Duisburg-Rheinhausen. Im März 2011 öffnete das Kaufhaus der Diakonie (KadeDi) in Rheinhausen an der Moerser Straße. Die Kunden schätzen die gute Qualität der Waren.

„Wir hatten es selbst wegen Corona gar nicht auf dem Schirm“, erzählt Gabriele Schmiedchen. Ihr Lächeln ist auch hinter ihrer Maske zu erahnen. „Zehn Jahre sind echt schnell vergangen.“ Seit zehn Jahren leitet sie das Kaufhaus der Diakonie (KadeDi) an der Moerser Straße in Rheinhausen.

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Am 1. März hätte das Jubiläum angestanden. Hätte – die Corona-Pandemie und die Einschränkungen machen dem Sozialkaufhaus einen Strich durch die Rechnung. „Das ist schade“, meint Schmiedchen. Vielleicht, so die Hoffnung, kann das Team die Feierlichkeiten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Team. Noch ein Wort, bei dem Gabriele Schmiedchen leuchtende Augen bekommt. Denn nur durch die hervorragende Teamarbeit sei das KadeDi heute das, was es ist – und „keine Kleiderkammer“, betont die Leiterin. Aber von vorn.

Kaufhaus in Rheinhausen: Autohaus „Opel Franken“ war der perfekte Ort

Schmiedchen arbeitet seit 2004 beim Diakoniewerk, hat seither die Eröffnungen der Kaufhäuser an der Düsseldorfer Straße in Hochfeld, in Dinslaken und Wesel verfolgt. „Wir hatten 2010 Fünfjähriges in Hochfeld gefeiert“, erinnert sie sich. „Der damalige Geschäftsführer hat in der Presse erzählt, dass linksrheinisch ein weiterer Standort gesucht wird.“ Es dauerte nicht lange, bis das ehemalige Autohaus „Opel Franken“ an der Moerser Straße ins Spiel kam. Eine riesige Halle samt Büroräumen und großem Keller. Perfekt für das Anliegen der Diakonie. Also wurde gestrichen, gewerkelt und gebaut, bis das Gebäude den Ansprüchen entsprach. Es sollte das erste Kaufhaus werden, in dem Schmiedchen als Leiterin eingesetzt wird.

In einem Autohaus hat das Kaufhaus der Diakonie in Rheinhausen eine Bleibe gefunden. 2011 wurde es umfangreich umgebaut.​
In einem Autohaus hat das Kaufhaus der Diakonie in Rheinhausen eine Bleibe gefunden. 2011 wurde es umfangreich umgebaut.​ © Diakoniewerk Duisburg

„Wir waren alle furchtbar nervös“, erinnert sie sich an den 1. März 2011 zurück. „Das war wie ein Kind, das zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird.“ Zahlreiche Fragen schossen ihr da durch den Kopf. Ist die Lage wirklich gut? Kommen die Kunden zu uns? Wird der Standort angenommen? Die kurze Antwort: ja. „Wir hatten am ersten Tag einen Bombenumsatz“, sagt sie lächelnd. Der Schritt, das Einzugsgebiet zu vergrößern, sei die richtige Entscheidung gewesen.

Kunden in Rheinhausen loben die gute Spendenqualität

„Endlich“ hatten auch die Bürger im Duisburger Westen ein Kaufhaus der Diakonie. Nicht nur aus Rheinhausen kamen die Leute, sondern auch aus Rumeln, Homberg, Moers und weiteren Grenzstädten. Und sie kommen bis heute. Nicht nur zum Einkaufen, sondern auch zum Spenden. „Wir haben eine ganz tolle Spendenqualität“, lobt Schmiedchen. „Die Leute kommen gerne, weil sie wissen, dass die Qualität gut ist.“ Eine klassische Zielgruppe gibt es hier nicht. Darauf legt das Kaufhaus wert. Gemischt sei das Publikum, Rentner, Studenten, Schüler – Menschen jeden Alters und aus jedem sozialen Umfeld sind gerne gesehen. „Es gibt hier keine Stigmatisierung“, betont Schmiedchen.

Gemischt ist auch die Ware, die im Kaufhaus angenommen und weiterverkauft wird. Bücher, Kleidung, Schuhe, Elektrogeräte, Dekoration, Hausrat – die Liste scheint endlos lang. Hauptsache, die Sachen sind ordentlich. „Die Spende sollte in einem Zustand sein, dass man selber noch sagt, das würde ich kaufen“, erklärt Schmiedchen. Bücher, zum Beispiel, sollten im Schnitt nicht älter als zehn Jahre sein. „Von allen Spenden können wir im Schnitt 70 Prozent gebrauchen.“

Zehn Jahre KadeDi in Rheinhausen: Wasserschaden und Wellensittich

„Wir“, das sind aktuell fünf Stammkräfte, sieben Mitarbeiter in geförderten Arbeitsverhältnissen, zwei im Zuverdienstprojekt für Menschen mit Behinderungen, 42 zwei-Euro-Jobber, zwei Praktikanten sowie zwei Ehrenamtler. Sie sortieren Kleidung, prüfen Elektrogeräte, putzen, verkaufen, beraten und waschen, sortieren und dekorieren. „Wir versuchen die zwei-Euro-Jobber da einzusetzen, wo sie gerne sind“, erklärt Schmiedchen. Wer zum Beispiel gerne an der frischen Luft ist, kann Arbeiten übernehmen, die im Freien getätigt werden. Glückliche Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter, das ist an der Moerser Straße nicht anders.

Gabriele Schmiedchen leitet das Kaufhaus der Diakonie an der Moerser Straße in Rheinhausen.
Gabriele Schmiedchen leitet das Kaufhaus der Diakonie an der Moerser Straße in Rheinhausen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

In zehn Jahren bleiben der Leiterin so manche Geschichten besonders im Kopf. Der Mai 2018 zum Beispiel, als ein ungewöhnlich heftiger Regenschauer den Keller, der als Lagerraum benutzt wird, geflutet hat. Kniehoch stand das Wasser, ein Drittel der Waren waren danach unbrauchbar. „Das war schlimm“, erinnert sich Schmiedchen, die selber zu diesem Zeitpunkt Urlaub hatte. „Auf der anderen Seite war auch da die tolle Dynamik im Team zu spüren.“ Statt Stockstarre wurde angepackt, der Keller wieder auf Vordermann gebracht. Oder der Tag, an dem ein Vogelkäfig abgegeben wurde – inklusive Wellensittich, wie sich später zeigte. Der Piepmatz büxte nämlich aus, musste später vom Tierschutz eingefangen werden. Und der Tag, an dem eine Dame anrief, die ihre Handtasche gespendet hat. „Da war mein Ehering drin“, sagte sie kleinlaut am Telefon.

Auch, wenn das Kaufhaus im Zuge des Lockdown ab Montag wieder seine Türen schließen muss – Spenden können trotzdem angenommen werden. „Wir sind immer hier“, erklärt Schmiedchen.

Spenden ist auch im Corona-Lockdown möglich