Rumeln-Kaldenhausen. Der Duisburger Kevin Langkafel hat sich einen Namen in der Car Detailing Branche gemacht. Besitzer von Luxusautos schätzen seine Arbeit.

Man muss nicht zwingend männlich, 16 Jahre alt, testosterongeflutet und PS-affin sein, um beim Anblick des glänzend schwarzen AMG GTS-Traums ins Schwärmen zu geraten. Einer, der das noble Stück nicht nur bestaunen, sondern sogar anfassen darf und muss, ist Kevin Langkafel. Seit Anfang des Jahres hat der gelernte Werkzeugmechaniker sich hauptberuflich dem Car Detailing verschrieben und kann sich über prall gefüllte Auftragsbücher freuen.

Nichts für Pfuscher

„Ich habe mein Hobby und meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und freue mich jeden Morgen auf die Arbeit. Was Besseres kann einem glaub ich nicht passieren“, erzählt der 29-Jährige und zeigt stolz in seine picobello aufgeräumte Werkshalle, die mit dem typischen Autoschrauber-Ambiente nichts gemein hat. An den frisch gekalkten Wänden sind starke Leuchtröhren befestigt, es hängen ordentlich angebrachte Banner der Produktpartner darüber und der mit grauem Flies abgeklebte Fußboden ist so sauber, dass man getrost ein Sofa darauf abstellen könnte.

Spülmittel und Spezialknete reinigen den Lack porentief, ähnlich wie ein Peeling die Haut eines Menschen.
Spülmittel und Spezialknete reinigen den Lack porentief, ähnlich wie ein Peeling die Haut eines Menschen. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Kevin ist Perfektionist. Car Detailing ist nichts für Pfuscher . Wenn er mit einem Auto fertig ist, prüft er jede polierte Stelle noch mal genau mit der Taschenlampe. „Sonst kann ich das Auto nicht guten Gewissens zurückgeben“, betont der Profi. Car Detailing ist die High End Stufe des Autopolierens und der Aufbereitung. Der schwarze Mercedes etwa sieht aus wie frisch aus der Fabrik. Sieben bis zehn Stunden braucht Kevin für eine Behandlung. Erst wird gewaschen, dann entfettet, poliert, geknetet und zuletzt beschichtet. Waschen und zur Not noch entfetten erklären sich selbst. Spannend wird es beim Kneten.

Mit Knete und Spülmittel

„Da nehme ich ein handtellergroßes Stück Knete, etwas Spülmittel als Gleitmedium und dann reibe ich mit der Knete ganz vorsichtig über den Lack. Das entfernt noch die kleinsten Schmutzpartikel aus den Lackporen“, so Kevin. Er schwört, dass man sogar hört, wie es leise knirscht und knistert, wenn die feinen Partikel sich lösen. Man kann sich das Prozedere wie ein Peeling für die Haut vorstellen. Seinen Erklärungen nach sind sich Lack und Haut sogar ziemlich ähnlich. Denn auch der Lack muss nach den ganzen Behandlungen noch atmen können. Fürs Kneten braucht der Fachmann je nach Fahrzeug so etwa ein- bis zwei Stunden. Danach folgt die Beschichtung.

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Zum Abschluss Keramik

Kevin greift dafür zu Keramik. Auch ein absolutes High-Tech Produkt, das in dem filigranen Flakon doch wieder an die Kosmetikbranche erinnert. Die etwa zehn Zentimeter große Phiole reicht durchschnittlich für zwei Autos. Aufgetragen wird die durchsichtige Flüssigkeit hauchdünn. „Es gibt Keramik in unterschiedlichen Härtegraden. Die härteren sind besser für die Felgen, da sie mehr Belastung aushalten müssen. Die weicheren machen den Lack noch glänzender.“ Kevin erzählt, dass manche Aufbereiter mehrere Keramikschichten übereinander auftragen. Das kann aber im schlimmsten Fall dazu führen, dass Risse entstehen und das schicke teure Auto aussieht wie ein altes Ölgemälde. Das passiert ihm nicht, dazu kennt der leidenschaftliche Cart-Fahrer, der nebenberuflich den Rennsport-Nachwuchs betreut, sein Material zu gut.

Kundschaft wächst

Die etwa zehn Zentimeter große Phiole mit dem Keramikmittel, das den Lack versiegelt und wie neu aussehen lässt, reicht durchschnittlich für zwei Autos.
Die etwa zehn Zentimeter große Phiole mit dem Keramikmittel, das den Lack versiegelt und wie neu aussehen lässt, reicht durchschnittlich für zwei Autos. © FUNKE Foto Services | foto: Tanja Pickartz

Die Kundschaft dankt es ihm und gibt seine Telefonnummer gerne weiter. „Ein Kunde kam sogar aus Berlin und hat mir seinen Wagen für zwei Tage überlassen. Manche reisen auch aus Hamburg an.“ Einen guten Ruf zu haben ist in der Branche unerlässlich, schließlich vertraut die Kundschaft dem jungen Mann nicht selten ein zu wunderbarem Blech gewordenes Vermögen an. Apropos Preis: „Da kann ich im Vorfeld nie wirklich etwas zu sagen. Ich muss den Lack sehen und genau prüfen. Wenn tiefe Kratzer drin sind, brauche ich natürlich länger“, erklärt er. Also lieber einen Termin vereinbaren (KL-Lackveredelung.de). Die gibt es natürlich, aber über Langeweile kann sich der werdende Vater keineswegs beklagen.

„Tatsächlich hat sich mein Auftragsvolumen durch Corona deutlich erhöht. Da viele Leute Geld für den Urlaub zurückgelegt hatten und nun nicht ausgeben konnten, haben sie bei mir nicht nur das einfache Paket gebucht, sondern das komplette Detailing“, erklärt er.

Auch Wohnmobile bekommt er neuerdings vermehrt in die pflegenden Finger, denn dort funktioniert Detailing genauso. Ebenso wie bei Booten, Fahrrädern oder Helmen. Warum nicht klein anfangen? Glänzen tut’s bestimmt.