Duisburg-Rheinhausen. Die Musiker überzeugten das Publikum im St. Laurentius-Museum in der Eisenbahnsiedlung in Friemersheim. Es war der erste Auftritt seit Corona.
Das Plätschern des Regens sorgte für eine perkussive Untermalung der Musik, zumal man die Kirchentür des St. Laurentius-Museums wegen der Hitze offen gelassen hatte – und das nasse Klatschen auf den Asphalt in der Kirche widerhallte. Und auch der einsetzende Donner untermalte fast stimmig die musikalischen Höhepunkte des Konzerts der beiden Musiker Tibor und Wolfspelz ein ums andere Mal. Der Rheinhauser Tibor Szombati eröffnete das Konzert, zu dem die Betreiber des Museums eingeladen hatten. Er ist der 25-jährige Sohn des verstorbenen Künstlers Sandor Szombati, dessen Klanginstrumente und Skulpturen als Dauerausstellung in der Eisenbahnsiedlung gezeigt werden.
[Sie wollen keine Nachrichten aus Duisburg mehr verpassen? Hier können Sie unseren abendlichen und kostenlosen Duisburg-Newsletter abonnieren]
Tibor studiert an der Münsteraner Musikhochschule gerade Pop-Vocals, und lieferte ein halbstündiges Konzert mit viel Betroffenheitslyrik, Weltschmerz, aber auch einer geradlinigen Authenzität, die der eines Fabian Römer schon fast ähnlich kommt. Nur, dass Tibor weniger Hip-Hop-Elemente als der junge Römer, der übrigens auch Filmmusik komponiert, in seinem Song-Writing aufweist. Klassisch begleitete sich Tibor auf der Gitarre, Stücke wie „You are the pilot of your life“ oder „Breaking soul“ surrten durch den Kirchenraum. „Ich hab auch deutsche Texte dabei“, sagte der Sänger lächelnd. Bei „Strandgang“ singt er: „Du bist ein funktionierendes Teil in einem kaputten System.“ Mutmach-Momente in der Postcorona-Ära? „Du bist geflohen, um dem Alltag zu entkommen“, heißt es an einer anderen Stelle im Stück.
Konzert in Rheinhausen: Abrechnung mit der Corona-Zeit
Der Duisburger Musiker Wolfspelz ist Tibors Dozent eben an der Musikhochschule Münster, dadurch ist wohl der Kontakt zustande gekommen. Dieser fabriziert träumerisch-melancholische Melodieläufe auf seinem weich gestimmten E-Piano, so dass man manchmal nicht wusste, ob das Plätschern vom Regen oder eben doch vom Keyboard stammte. Titel wie „Furchtbares Jahr“ zogen die Zuschauer in ihren Bann, wahrscheinlich eine Abrechnung des Musikdozenten mit der Corona-Zeit. „Leute, ihr wisst gar nicht, was es heißt für mich, wieder einmal vor Publikum zu spielen nach eineinhalb Jahren“, so der Wolfspelz.
Dieser hatte noch Verstärkung als Überraschung mitgebracht, denn eine Cellistin und Violinistin untermalten seine Kompositionen und ließen die Stücke noch voller in ihrer Wirkung erscheinen. Nach dem Lied „Frühlingstag“, in dem Wolfspelz über seine WG-Erfahrungen und das Ankommen in der Metropole Berlin berichtete, spielten Tibor und Wolfspelz noch zusammen das Stück „Blind“. „Das liegt mir sehr am Herzen dieses Lied“, so Tibor über seine Komposition. „Mein rechter, rechter Platz ist frei...und irgendwo höre ich einen Schrei“, singt er darin. Das Stück klingt wie ein Weckruf gegen Rechts und die vier spielten weiter bis der Regen aufhörte.