Fünf Minuten Meer: Unter dem grauen Himmel brechen sich die grauen Wellen an grauen Mauern. Eigentlich passiert nichts Bemerkenswertes auf diesem Video, das Elisabeth Höller irgendwo an der englischen Küste gedreht hat – mit fest stehender Kamera, mit unveränderter Einstellung. Aber was heißt schon bemerkenswert? Die Künstlerin, 1959 in Duisburg geboren, spürt dem nach, was andere beiläufig zur Kenntnis nehmen – wenn überhaupt.

In der Ausstellung „Unterwegs...“, die heute um 19.30 Uhr im Künstlerhaus an der Goldstraße 15 eröffnet wird (und bis 14. Juli bleibt, geöffnet sonntags von 15-18 Uhr), stellt Elisabeth Höller drei Orte in Videos, Fotografien und Geräuschen vor: das Fischerdorf Staithes in Yorkshire, einen Spielplatz in Rhodos Stadt – und Duisburg. Elisabeth Höller stellt einen Satz von Marcel Proust dazu: „Die wahren Entdeckungen bestehen nicht darin, neue Landschaften aufzusuchen, sondern neue Augen zu haben.“ Die Duisburgerin schaut mit anderen Augen auf die Welt, und in ihren Arbeiten schwingt oft ein skurriles Moment mit. Sie blickt mit der Kamera in Staithes zwar auf das Meer wie dermaleinst der junge James Cook, der hier seine Liebe zum Meer entdeckt haben soll, aber eben so nüchtern, dass es schon seltsam erscheint, dieses Meer mit Abenteuer und Romantik in Verbindung zu bringen.

Eine paradoxe Beobachtung macht sie auch in der Stadt Rhodos. Der Reiseführer hatte den Besuch einer 1937 erbauten „Rhodischen Villa“ als „Oase der Ruhe“ empfohlen. Der Spielplatz hinter dieser Villa ist tatsächlich eine „Oase der Ruhe“: Schaukel und Sandkasten liegen verlassen, kein Kind weit und breit, ein trauriger Ort.

In Duisburg hat sich Elisabeth Höller als Projekt im Mercatorjahr 2012 („Duisburg – Mercato(h)r“) auf die Suche gemacht nach einem typischen Duisburger Geräusch. Sie ist mit dem Rad, mit Bus und Bahn durch die Stadt gefahren und etwa 60 Geräusche aufgenommen. Fotos, auf denen immer auch das Aufnahmegerät zu sehen ist, dokumentieren diese Suche vom Norden bis zum Süden. Elisabeth Höller war in Kneipen und Parks, in Imbissen und im Lehmbruck-Museum. Doch gefunden hat sich das Geräusch noch nicht; die Suche geht weiter.