Duisburg. . In Duisburg wurde der “Weiße Riese“ gesprengt. Die Straßensperren wurden um 15.30 aufgehoben. 2500 Anwohner dürfen zurück in ihre Wohnungen.

  • In Duisburg wurde am Sonntag der erste der "Weißen Riesen" gesprengt - 320 Wohnungen verwandelten sich in tonnenweise Schutt
  • Die Sprengung ist planmäßig um 12 Uhr erfolgt - Sprengmeister Martin Hopfe ist mit dem Ablauf zufrieden
  • 2500 Menschen mussten während der Maßnahmen ihre Wohnungen verlassen
  • Ursprünglich sollten sie um 14 Uhr in ihre Wohnungen zurückkehren können, die Aufräumarbeiten der Feuerwehr verzögern sich aber.
  • Der gesperrte Bereich wurde um 15.30 für sicher erklärt - die Sperren wurden aufgehoben

Es war die Sprengung, von der sie in Duisburg schon seit Jahren reden: Rund 290 Kilogramm Sprengstoff verwandelten am Sonntag, pünktlich um 12 Uhr, in Duisburg-Hochheide einen 22-Stockwerke-Wohnblock in einen gigantischen Schutthaufen. Es war nur ein kurzer Knall, dann sackte das gigantische Gebäude in sich zusammen. Duisburgs Feuerwehrchef Oliver Tittmann zeigte sich mit der Sprengung zufrieden: „Es ist alles absolut planmäßig gelaufen und uns ein Stein vom Herzen gefallen.“ Einzig ein paar Schläuche wurden nach erster Erkenntnis zerstört. Dadurch wurde an einigen Stellen Schlamm auf die Straße gespült.

Oberbürgermeister Sören Link und NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach zeigten sich vor Ort beeindruckt von der organisatorischen und logistischen Leistung der Einsatzkräfte. Beide hatten bereits am Sonntagmorgen die Baustelle besucht. „Mit der Sprengung des Weißen Riesen beginnt in Duisburg-Hochheide ein neues Kapitel. Jetzt ist der Weg frei für eine Neugestaltung des Stadtteils. Modernes und barrierefreies Wohnen zählt genauso dazu wie die Schaffung eines attraktiven Lebensumfelds und Naherholung“, sagte Scharrenbach.

Das „Weißer Riese“ genannte Hochhaus aus dem Jahr 1972 hatte einst 320 Wohnungen. Der Abriss gehört zu einer Reihe von Maßnahmen, mit denen die Stadt den Stadtteil aufwerten will. In der Nähe stehen noch zwei weitere Hochhäuser, die ebenfalls abgerissen werden sollen. Dafür gibt es aber noch keinen Termin. Auf dem Gelände soll ein Park entstehen.

Helikopter zogen noch kurz vor der Sprengung ihre Kreise am Himmel und kontrollierten, ob sich noch Menschen im abgesperrten Bereich rund um das Hochhaus befanden.

2500 Hochheider mussten ab 8 Uhr ihre Wohnungen verlassen

Auch auf den Balkonen in der Sicherheitszone machten sie die Anwohner für die anstehende Sprengung bereit. Überall hatten sie sich versammelt und ihre Balkonstühle für die letzten Minuten des Weißen Riesen bereitgestellt.

Spektakuläre Bilder: Sprengung des Weißen Riesen in Duisburg

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    Polizei und Ordnungsamt riegelten die Gegend rund um das Gebäude in den frühen Morgenstunden weiträumig ab. Sperren wurden an den Zufahrten errichtet. Insgesamt 2500 Hochheider mussten ab 8 Uhr ihre Wohnungen verlassen. Um einen geregelten Ablauf der Maßnahme sicherzustellen, waren 200 Mitarbeiter des Duisburger Ordnungsamtes im Einsatz. Um 10 Uhr verkündete ein Sprecher der Stadt schließlich: „Die Evakuierung ist planmäßig abgeschlossen.“

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    Anwohner hatten die Möglichkeit, sich während der Evakuierung in einem Betreuungsraum in der Leibniz-Gesamtschule in Hamborn aufzuhalten. Vor Ort ist die Lage entspannt. Nur 37 Anwohner haben das Angebot der Stadt in Anspruch genommen, die Wartezeit in der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschule zu verbringen.

    Zwei von ihnen sind Ernst-Gerhard Lisken (65) und seine Mutter Herta (94). Sie wohnen im Weißen Riesen gegenüber. "Wir sind schon froh, wenn es vorbei ist. Für mich ist das schon sehr anstrengend", sagt Herta Gerhard.

    Nervös sei er den Tag über gewesen, sagt Anwohner Dieter Oellers (83). "30 Jahre habe ich in dem Haus gewohnt," sagt er. Jetzt aber überwiegt die Erleichterung, dass alles gut gegangen ist. In ihre Wohnungen zurück können die Menschen aber noch nicht - die Helfer warten noch auf die Freigabe.

    Anwohner froh, wenn das „Spektakel“ vorbei ist

    Auch Ute Breidenbach und ihre Mutter Ellen, die in der Charlottenstraße in unmittelbarer Nähe der Sicherheitszone wohnt, haben in den letzten Wochen viel von der anstehenden Sprengung mitbekommen. Für sie ist die Sprengung auch ein wenig mit Wehmut verbunden. „Der Weiße Riese hatte hier eine Bedeutung. Früher waren das tolle Wohnungen, die toll geschnitten waren. Doch im Laufe der Zeit verkam das Umfeld“, erzählt Ute Breidenbach.

    Trotzdem sind Mutter und Tochter froh, wenn das „Spektakel“ vorbei ist. Denn in den letzten Tagen kamen viele Schaulustige, um nochmal einen Blick auf das Hochhaus zu werfen. Die Sprengung selbst werden sie vor dem Fernseher beobachten. „Hier ist es sonst schwierig, überhaupt etwas davon zu sehen.“

    Letzter Blick von der Sprengung auf den Weißen Riesen in Duisburg-Hochheide.
    Letzter Blick von der Sprengung auf den Weißen Riesen in Duisburg-Hochheide. © Tanja Pickartz

    Duisburgs OB Sören Link zeigte sich am Sonntagmorgen zufrieden, dass der Stadtumbau endlich vorangetrieben werden kann. „Davon sprechen wir in Duisburg seit den 80er Jahren und die Weißen Riesen standen immer im Mittelpunkt. Heute sind sie aber ein Zeichen des Abwärtstrends. Wir wollen Homberg-Hochheide aufwerten!“

    Positiv äußerte sich außerdem der Duisburger SPD-Politiker Mahmut Özdemir. Einst spielte er zwischen den Hochhäusern. Denn der Duisburger SPD-Politiker wuchs rund um den Weißen Riesen auf. Nun erlebte er die Sprengung hautnah - „ein komisches Gefühl“, wie er selbst sagt. Aber es sei auch ein Zeichen für die Zukunft: „Jetzt geht es los! Und es ist ein Fingerzeig an die Menschen, die immer gesagt haben, dass wir die Gebäude nie sprengen würden. Heute ist ein guter Tag.“

    Büdchen produziert spezielles Böllerbier

    Eine besondere Aktion hat sich „Bruckis Büdchen“ an der Kirchstraße in Hochheide einfallen lassen. Die Besitzer haben zur Sprengung ein spezielles „Böllerbier“ produziert. „24.3.2019: Ich war dabei“ steht auf der Dose. Rundherum ist das Hochhaus zu sehen. Fünf Paletten gibt es, viele Fans haben schon vorbestellt. Im Grunde ist das Pils schon jetzt ein Sammlerstück. Gut möglich, dass sie noch einmal nachproduzieren.

    Seit Oktober ist Jürgen Bruckmann Büdchen-Inhaber.
    Seit Oktober ist Jürgen Bruckmann Büdchen-Inhaber. © Jory Aranda

    Einziger Wermutstropfen: Jürgen Bruckmann und seine Frau Verena-Kristina müssen ihr Büdchen während der Maßnahmen schließen. Geöffnet wird erst um 14 Uhr – nach der Sprengung. Dann gibt es auch für die Feuerwehr eine Belohnung: Eine Capri-Sonne umsonst. „Wer so viel Staub schlucken muss, der haut auch eine Gratis-Getränke-Erfrischung verdienst“, verkündete Bruckis Büdchen auf Facebook.

    Wir aktualisieren diesen Text fortlaufend