinter die Kulissen bei der Bühne 47 in Duisburg-Rheinhausen: Ein Koffer, Stühle, ein Tisch sowie ein schwarzes Regal und eine Pflanze dienen als Requisiten.
Der Blick hinter die Kulissen bei der Bühne 47 in Duisburg-Rheinhausen: Ein Koffer, Stühle, ein Tisch sowie ein schwarzes Regal und eine Pflanze dienen als Requisiten. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Legrand selbst ist seit 1983 Mitglied der Spielschar. „Ich hatte nie den Anspruch Schauspielerin zu werden. Ich war immer ein sehr schüchterner Menschen, aber Inge Meysel hat mich immer beeindruckt“, erklärt sie. Und dann wagte sie es. Ihr erstes Stück, in dem sie mitspielte, war Schneewittchen. Nach der Reaktion der Kinder, die im Publikum saßen, habe sie ihre Leidenschaft fürs Theaterspielen entdeckt. „Ein schönes Hobby.“

Höhepunkte der Theatergruppe aus Duisburg: Märchen in der Weihnachtszeit

Die Märchen, die der Verein jedes Jahr um die Weihnachtszeit auf die Bühne bringt, seien damals wie heute immer noch die ganz persönlichen Höhepunkte der Theatergruppe, genauso aber auch Stücke wie „Das Haus in Montevideo“ oder „Gute Geister“. Aljoscha Liebert erinnert sich auch immer gerne an Begegnungen mit den Zuschauerinnen und Zuschauern zurück. „Wenn nach dem Stück jemand kommt und mit Tränen in den Augen erzählt, wie sehr ihm gefallen hat, wie wir die Geschichte erzählt haben, dann ist das für mich immer der schönste Moment.“

Sogar der Corona-Zeit konnten die Amateurtheaterschauspieler etwas abgewinnen, wie Vorstandsmitglied Daniel Drückes betont: „Weil wir kein Theater spielen durften, haben wir einfach eine virtuelle Lesung gemacht. Zwar auf Abstand und mit Trennwänden dazwischen, aber immerhin konnte etwas stattfinden.“ Zudem haben Mitglieder selbst einen virtuellen Adventskalender erstellt, manche hätten an einem Tag gesungen, andere ein Gedicht vorgetragen.

Über 50 Mitglieder zählt der Amateurtheaterverein aus Rheinhausen

Der Zusammenhalt, den die Amateurtheaterschauspieler in dieser Zeit verstärkt gespürt haben, sei auch etwas, das die Gruppe von Anfang an ausmache. Mitglieder hätten sie keine verloren. Im Vergleich zur Anfangszeit ist der Verein sogar gewachsen. Während 1947 rund 40 Theaterbegeisterte unter der Leitung von Hans van de Locht gespielt haben, seien es mittlerweile über 50. „Wir waren sogar mal über 70 Leute, da musste man wirklich schauen, dass jeder mal ans Spielen kommt“, berichtet Legrand aus den Erfahrungen der vergangenen 75 Jahre.

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Probleme Nachwuchsschauspieler zu finden, hätte der Verein noch nie gehabt. „Durch die Weihnachtsmärchen bekommen wir immer ganz viele Erwachsene in den Cast“, erklärt Liebert. Eltern würden ihre Kinder zu den Proben bringen und dann selber Lust bekommen, mitzuspielen. „Was uns aber immer fehlt, sind Menschen, die hinter der Bühne arbeiten. Zum Beispiel hätten wir gerne einen richtig guten Beleuchter, der es schafft, mit Licht die jeweils richtige Stimmung zu erschaffen.“ Schließlich sei die Bühne 47 „kein typisches Amateurtheater. Wir ziehen die Stücke schon professioneller auf“, ergänzt Liebert.

Was sich die Vereinsmitglieder sonst noch für die Zukunft wünschen? Mehr Gewissheit. „Wir wissen durch Corona einfach nie, inwieweit es unsere Planungen für den Winter beeinflusst. Können wir uns überhaupt erlauben so weit im Voraus zu planen? Keine Ahnung“, sagt Liebert schulterzuckend. Fest steht aber: „Wir wollen auch weiterhin immer einen Teil unserer Einnahmen durch die Eintrittsgelder Spenden.“

Bühne 47 aus Rheinhausen: Ein Klassiker zum Jubiläumsjahr

  • Das Jubiläumsjahr feiert die Bühne 47 mit einem Klassiker, den die Amateurschauspieler bereits mehrere Male präsentiert haben. Am 20. August um 19 Uhr und am 21. August um 18 Uhr können alle Interessierte das Stück „Pension Schöller“ im ev. Gemeindehaus in Wedau, Am See 8, sehen.
  • Eine Woche später, am 27. August, 19 Uhr, spielt die Gruppe die Komödie im Rahmen des Kultursommers Open Air an der Dorfkirche Friemersheim und einen Tag später, am 28. August, 18 Uhr, im Krupp-Gymnasium Rheinhausen, Flutweg 62.
  • Karten kosten 12 Euro und können per Mail über karten@buehne47.de oder über die Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Duisburg bestellt werden.