Duisburg-Homberg. Nach der Homberger Rheinkirche hat Architekt Andreas Knapp jetzt das Pumpenhaus gekauft. Er hat besondere Pläne für das Denkmal mit Rheinblick.

Hier ist wirklich lange nichts mehr passiert. Das Unkraut, das sich seinen Weg auf der gesperrten Aussichtsplattform am Homberger Fahnenmast gebahnt hat, wuchert mittlerweile mehr als hüfthoch. Seit Jahren darf dieser Platz mit Premium-Blick auf den Rhein nicht mehr genutzt werden, da das denkmalgeschützte Pumpenhaus an der Königstraße so altersschwach ist, dass es die Last des stählernen Mastes auf dem Dach nicht mehr schultern kann.

Auf Schatzsuche in Homberg

1955 hatte der Homberger Schifferverein sein Wahrzeichen an diesen Ort versetzt, weil der Mast hier vom Rhein aus so gut zu sehen ist. In den letzten Jahren hatten die Schiffer um den Standort bangen müssen, da sich kein Geldgeber für die Sanierung der Decke des Pumpenhauses fand. „Das bekommen wir wieder hin“, sagt Andreas Knapp und tippt mit seinem kräftigen schwarzen Schnürstiefel auf den problematischen Untergrund. Der Mann ist von Beruf Schatzsucher. Mit seiner „Häuserwachküssgesellschaft Küss den Frosch“ spürt er genau solche Raritäten wie das Homberger Pumpenhaus auf und baut ihnen eine Zukunft.

Für drei Millionen Euro wird die Rheinkirche zum Kolumbarium

Wie vielfältig der Architekt arbeitet, das zeigt die Referenzliste seiner Firma, auf der sich Objekte wie eine ehemalige Senffabrik, ein Kloster, eine alte Polizeiwache oder ein Bunker befinden. Letzterer wurde in Düsseldorf kürzlich zum Bauwerk des Jahres gekürt. Dass „Küss den Frosch“ keine Luftschlösser baut, sondern die Ideen auch wirklich umsetzt, davon können sich die Homberger schon jetzt überzeugen. Andreas Knapp hat hier nämlich auch die alte Rheinkirche gekauft, die er - wie mehrfach berichtet - zum Kolumbarium umbaut. Drei Millionen Euro hat der 56-Jährige mit seiner Agentur in das 120 Jahre alte Gebäude investiert. Das Dach ist bereits komplett saniert, aktuell läuft der Innenausbau und im kommenden Jahr soll die Kirche als moderne Begräbnisstätte neu eröffnen.

Andreas Knapp (links) und der SPD-Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir arbeiten in Homberg Hand in Hand. Der Politiker hat Fördergeld aus Berlin für Homberger Projekte besorgt.
Andreas Knapp (links) und der SPD-Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir arbeiten in Homberg Hand in Hand. Der Politiker hat Fördergeld aus Berlin für Homberger Projekte besorgt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Wir beide haben uns gesucht und gefunden“, sagt Mahmut Özdemir und macht eine Handbewegung, die neben Andreas Knapp und dem Pumpenhaus samt Fahnenmast gleich noch ganz Homberg mit einschließt – das politische Spielfeld, auf dem sich der SPD-Bundestagsabgeordnete nicht nur vor Wahlen mit langem Atem austobt.

„Wir haben schon vor zehn Jahren den Weg dafür geebnet, dass so etwas hier möglich ist.“ Özdemir meint politische Konzepte, die es leichter machen, privaten Investoren wie dem in Rheinhausen geborenen Düsseldorfer Andreas Knapp die Türen zu öffnen. Beide eint das Ziel, alte Bausubstanz zu retten, bevor sie abgerissen wird. „Wir brauchen hier in Homberg eine Mischung aus Alt und Neu.“ Außerdem soll die Verbindung zum Fluss wieder wichtiger werden.

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Der Architekt nickt zustimmend. „Das ist doch Wahnsinn, wenn man eine solche Lage am Rhein nicht nutzt.“ Nach anderthalb Jahren Verhandlung mit der Stadt ist Knapp jetzt Eigentümer des Pumpenhauses und kann im Rahmen der Auflagen zum Denkmalschutz seine Visionen verwirklichen. Mahmut Özdemir hat, wie schon bei der Rheinkirche, Fördergeld aus Berlin besorgt. 238.000 Euro gibt der Bund zum Homberger Projekt dazu. „Das ist super“, freut sich Andreas Knapp, der seine Kalkulation der Sanierung neulich von 200.000 auf 600.000 Euro erhöhen musste, als das ganze Ausmaß der Schäden an dem 1913 bis 1916 gebauten Klär- und Pumpwerk sichtbar wurde.

Durch den Garten der Gedanken geht es zum Pumpenhaus

Den muffigen Geruch und das Trümmerfeld, das sich im Inneren des Pumpenhauses nach dem Abschlagen der Decke bietet, kann der Investor ausblenden, indem er seine Ideen für dieses Kleinod mit Rheinblick die Hauptrolle spielen lässt. Diese sind ganz eng mit den Plänen für die Rheinkirche verbandelt. Das Pumpenhaus soll ein charmanter Ort für Veranstaltungen werden. In erster Linie werden die Kunden des Kolumbariums hier ihre Trauerfeiern ausrichten können. Durch den „Garten der Gedanken“, der zurzeit an der Kirche entsteht, können sie in wenigen Minuten zum Haus am Rhein spazieren.

Das wurde damals gebaut, damit die Pumpen bei Hochwasser einen Rückstau der Abwässer verhindern. Nebenan, wo heute der Biergarten Hafensturm ist, folgte 1928 ein zweites Pumpenhaus. 2004 wurde das Ensemble unter Denkmalschutz gestellt, weil es auch heute noch zeigt, wie man die Entwässerung der wachsenden Stadt damals gelöst hat. Mitte der 70er Jahre wurde der Maschinenraum allerdings vom Kanuclub Vater Rhein entkernt, der das Gebäude bis zuletzt gepachtet hatte, um Utensilien der Wassersportler unterzubringen.

Noch mehr Frösche in Homberg, die wachgeküsst werden können?

Das dürfen sie auch künftig im Untergeschoss am Leinpfad noch tun. „Wir wollen niemanden vertreiben“, sagt Andreas Knapp. Ein Versprechen, das auch all diejenigen beruhigt, die sich aus Sorge um den Fahnenmast bei ihm gemeldet haben. „Ich habe so viele Anrufe bekommen.“ Dem Architekten gefällt das wehende Symbol der Schiffer auf dem Pumpenhaus. Er wird das Dach so herrichten, dass der Mast hier auch in Zukunft als Landmarke am Rhein seinen Platz hat.

Anderthalb Jahre wird der Umbau etwa dauern. Genügend Zeit, um nebenbei noch ein paar andere Frösche in Homberg zu küssen. „Wir haben schon die nächsten Projekte in Planung.“ Welche? Die beiden Herren grinsen – und schweigen. „Lassen Sie sich überraschen!“