Duisburg-Rheinhausen. Seit einem Jahr fährt der Verein Freundeskreis Lebendige Grafschaft hier ein Corona-Notprogramm. Drei Hochzeitspaare sind im Frühjahr angemeldet.

Eigentlich könnte Günter Pfeiffer jeden Tag eine „Feuerzangenbowle“ in seinem schnuckeligen, alten Friemersheimer Lehrerhaus ansetzen. Nicht nur, dass er im Namen über die drei „F“ verfügt, wie der Held aus dem gleichnamigen Film mit Heinz Rühmann, sondern er verwaltet auch die Räumlichkeiten im Biedermeier-Schulhaus, die Klassenzimmern für die „Oberprimaner“ aus jener Zeit ähneln.

Allerdings muss Günter Pfeiffer als Vorsitzender des dort ansässigen Vereins Freundeskreis Lebendige Grafschaft Friemersheim seit einem Jahr ein Notprogramm fahren – und so steht der Verein, der sich mit der lokalen und historischen Bedeutung des Ortes und seiner Umgebung befasst, damit stellvertretend für alle kleinen, sich regelmäßig treffenden Gruppierungen vor Ort, wie Seniorentreffs, Kirchengruppen, Chöre und Vereine, die unter dem momentanen Pandemiegeschehen schwer zu leiden haben.

Kein Frauenfrühstück, keine lyrischen Lesungen

„Wir haben uns seit einem Jahr nicht mehr in Gesamtheit getroffen“, mahnt Günter Pfeiffer, „versuchen aber, regelmäßig mit allen Mitgliedern zu telefonieren.“ So hofft er auf den Zusammenhalt im Vereinsleben. Ein schweres Unterfangen, da der Verein etwa 370 vorwiegend ältere Mitglieder hat.

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Die Kette der ausgefallenen Veranstaltungen in Friemersheim seit dem März 2020 ist lang, schon seit dem ersten Lockdown gab es nicht mehr das beliebte Frauenfrühstück oder die lyrischen Lesungen im Lehrerhaus, die meist vom Schauspieler und Rezitator Georg Adler aus Homberg mitreißend gestaltet wurden.

Das alte Lehrerhaus in Duisburg-Friemersheim war vor Corona ein beliebter Treffpunkt. Nun herrscht auch hier ein Pandemie-Notprogramm.
Das alte Lehrerhaus in Duisburg-Friemersheim war vor Corona ein beliebter Treffpunkt. Nun herrscht auch hier ein Pandemie-Notprogramm. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

„Genauso vermissen einige das traditionelle Grünkohlessen im Winter, sowie den Jazz-Frühschoppen“, sagt der 81-jährige Leiter des historischen Vereins, der natürlich auch zur Risikogruppe in Corona-Zeiten gehört.

Auch die Ahnenforschung zog ins Homeoffice

Einen Lichtblick – wenn auch nur einen kleinen – sieht Pfeiffer für den April und Mai. „Drei Hochzeitspaare haben sich für den Zeitraum bei uns im Lehrerhaus angemeldet“, sagt er. Sechs Personen, also das Ehepaar, die Trauzeugen, und je ein Vertreter der nahen Verwandtschaft, dürfen nach augenblicklichen Corona-Bestimmungen im Lehrerhaus bei der standesamtlichen Trauung anwesend sein. „Draußen kann man an Stehtischen und mit Abstand und Maske dem Paar zuprosten“, sagt Pfeiffer mit einem Lächeln. Sicher, es gibt schönere Umstände für eine Hochzeitsfeier, vielleicht aber keinen schöneren Ort in Duisburgdafür.

Vorstandssitzungen finden in Friemersheim im kleinen Rahmen statt

Vorstandssitzungen finden im kleinen Rahmen weiter monatlich statt, die Ahnenforscher des Vereins betreiben ihre Studien allerdings im Homeoffice. Und die Arbeit am Haus schweiße zusammen: Nach den Hygienebestimmungen treffe man sich in einer kleinen Gruppe schon mal, um Reparaturen an dem alten Gemäuer durchzuführen. Allerdings wird es die beliebte, sonst stark frequentierte Pflanzenbörse um den 1. Mai, bei der seltene Arten getauscht und gekauft werden können, auch in diesem Jahr nicht geben.

„Wir hoffen, aber dass wir, bei fortschreitendem Impfgeschehen, am 15. August wieder unseren beliebten sonntäglichen Jazz-Frühschoppen präsentieren können“, sagt Pfeiffer, der seit 1991 den Vorsitz des Vereins Freundeskreis Lebendige Grafschaft Friemersheim e. V. innehat.