Duisburg-Homberg. Die Duisburgerin Ute Schramke hat ihren persönlichen Traumgarten erschaffen. Warum er unkonventionell ist – und trotzdem einer Ordnung folgt.
Wäre sie Pflegerin von Hamstern und Ohrwürmern geworden – niemand hätte sich gewundert. Aufgewachsen ist Ute Schramke als Kind einer Tierpflegerin im Zoo von Heidelberg mit einer Geräuschkulisse wie im Dschungel. Sie liebt die Tierwelt von Namibia. „Die ist magisch“, schwärmt sie. Aber sie hat längst ihren eigenen Kosmos, ihr zauberhaftes Reich, gefunden. Es liegt in Duisburg Alt-Homberg. Ein Garten, selbst angelegt, der unkonventionell angeordnet, trotzdem einer gewissen Ordnung folgt.
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Ein Strandkorb hier, eine Liege dort, verschiedene Bambusarten, die beeindruckend sind, aber (noch) nicht überbordend Raum einnehmen. Man müsse ihn aber im Zaum halten, räumt die Besitzerin ein und ein Pool, der noch auf dem Trockenen sitzt. Blumen, Obstbäume und namenloses Grün. Überall hat Ute Schramke dazwischen Kunst verteilt. Vieles sieht man erst auf den zweiten Blick. Nur der Leih-Hamster von Irmin Vincenz, ein übergroßes Werk zum Nachdenken über das Verhalten der Menschen in der Pandemie, ist nicht zu übersehen.
Garten in Duisburg-Homberg war zunächst eine Wüste
„Als ich hier eingezogen bin, war der Garten eine Wüste. Nichts war hier, bis auf einen großen, alten Baum“, sagt sie. Jetzt grünt und blüht es, Blumentöpfe hängen an der Wand, bunte Blumen sprießen. Etwas angerostet thront eine Maus auf dem Knauf einer Stange, ein lustiger blauer Vogel hockt gegenüber und scheint die Gespräche zu belauschen. Während Ute Schramke durch ihren wilden Garten streift, zupft sie hier ein braunes Blättchen und da eine Ranke heraus, die da nicht hingehören.
Überall im Garten gibt es Kunst, neben rosa Rosen prangt eine Krone mit goldenen Kugeln auf fünf Spitzen. Einen Dekofrosch entdeckt man im Baum, wo sich die Äste teilen, eine Ton-Katze sitzt darunter und oben zwischen Ästen können es sich in einem kleinen Baumhaus Tiere gemütlich machen. Einfamilienhäuser für Ohrwürmer findet man im gesamten Garten. Das sind Blumentöpfe aus Ton, in die die Gartenliebhaberin Stroh gestopft und kopfüber zum Beispiel auf abgeschnittene Zweige eines Rosenbäumchens gestülpt hat. „Die fressen gerne Blattläuse, daher brauch’ ich kein Gift im Garten.“
Gartenbesitzerin aus Homberg kümmert sich um Kunst im öffentlichen Raum
In so einem Naturparadies darf eins nicht fehlen: ein Teich. Klein und versteckt liegt er mitten im Grün, ein kleiner weißer Froschkönig sitzt auf einer Kugel davor und passt auf sein Reich auf. Daneben eine Muschel, viel Kunst, nie Kitsch. An einer Ziegelsteinmauer, moosbewachsen, hängt ein kleines Hotel für Insekten – unscheinbar, aber wirksam und darüber meditiert eine Buddhafigur, die Ruhe ausstrahlt.
Ute Schramke kümmert sich bei der Stadt Duisburg um Kunst im öffentlichen Raum. Das strahlt aus. Auch bei ihrer Kunst im ganz privaten Raum merkt man, dass sie ein Händchen für Passendes hat. „Manchmal hab’ ich das Gefühl, dass mir die Größe des Gartens über den Kopf wächst“, gibt sie zu. Es kommen Punkte, da ist man überzeugt, dass man alles nicht mehr alleine schaffen kann, sagt sie. Aber dann hat sie auch wieder Unterstützung von netten Menschen, die ihr dabei helfen, die riesige Fläche in Schuss zu halten.
Gartenpflege in Duisburg ist sehr zeitintensiv
Garten und Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, ist eine hohe Kunst, denn beides ist zeitintensiv. Auf der anderen Seite ist die Pflanzenwelt genau die Ruheoase, die ihre Seele im Gleichgewicht hält. „Hier der Walnussbaum hat sich selbst gesät.“ Seit einigen Jahren wird er immer wieder zurechtgestutzt, damit er der Besitzerin nicht zu hoch über den Kopf wächst. Früchte trägt er dennoch. Und nicht zu wenige.
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Wie sehr Natur und Kunst zusammenpassen, beweist der Garten der Alt-Hombergerin. Eine verrückte, auffällige Skulptur im Vorgarten hat einen sehr amerikanischen Touch. Mitten in rosa und pink blühenden Stauden erhebt sich ein hautfarbener, halber Frauenkopf auf einer Stange. Eine Sonnenbrille in roten und weißen Streifen trägt die Dame, dazu passenden Lippenstift. Sie hat ein mondänes, rotes Stirnband um den Kopf geschwungen mit weißen Tupfen. Daraus erwächst ein lila Lavendelstrauch. Kunst und Kultur. Es passt alles zusammen – man muss nur wissen, wie.