Duisburg-Homberg. In einem Bericht erklärte die „Hochheider Tasche“, die Duisburger Tafel schnappe ihnen die Lebensmittel weg. Die Tafel nimmt Stellung.
Günter Spikofski ist verwundert. Als am Donnerstag ein Artikel über die Arbeit der Lebensmittelausgabe „Hochheider Tasche“ erschien, da stand das Telefon des Geschäftsführers der Duisburger Tafel nicht mehr still. Zahlreiche Nachrichten und Anrufe erreichten Spikofski, viele davon von empörten Bürgern. „Wie könnt ihr sowas tun?“, hieß es da. Und: „Das kann doch wohl so nicht richtig sein“. „Grundsätzlich finde ich es völlig legitim, dass eine Organisation sagt, sie hätten zu wenig Lebensmittel“, sagt Spikofski. „Aber das in so einer Art und Weise zu machen, da war ich sehr verwundert.“
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Im vorangegangenen Bericht übte die Hochheider Tasche Kritik an der Tafel. Konkret ging es um die zu wenigen Lebensmittel, die für die Hochheider Tasche übrig blieben. Laut Hochheider Tasche hätte die Tafel stadtweit Verträge mit Supermärkten – auch im Duisburger Westen. „Man weiß nie, wann die Tafel kommt, weil die nicht verlässlich und regelmäßig abholt“, erklärte Conny Pauly von der Hochheider Initiative das Problem. „Manchmal bekommen wir am Morgen einen Anruf vom Supermarkt, dass wir kommen können. Wenn wir dann da sind, ist alles weg, weil dann doch plötzlich die Tafel schon da war.“ Und: Eine Absprache mit Tafel funktioniere nicht, so der Vorwurf.
Duisburger Tafel: „Supermärkte fragen bei uns an“
Den weist Spikofski deutlich zurück. „Supermärkte fragen bei uns an und bieten Lebensmittel an“, erklärt er. „In der Regel sagen wir ja, wenn es nicht ganz entscheidende Punkte gibt, die dagegen sprechen.“ Dies sei bisher nie ein Problem gewesen. Hinzu käme, dass die Tafel „niemanden in den Karren fährt.“ So arbeite die Tafel unter anderem mit den Vereinen „Gemeinsam gegen Kälte“ und „Immersatt“ zusammen, die ebenfalls Lebensmittel bei den Geschäften abholen. Die Tafel besitze eine Liste der Märkte, in denen sie die Lebensmittel holen. „Da werden wir auf gar keinen Fall Lebensmittel holen, ohne das vorher mit den Kollegen abgesprochen zu haben“, betont Spikofski. Verträge mit Supermärkten gäbe es nicht.
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Schon vor einigen Jahren, erinnert sich der Geschäftsführer, hatte in Hochheide der Edeka-Paschmann-Markt aufgemacht. „Da hat Paschmann bei uns angerufen und gefragt, ob wir nicht die Lebensmittel nehmen möchten.“ Drei Tage später habe die Hochheider Tasche ihn angerufen und erklärt, sie wollen ebenfalls die Lebensmittel des Marktes holen. „Wir haben uns geeinigt, dass die Hochheider Tasche an zwei Tagen die Woche die Ware abholt und wir an drei Tagen“, sagt Spikofski und erinnert an den Größenunterschied beider Organisationen. So unterstütze die Tafel rund 3000 Bedürftige pro Woche: „Das wir ein paar mehr Lebensmittel brauchen, ist einleuchtend.“
Duisburger Tafel-Geschäftsführer Spikofski: „Holen immer regelmäßig ab“
Auch den Vorwurf, die Tafel würde die Waren nie verlässlich abholen, bezeichnet Spikofski als „Blödsinn“. „Wir holen immer regelmäßig ab“, sagt er. Hinzu käme, dass die Tafel gerne in Sippenhaft genommen wird. So hieß es oft, wenn Lebensmittel bereits abgeholt wurden, „die Tafel war es“ – obwohl die Tafel es nicht war. Den Vorschlag der Hochheider Tasche, die immer mittwochs ihre Ausgabe hat, die Tafel solle ihnen montags und dienstags den Vorzug lassen, kann der Geschäftsführer nicht nachvollziehen.
Spikofski zählt im Duisburger Westen etwas mehr als 30 Supermärkte und Discounter – „von diesen Läden fahren wir neun Läden an, mit den anderen haben wir nichts zu tun“, erklärt er. „Und von diesen neun Läden fahren wir vier Läden montags und dienstags überhaupt nicht an.“ Würde die Hochheider Tasche alleine die Läden abfahren, dann sollten genug Waren zusammenkommen, ist er überzeugt. Kontaktversuche Seitens der Hochheider Tasche habe es zudem nicht gegeben. „Da wird so getan, als würden sie sich darum bemühen. Aber das stimmt einfach nicht. Mit mir hat keiner geredet – und ich bin da die maßgebliche Person.“
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Offen für Gespräche ist Spikofski nicht. „Wenn die das vernünftig organisieren, dann kriegen die das auch hin“, ist er überzeugt. Die Tafel selbst fahre teilweise durch ganz NRW, um die Ware einzusammeln. „Natürlich muss man was dafür tun. Da sehe ich nicht ein, warum wir diejenigen sein sollen, die die Arbeit machen, während andere gut dastehen.“