Duisburg-Hochheide. Der Memoriamgarten auf dem Parkfriedhof Hochheide hat ein neues maritimes Gräberfeld. Hier können Besucher im Strandkorb sitzen.

Das Meer hat eine besondere Kraft. Nicht nur als Erholungsquelle zieht es die Menschen an. Das nie endende Rauschen der Wellen ist ein Symbol der Ewigkeit. So können Ozeane zu Trost spendenden Sehnsuchtsorten werden. Ein Stück dieser Magie haben Gärtnermeister Klaus Schittenhelm und seine Frau Almut jetzt auf den Hochheider Parkfriedhof geholt. Sie haben den Memoriamgarten ihrer Friedhofsgärtnerei erweitert und ein maritimes Gräberfeld gestaltet.

Wer den neuen Bestattungsort besichtigt, dem wird schnell klar: Hier war einer am Werk, der die Liebe zum Meer im Blut hat. Stimmt’s? Almut Schittenhelm lächelt. „Wir machen sehr oft Urlaub in Cuxhaven.“ Von dort haben sie auch die große Kugelbake mitgebracht. Das Wahrzeichen der Küstenstadt, das einst den Seefahrern als Orientierungshilfe diente, markiert nun den neuen Abschnitt des Memoriamgartens. Die Schittenhelms haben das Seezeichen von Handwerkern der Lebenshilfe in Cuxhaven so groß wie möglich nachbauen lassen.

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Die Idee, das Meeresmotiv in den Memoriamgarten zu integrieren, hatten sie schon länger. Aber bis die ganzen Sachen beisammen waren, hat es dann doch gedauert. Es sollten authentische Accessoires sein, die das maritime Flair auf dem Parkfriedhof sichtbar und spürbar werden lassen. Nach einem Aufruf vor einigen Monaten in dieser Zeitung meldete sich jemand, der einen echten Anker zu dem Projekt beisteuern konnte. „Den haben wir mit drei Mann und Sackkarre abgeholt“, sagt Klaus Schittenhelm.

Im Strandkorb von Almut Schittenhelm dürfen Besucher des Memoriamgartens Platz nehmen.
Im Strandkorb von Almut Schittenhelm dürfen Besucher des Memoriamgartens Platz nehmen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Ein weiteres Fundstück kommt aus dem Ahrtal. Ein Holzboot, das das Hochwasser nicht unbeschadet überstanden hat. Das Abholen des Kahns war abenteuerlich. Denn das Boot war nicht fünf Meter lang, wie angekündigt, sondern fünf Meter und zehn Zentimeter. „Da ging die Klappe unseres Anhängers nicht mehr zu“, berichtet der Gärtnermeister. So mussten sie ein zweites Mal mit größerem Gefährt anrollen. Es hat geklappt. Das nicht mehr seetaugliche Schiffchen hat seine letzte Ruhe jetzt als dekoratives Element im Memoriamgarten. Ganz in der Nähe des Strandkorbes, den Almut Schittenhelm zum Geburtstag bekommen hat und in dem jetzt die Besucher des Friedhofes sitzen dürfen.

Witwen, die sich im Memoriamgarten kennengelernt haben, machen gemeinsam Urlaub

Ungefähr 40 Plätze für Urnen- und Erdbestattungen gibt es auf dem maritimen Feld. Ein erstes frisches Grab ist zu sehen. Hier hat ein Nordsee-Liebhaber kürzlich seine Frau beerdigt. Natürlich – niemand sucht gerne eine Grabstätte für einen geliebten Menschen aus. Der Tod ist und bleibt ein Thema, mit dem sich die allermeisten Menschen schwer tun. Aber neu gedachte Bestattungsorte wie der Homberger Memoriamgarten helfen dabei, den Abschied erträglicher zu machen. Sie nehmen den traditionell so akkurat gestalteten Friedhöfen mit ihren Reihengräbern ein Stück der Strenge und Schwere. Dadurch wird der Verlust zwar nicht weniger traurig, aber der Ort der Erinnerung hat die Chance zu einem zu werden, an dem man sich gerne aufhält.

So wie die Witwen, die sich in einem anderen Abschnitt des Hochheider Memoriamgartens, in dem mit farbenfrohen Blumen gestalteten „Kreis der Erinnerung“, kennengelernt haben. Die Frauen haben hier so viel Zeit zusammen verbracht, dass sie zu Freundinnen geworden und neulich gemeinsam nach Fuerteventura gereist sind. Klaus Schittenhelm freut sich, dass das Konzept aufgegangen ist und der Memoriamgarten zur Begegnungsstätte wird: „Wenn am Wochenende schönes Wetter ist, dann sind hier alle Bänke besetzt.“

Dieses Foto stammt aus einem anderen Abschnitt des Memoriamgartens.
Dieses Foto stammt aus einem anderen Abschnitt des Memoriamgartens. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die leere Bierflasche, die auf einem der Gräber im Kreis der Erinnerung steht, ist übrigens keine achtlose Hinterlassenschaft. Im Gegenteil! Die Pulle Köpi ist Mitbringsel für einen Schiedsrichter, der hier beerdigt ist. Klaus Schittenhelm, der früher auch Fußball gespielt hat, kannte ihn. „Sein Markenzeichen war, dass er immer direkt nach dem Spiel zwei Flaschen Bier getrunken hat.“ Eine Tradition, die nun von Freunden an seinem Grab weitergeführt wird und für die in der lockereren Atmosphäre eines Memoriamgartens Raum ist.

Zurück im maritimen Gräberfeld zeigt Almut Schittenhelm noch ein paar Details, die Meeresflair verbreiten. Auf den Wegen schreitet sie wie durch die Dünen eines echten Strandes über Holz. Umgesetzt wurde das mit Paletten, deren Zwischenräume mit Sand gefüllt sind. Schiffstaue säumen die Ränder wie ein Geländer. Und: Als Friedhofsgärtner hat Klaus Schittenhelm das Projekt natürlich mit einer passenden Bepflanzung untermalt. Neben verschiedensten Gräsern wachsen hier im maritimen Feld Sorten wie Strandflieder, Sanddorn und Lavendel.

>>> INFOS ZUM MEMORIAMGARTEN AUF DEM PARKFRIEDHOF:

  • 2016 hat der Memoriamgarten auf dem Homberger Parkfriedhof, Prinzenstraße 84, eröffnet. Gestaltet wird die Anlage von Gärtnermeister Klaus Schittenhelm, der hier verschiedene Themengärten wie den Kreis der Erinnerung, den Garten der Lichter oder den Staudengarten mit Bergbaumotiven verwirklicht hat. Das maritime Feld ist der neuste Abschnitt.
  • Informationen zu Begräbnismöglichkeiten und Kosten gibt es bei Klaus Schittenhelm unter 02841/59602 oder 0170/2029092. Außerdem: www.memoriamgarten-parkfriedhof.de. Wer sich den Memoriamgarten anschauen möchte, geht vom Haupteingang an der Prinzenstraße geradeaus und dann am großen Steinkreuz nach rechts. Die Cuxhavener Kugelbake und der Strandkorb weisen den Weg. Übersehen wird oft der etwas versteckter liegende Staudengarten hinter dem Kreis der Erinnerung. Eine Besichtigung dieser Oase der Ruhe lohnt sich.