Rheinhausen/Weltweit. Der Rheinhauser Marc Sommer hat das frühere Wohnhaus von Nobelpreisträger Thomas Mann in den USA umgestaltet. In Homberg baut er eher ab als auf.
Ein paar runtergekommene Hochhäuser im Westen von Duisburg, eine Villa in Pacific Palisades / Los Angeles / Kalifornien, eine Sandgrube unweit der niederländischen Grenze und ein Hotelaufzug in Taiwan. Diese und viele weitere Orte sind quasi die Heimat des Rheinhauser Bauingenieurs Marc Sommer. Der 46-Jährige ist unter anderem im Auftrag des Bundes unterwegs, saniert oder aber entfernt im Zweifel überall auf der Welt Gebäude, die sich im Besitz der Bundesrepublik befinden. Private Aufträge gibt es auch, etwa für hiesige Konzerne in Asien. Die Sprengung des inzwischen zweiten „Weißen Riesen“ in Hochheide verantwortete er im Auftrage der Stadt Duisburg. In der Kiesgrube in Weeze hat sich Sommer zum Vergnügen getummelt. Für eine Benefizrallye durch Nordafrika hat er dort mit seinem VW Baja Bug trainiert.
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Doch der Reihe nach, zuerst in die USA. In Pacific Palisades, genauer gesagt, 1550 San Remo Drive, steht die Villa, in der zehn Jahre lang einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller lebte – der Nobelpreisträger Thomas Mann (1875-1955). Sommer und ein Team von Architekten, Ingenieuren und Arbeitern haben die Villa aus dem Jahr 1941 innerhalb eines guten Jahres saniert. Für 13,6 Millionen Euro hatte der Bund das Haus gekauft, es vermutlich damit vor dem Abriss bewahrt. Die Ausschreibung für die Sanierung der rund 470 Quadratmeter großen Villa gewann Marc Sommer und seine Firma „rebuild.ing“ „In dem Haus weht ein besonderer Geist“, sagt Sommer beeindruckt. Ein Kronleuchter sei ebenso noch original vorhanden gewesen, wie die voll funktionsfähige Einbauküche und auch die Regale in Thomas Manns Arbeitszimmer.
Villa von Thomas Mann: „Es sieht aus wie früher“
Bei der Sanierung ging es darum, Fotos und auch den Bauplänen von 1941 nahe zukommen. „Es war sogar gelungen, Bücher aus der Bibliothek des Thomas-Mann-Büros wieder zu beschaffen.“ Während der Eröffnungsfeier am 18. Juni 2018 mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und 230 weiteren Gästen gab es dann für die Macher das wohl größte Lob, das man als Sanierer bekommen kann. „Es sieht aus wie früher“, sagte Mann-Enkel Frido, der das Haus von damals gut kannte. Sommer: „Schön, das zu hören, ganz so ist es natürlich nicht, es ist ja viel neue Technik eingezogen. Wobei die Idee des damaligen Architekten Ralph Davidson beibehalten wurde.“ Inzwischen sind längst jede Menge Stipendiaten im Thomas-Mann-House ein- und ausgegangen, es dient als transatlantische Begegnungsstätte.
Szenenwechsel, wie er krasser kaum sein könnte. Ottostraße 24–30, das Hochhaus im Problemstadtteil Hochheide, das einst 320 Wohnungen umfasste, ist seit dem 5. September Geschichte. Für Marc Sommer, von der Stadt als Generalplaner beauftragt, war das fast schon Routine. Im März 2019 hatte er die Stadt bereits von einem anderen „Weißen Riesen“ befreit. Die Sprengungen waren geräuschvoll und binnen weniger Sekunden geschehen. „Zwar zeigte sich der Südturm etwas widerspenstig, die Sprengung des zweiten ,Riesen’ hat aber ebenso problemlos funktioniert wie die erste im Jahr 2019“, freut sich Sommer. Die Stadt plant bekanntlich, ein drittes Hochhaus in Hochheide zu sprengen, Sommer und sein Team stehen bereit...
Ingenieur aus Duisburg-Rheinhausen startet Tour durch Nordafrika
Vom Beton geht es ab in den Sand: Auf dem Gelände der Firma Siemes in Rufweite der niederländischen Grenze klopft sich Marc Sommer den Sand von den Schuhen und steigt in einen VW Käfer, der aussieht, als hätte man ihn aufgepustet. Los geht die wilde Fahrt. Die hohen Reifen pflügen sich durch das Gelände und verdrängen jede Menge Sand und Wasser. Mensch und Maschine haben Spaß. „Die Idee zu einer Tour in Nordafrika hatte ich vor mehr als einem Jahr, als die Pandemie begann“, erzählt Sommer. In sein Leben sei trotz hervorragender Auftragslage eine gewisse Entschleunigung getreten. Über den Organisator „Backroadclub“ lernte er Mike Lensing (65), Profischrauber aus Kevelaer, mit seinem grell-orangenen VW Käfer kennen. Gemeinsam machten sie sich daran, ihre beiden Autos für eine Tour durch die nordafrikanische Wüste fit zu bekommen.
Auf den Türen des Oldtimers, der in der Anschaffung rund 16.000 Euro gekostet hat, kleben jede Menge Sponsorenlogos. Das sind aber keinesfalls die Finanziers des Sommerschen PS-Hobbys, sondern die Spender für die „Child-Care-Afrika Entwicklungshilfe“. „Der Plan ist, 45.000 Euro für den Bau einer Vorschule in Agadir zu sammeln“, erklärt Sommer. Eine Summe, die womöglich sogar übertroffen wird, allein Sommers Sponsoren aus der Ingenieurs- und Architektenbranche haben bereits über 8.000 Euro gespendet. Insgesamt gehen 50 Autos und 50 Motorräder an den Start im marokkanischen Tanger.
Bis auf Kleinigkeiten sind die Wagen bereits für die Wüste vorbereitet. Womöglich übt Marc Sommer vorher noch einmal im Weezer Sand. Denn nur mit Heckantrieb und fehlender Geländeuntersetzung fährt man sich dort gerne mal fest. Ein Umstand, den es bei 40 Grad in der Nordsahara zu vermeiden gilt. Die Tour hätte eigentlich bereits Vergangenheit sein sollen, der ursprüngliche Start wurde auf das Jahr 2022 verschoben. Vorab, quasi ins Trainingslager, hatte er sich mit seinem knallblauen VW auf Tour durch Österreich, die Ukraine und das Baltikum gemacht. Die Vorfreude auf Nordafrika ist bereits groß. Weitere Informationen gibt es unter www.backroadclub.de. Die Spendenseite von Marc Sommer und Mike Lensing ist erreichbar unter www.bluebugproject.com
Ingenieur Marc Sommer aus Rheinhausen war auch in Taipeh
Bleibt der eingangs erwähnte Hotelaufzug in Taipeh: „Über Tage stand jeden Morgen ein sportlicher jungen Mann, offenbar Europäer, im Aufzug neben mir. Er spiele Tennis, antwortete er mir auf meine Frage. Ich erzählte ihm, dass ich als Kind auch einmal Tennis gespielt hatte und er lud mich zu einem Spiel ein. Das lehnte ich aus Zeitgründen ab, ich hatte zudem Jahre nicht mehr gespielt. Als ich abends zurück ins Hotel kam, hatten sie in der Anlage jede Menge Plakate aufgehängt, auf denen der junge Mann zu sehen war. Es war die Werbung für ein Turnier und abgebildet war Rafael Nadal.“ Wieder ein Prominenter, den Sommer nicht erkannt hatte. Nach einer Einladung zum Bier in Pacific Palisades hatte er auch erst später von Kollegen erfahren, dass es sich bei den beiden um die Schauspielerlegenden Kurt Russell und Goldie Hawn handelte.
Die Tennispartie mit dem Weltklasse-Spieler Nadal, womöglich auf einem Sandplatz, ist ihn dagegen entgangen. Marc Sommer fährt eben doch lieber mit dem Auto durch den Sand, als mit einem Schläger in der Hand über einen solchen Belag zu rennen...
Eine Langversion des Textes ist erschienen im Duisburger Jahrbuch 2022 des Mercator Verlags, ISBN 978-3-946895-40-4. Weitere Informationen zum Buch, zu weiteren Texten darin und zum Verlag gibt es unter www.mercator-verlag.de. Die Verlagsbuchhandlung in Ruhrort, Bergiusstraße 18-20, ist geöffnet montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr.