Duisburg-Homberg. Dr. Friedrich Caspers leitet die Geriatrie des St. Johannes-Stifts in Duisburg-Homberg. Er räumt der Rehabilitation einen hohen Stellenwert ein.

„Wir haben eine geriatrische Komplettbehandlung“, bringt Dr. Friedrich Caspers die Aufgabe der Fachabteilung im Malteser Krankenhaus St. Johannes-Stift in Homberg auf den Punkt. Seit einigen Monaten ist der 66-Jährige neuer leitender Direktor der geriatrischen Klinik und zudem nach seinem Wechsel vom Helios Klinikum in Krefeld zu den Maltesern auch für das St. Josefs-Hospital in Krefeld-Uerdingen verantwortlich.

Ihm zur Seite steht seit Anfang Februar Andreas Pfüller (44 Jahre), der als Oberarzt ebenfalls vom Krefelder Helios-Klinikum zu den Maltesern wechselte. Die durch die Corona-Krise verhängten Sicherheitsstandards verhinderten bisher, dass beide Ärzte die Öffentlichkeit suchen konnten. Auch mit Patienten hatten sie bislang wenig Kontakt. „Trotzdem waren wir gut beschäftigt, haben die gesamten verpflichtenden Dokumentationen aufgearbeitet“, so der Chefarzt.

In der Geriatrie gibt es andere Schwerpunkte

Die Geriatrie im Malteser Krankenhaus St. Johannes-Stift in Homberg gibt es seit Mitte der 80er Jahre, sie war eine der ersten stationären Fachabteilungen bundesweit. Dr. Caspers: „Man hat damals die Wichtigkeit der Altersmedizin erkannt und dass die Schwerpunkte anders sein müssen.“ So sieht die Altersmedizin nicht nur einzelne Krankheiten, sondern hinterfragt, an welchen Aktivitäten alte Menschen noch teilhaben können. „Die verschiedenen Krankheitsbilder werden priorisiert“, erklärt Caspers und nennt als Beispiel einen zu hohen Cholesterinspiegel. Für einen jungen Menschen sei mit Blick auf die Zukunft wichtig, dass er behandelt werde. Für den alten Menschen sei die Alltagspriorität wichtig. Was ist, wenn er den Urin nicht mehr halten kann? Ist er in der Lage, selbstständig die Toilette aufzusuchen?

Die Tagesklinik des St. Johannes-Stifts

Der Geriatrie angeschlossen ist eine Tagesklinik mit neun Plätzen. Da sie ständig ausgebucht ist, sollen die Kapazitäten verdoppelt werden

Das Team besteht aus Fachpflegekräften, Physio- und Ergotherapeuten, Psychologen und aus – in der Altenmedizin ganz wichtig – Logopäden. Deren Einsatz, so Chefarzt Dr. Caspers, kenne man nur bei Schlaganfall-Patienten oder stotternden Kindern.

Bei alten Menschen therapieren Logopäden Schluckstörungen, wie sie etwa Parkinson-Kranke haben. Durch Verschluckungen können Lungenentzündungen entstehen. Die Psychologen sind wichtig etwa bei Sturzangst oder panikartigen Ängsten nach einem Herzinfarkt, was zu einer falschen Atmung führen kann.

„Geriatrie ohne Rehabilitation gibt es nicht. Sie sorgt dafür, dass alte Menschen selbstständig aufstehen, klärt, ob sie Hilfsmittel brauchen“, sagt Caspers und betont: „In der Geriatrie ist wichtig, den Selbstversorgungsgrad zu verbessern.“

Während die reine Diagnostik der Inneren Medizin obliegt, klärt die Geriatrie fünf standardisierte Dinge ab: die Selbsthilfefähigkeit, die Mobilität (schaffen es Senioren, sechs Meter in zehn Sekunden zu laufen, bei 30 Sekunden kommen sie nicht rechtzeitig über eine Fußgängerampel), die Kognition (besteht Verdacht auf eine Hirnleistungsstörung wie Demenz), Emotionales (wie depressive Stimmungslagen), Soziales (hat der alte Mensch Angehörige, lebt er allein, auf welcher Etage wohnt er). Darüber hinaus wird der Ernährungsstatus kontrolliert. Die geriatrische Fachabteilung verfügt über 72 stationäre Betten. Am Standort Homberg werden künftig auch Patienten behandelt, die zunächst am Malteser Krankenhaus St. Anna Huckingen aufgenommen wurden.

Mit dem Fahrrad fuhr er über die Alpen

Dr. Friedrich Caspers studierte an der Universität Bonn Medizin, promovierte 1991 und ist Facharzt für innere, physikalische und rehabilitative Medizin. Kollege Andreas Pfüller studierte Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und ist Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie.

Caspers interessierte sich schon immer für Rehabilitation und Prävention, seine erste Zusatzqualifikation war Sportmedizin. Viele Jahre führte er eine Praxis in Tönisvorst. Dort sollte ein Krankenhaus geschlossen werden. Entscheidend für das Hospital war die Einrichtung einer geriatrischen Abteilung. Caspers erarbeitete das Konzept, baute die Fachabteilung auf. Dabei lernte er schätzen, dass Rehabilitation in der Praxis sinnvoll ist. Der Leitende Direktor ist inzwischen 66 Jahre alt und bemerkt dazu scherzhaft: „Der alte Mann hat den geringsten Krankenstand.“ Seiner Ehefrau hat er versprochen, er werde in dem Moment aufhören, wenn sie sage, die Arbeit sei nicht mehr gut für ihn. Dr. Caspers hat drei Kinder, sein großes Hobby ist das Enkelkind. Nach wie vor unternimmt der gebürtige Krefelder mit seiner Frau gerne Aktivurlaube: „Wir haben vier Mal mit dem Mountainbike, nicht mit dem E-Bike, die Alpen überquert und machen große Bergwanderungen.“