Duisburg-Rheinhausen. In Rheinhausen müssen 100 Familien umziehen, weil es andere Pläne für ihr Wohnviertel gibt. Engagierte Initiativen starten ein Hilfsprojekt.

Dass das integrative Kulturprojekt Bahtalo Menschen mit Migrationshintergrund erfolgreich unterstützt und fördert, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Diverse Auszeichnungen gab es schon für die Initiative, die sich jetzt gemeinsam mit dem Arbeitskreis Flucht und Migration ein neues ambitioniertes Ziel gesetzt hat, bei dem allerdings Hilfe aus der Umgebung vonnöten ist.

Gesucht werden Mitbürger aus Rheinhausen, die ein wenig Zeit zur Verfügung haben, um den vielen geflüchteten oder zugewanderten Menschen Hilfestellung bei Behördengängen, bei der Suche nach einer Wohnung oder anderen sprachlichen oder organisatorischen Problemen zu geben.

Manchmal fehlt den Menschen auch einfach der Mut

Der Anlass ist ganz konkret: Etwa 100 Familien mit rund 300 Kindern aus dem Wohnquartier Franz-Schubert-Straße müssen in den kommenden zwei Jahren umziehen, weil der Standort grundsaniert wird. Es wäre natürlich schön, wenn die Menschen in der vertrauten Umgebung bleiben könnten. Das ist leichter gesagt als getan. Almut Kerssenboom erklärt die Problematik: „Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten eine Steuererklärung auf Chinesisch einreichen. Oder mit dem Vermieter auf Mandarin abklären, auf welches Konto die Mietkaution gezahlt werden muss. Da wären Sie froh, einen geduldigen Profi an Ihrer Seite zu haben, der mit Rat und Tat zur Seite steht.“

Almut Kerssenboom ist in Duisburg-Rheinhausen schon seit einigen Jahren als Wohnungspatin aktiv.
Almut Kerssenboom ist in Duisburg-Rheinhausen schon seit einigen Jahren als Wohnungspatin aktiv. © Projekt Wohnungspaten

Das leuchtet ein, ist aber nur schwer umzusetzen, denn vielen Menschen fehlt dazu nicht nur die Zeit, sondern auch manchmal der Mut. Oft gibt es Berührungsängste oder Unsicherheiten zwischen den Kulturen. Und zwar auf beiden Seiten. „Viele Flüchtlinge schotten sich ab, weil sie nichts falsch machen wollen, aus Angst, negativ aufzufallen“, erklärt Kerssenboom, die schon seit einigen Jahren als Wohnungspatin aktiv ist, obwohl das offizielle Projekt jetzt erst gestartet wird.

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Offiziell bedeutet, dass es eine Ansprechpartnerin bei der AWO für die Ehrenamtler gibt, die sich um die Kontaktaufnahme kümmert und die Aktion koordiniert, wenn mal etwas nicht rund läuft. „Ganz wichtig ist uns, dass alles auf freiwilliger Basis abläuft. Niemand wird zu etwas gezwungen und wenn einem Paten eine Sache über den Kopf wächst oder er selbst nicht so genau weiß, wie man ein Problem angeht, dann sind wir alle gemeinsam da und klären das zusammen“, betont die 69-Jährige, die mit „ihrer“ Patenfamilie schon viele schöne Stunden verlebt hat und dankbar für diese Aufgabe ist.

„Es ist eine wunderbare Freundschaft entstanden“

„Wir haben schon gemeinsam für Prüfungen gelernt, Ausbildungsverträge unterschrieben, es ist eine wunderbare Freundschaft entstanden“, freut sie sich. Die Zeit, die potenzielle Interessenten einplanen sollten, ist schwer zu beziffern, denn wenn ein Umzug ansteht, dann ist natürlich mehr zu tun und zu organisieren, als wenn das Leben seinen normalen Gang geht. Doch auch im Alltag gibt es viele Möglichkeiten, aktiv Hemmungen und Berührungsängste gemeinsam abzubauen.

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„Manchmal hilft es, wenn man sich gemeinsam bei den Nachbarn vorstellt, kurz miteinander spricht und so den ersten Kontakt herstellt. Alles andere fügt sich dann zumeist von selbst“, erzählt Almut Kerssenboom, die vor ihrer Verrentung keinesfalls jahrelange Erfahrung in einem sozialen Beruf sammeln konnte, sondern aus dem technischen Bereich kommt. Fachliche Kompetenz ist also nicht vonnöten, nur ein wenig Zeit und Lust, neue Freunde und eine schöne Aufgabe zu finden.

>>> KONTAKT:

Wer Genaueres erfahren möchte, der meldet sich bei Stefani Jerz unter der Telefonnummer 0151-40714596 oder per E-Mail an: jerz@awo-duisburg.de.