Duisburg-Baerl. Die Arbeiten des Regionalverbandes Ruhr Grün im Baerler Busch sorgten immer wieder für Diskussionen. Wie es im Duisburger Wald nun weiter geht.

Der Baerler Busch und die geplanten Arbeiten des Regionalverbandes Ruhr Grün sorgten lange Zeit für enormen Zündstoff, für hitzige Diskussionen und aufgeheizte Stimmung. Von Kahlschlag war die Rede und von Zerstörung des Waldes. Jetzt ist der erste von insgesamt drei Arbeitsabschnitten fertiggestellt und das Ergebnis sahen sich die Beteiligten vor Ort an.

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Diesen „Ausflug“ in den Baerler Busch unternahmen am Freitagmorgen Politiker von SPD, CDU, Grünen und der Regionalverband (RVR) Ruhr Grün. Zum Teil vertraten sie auch in Personalunion die Untere Naturschutzbehörde und den Nabu. Die Bürgerinitiative Baerler Busch war zwar nicht anwesend, aber auch ihre Argumente, die in den vergangenen Monaten vorgetragen wurden, waren Thema in der Runde. Die Arbeiten wurden im RVR-Betriebsausschuss Ruhr Grün sowie in der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl beschlossen. Dieser Beschluss richtete sich nach einem 15-Punkte-Plan zur „Klimagerechten und ökologischen Entwicklung des Baerler Busches“, der vom Arbeitskreis Baerler Busch erarbeitet wurde.

Baerler Busch in Duisburg: Ein Kompromiss wurde erarbeitet

Viel Sachverstand war vor Ort und bewertete den Kompromiss, „mit dem aber jetzt alle wirklich gut leben können“, sagte Hans-Gerd Bosch, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung. Das zähe Ringen im Vorfeld merkte man niemandem mehr an. Bei einem Kompromiss müssten eben alle Seite etwas zurückstecken, war die einhellige Meinung. Aber im Gegensatz zu der Konfrontation am Anfang, ging es wirklich harmonisch zu. Zwischen den Positionen „wir bewirtschaften jetzt den Wald“ und „Hände weg vom Baerler Busch“ haben alle Parteien eine Linie gefunden, mit der sich leben lässt. „Jahrzehnte gehörte der Wald dem Unternehmen Texaco, dann ging er in den Besitz des RVR über“, erzählte Manfred Krossa, im Rat umweltpolitischer Sprecher der SPD. „Bis 2015 wurde praktisch in dem Gebiet überhaupt nichts gemacht, bis der RVR Pläne hatte, dort Arbeiten durchzuführen.“

Der RVR Ruhr Grün hat die Arbeiten im ersten Abschnitt im Baerler Busch in Duisburg abgeschlossen.
Der RVR Ruhr Grün hat die Arbeiten im ersten Abschnitt im Baerler Busch in Duisburg abgeschlossen. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Als der RVR-Förster der Meinung war, es müsse dort etwas gemacht werden, rief das viel Protest auf den Plan. „Es gab einen eklatanten Kommunikationsmangel“, sagt Krossa. Das sei wohl das größte Problem gewesen. „Im Januar 2022 hat RVR Ruhr Grün auf 7,5 von insgesamt 350 Hektar Gesamtfläche, das sind zwei Prozent des Baerler Busches, im Vorfeld lang geplante Durchforstungs- und Pflegearbeiten durchgeführt“, berichtete Dr. Dirk Bieker, Fachbereichsleiter Ökologische Gemeinwohlleistungen. „Wir haben von dem ersten Abschnitt einen Bereich sogar komplett in Ruhe gelassen, wo auch niemand mehr Hand anlegt und der Wald dauerhaft so belassen wird, wie er sich entwickelt.“

Der Baumbestand im Baerler Busch ist 70 Jahre alt und älter

Aber auch in den Bereichen, in denen Ruhr Grün die Pflegearbeiten durchgeführt hat, blieben gefällte Bäume teilweise liegen, um beispielsweise Insekten Lebensräume zu geben. 70 Jahre und älter ist der Baumbestand Baerler Busch. Bieker nutzte die Gelegenheit, über die frühere und heutige Bewirtschaftung zu informieren. Denn so wie der Wald dort steht, wird er heute nicht mehr gesetzt. „Nach dem Krieg wurde Holz als Reparationsleistung gebraucht. Also pflanzte man die Bäume Reihe an Reihe.“ Das heißt, sie stehen alle viel zu eng, nehmen sich gegenseitig das Licht und den Platz, um sich zu entfalten. Ruhr Grün hat Bäume auf dem relativ kleinen, begrenzten Teil gefällt, um den dünnen Riesen die Möglichkeit zu geben, ihre Krone breit zu entwickeln.

Die Befürchtung, dass auf dem Teilstück der Wald zu heiß wird, wie es die Bürgerinitiative sah, sei unbegründet, da die Bäume ihre Krone jetzt schnell verbreitern werden. Außerdem bekommen die verbliebenen Bäume mehr Licht, Wasser und Nährstoffe. Im Gegensatz zu anderen Ländern, die tatsächlich einen echten Kahlschlag machten, trage die Pflege von Ruhr Grün zur Stabilisierung des Waldes bei, da der Wald immer auch optisch ein Wald bleibe. Er erfüllt immer drei Funktionen: Nutzen, Schutz des Ökosystems und Erholung. Um diese Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen, sei es bei den langen Diskussionen immer gegangen, erklärte Dietmar Beckmann von den Grünen. Die Abschnitte B und C nimmt Ruhr Grün 2023 und 2024 in Angriff nimmt. Der gesamte Arbeitskreis werde auch da mit Ruhr Grün die Maßnahmen weiterhin besprechen und begleiten.

>>>>BAERLER BUSCH WURDE IM KRIEG ZIELSCHEIBE FÜR BOMBEN

  • Über die Historie des Baerler Busch kann Klaus Radny, stellvertretender Vorsitzender im Beirat Untere Landschaftsbehörde viel erzählen. „Vor Jahrzehnten hatte direkt an diesem Wald Rheinpreußen seinen Sitz mit der größten Kraftstoffproduktion im ganzen Gebiet hier. Erst als das Werk 1939 fertiggestellt war, begann Hitler seinen Krieg“, erzählt das CDU-Mitglied.
  • „Da die Mitarbeiter alle an der Front waren, holte man aus vielen Ländern Zwangsarbeiter, um sie hier einzusetzen.“ Schließlich wurde im weiteren Verlauf des Krieges genau diese Raffinerie zur ständigen Zielscheibe durch die angegriffenen Staaten. „Der Baerler Busch war ein einziger Bombenteppich. Hier wurden Tag und Nacht Luftangriffe geflogen. Und dieser Wald sah katastrophal aus. Ein Bombentrichter neben dem anderen“, erzählt Radny, der sich zum Schutz des Waldes einsetzt.