Duisburg-Hochemmerich. Hochbetrieb im Marktforum in Hochemmerich. Eine lange Schlange stand für Corona-Impfungen an. Die meisten warteten schon auf ihre Drittimpfung.

Noch ein paar Meter. Bei Heidi Herzig und ihrer Begleiterin keimt Hoffnung auf. Seit anderthalb Stunden stehen sich die Frauen um die 70 die Beine in den Bauch, um eine Booster-Spritze zu erhalten. Zuvor haben sie auf der Suche nach dem Impfservice des Tages bzw. nach einem Schild, das auf diesen hinweist, das halbe Marktforum durchkämmt, per pedes und mit dem Rollator. Als sie die Räumlichkeiten dann endlich gefunden haben, im zweiten Stock des Einkaufszentrums, wurde bereits angestanden.

Und dann sei es auch noch zu spät losgegangen, schildert das Grüppchen, das sich inzwischen um die beiden Friemersheimerinnen herum gebildet hat. Wer sich dieser Tage impfen lassen will, erfährt es fast überall am eigenen Leibe: Corona erfordert Geduld. Und zwar in jeder Hinsicht.

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Entsprechend beherrscht warteten die Impfwilligen, die gestern Vormittag ins Forum am Marktplatz in Hochemmerich gekommen waren, um das mobile Angebot der Stadt zu nutzen. Bereits zehn Minuten nach dem Start hieß es anstehen – um kurz nach halb elf reichte die Schlange die Treppe zur Impfstation hinauf und einmal quer durch den ersten Stock. Einige hatten etwas zu lesen dabei oder den Kopfhörer auf, etliche waren zu mehreren losgezogen. Darunter auffällig viele, um sich boostern zu lassen, sich also noch vor den Feiertagen die empfohlene dritte Corona-Impfung abzuholen.

Lange Wartezeiten auch am Impfbus in Rumeln-Kaldenhausen

Vorige Woche war es vor dem Impfbus in Rumeln-Kaldenhausen zu langen Wartezeiten gekommen. Mit denen wird auch an diesem Vormittag gerechnet. „Zwei bis drei Stunden“, schätzt ein Mitarbeiter der Feuerwehr, der die Menschen mit Einwilligungen in Papierform versorgt. „Oder aber auch länger.“

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Die Papiere hat ein Senior aus Moers bereits ausgefüllt dabei. „So geht es schneller“. Wobei von schnell keine Rede sein kann. Der 83-Jährige ist mit dem Bus eine halbe Stunde bis Rheinhausen gefahren, Punkt halb elf stand er im Marktforum. Aktuell scheint die Treppe in den zweiten Stock Lichtjahre entfernt. „Wir haben uns noch keinen Meter bewegt“, konstatiert er nüchtern und schaut sich unauffällig um. Fehlanzeige. Stühle stehen nur zum Ausruhen neben den Planen bereit, hinter denen zwei Ärzte im Akkord die erforderliche Dosis Corona-Schutz verabreichen.

Grund für die Erstimpfung: Ohne Impfzertifikat kommt man nirgendwo mehr rein

Der Mann aus Moers trägt es mit Fassung. Auch er will sich boostern lassen und war lange unsicher, wann dies denn nun erforderlich ist. Jetzt ist die letzten Corona-Impfung acht Monate her. In Moers gibt es „keine Termine“ und zum Hausarzt kann er erst im Januar, schildert er. Daraufhin hat sein Sohn im Internet nach der nächsten Möglichkeit geguckt. Alternative zu Duisburg wäre Wesel gewesen. „Aber das ist ja noch weiter weg.“

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Gegen elf haben sich neue Freundschaften gebildet. Während Infos über die Impfstoffe des Tages weitergereicht werden (Biontech und Moderna), tauscht sich eine Gruppe über Gesundheitsminister Karl Lauterbach aus („Also heute hat er noch gesagt, es gibt genug Impfstoff“).

Derweil hat eine Dame („Schreiben Sie: eine Frau aus Duisburg-Mitte.“) erfahren, dass die junge Frau neben ihr aus Finnland stammt. Im Gegensatz zu ihr steht Anastasia, 30, für die Erstimpfung an. „Vorher fand ich es für mich nicht notwendig“, berichtet sie. Nun darf sie ohne Zertifikat nirgendwo mehr rein. „Jetzt muss ich.“

Auch in Duisburg-Hochemmerich: Meter für Meter zur Booster-Impfung

Bei Heidi Herzig und ihrer Freundin wird die Stimmung zusehends besser. Ihre Erstimpfungen haben sie seinerzeit noch im Theater am Marientor bekommen, doch das ist seit Ende September kein Impfzentrum mehr. Jetzt haben sie sich für das Angebot im nahen Hochemmerich entschieden.

Inzwischen ist es zwanzig nach elf. Gerade kommt wieder jemand hinter den Planen hervor, die Hand prophylaktisch auf den frisch gespritzten Oberarm gedrückt. „Gleich“, freuen sich die Frauen, „gleich sind wir dran.“