Homberg. Das kleine Wäldchen an der Baumstraße sei ohne Not und zur Unzeit gerodet worden, kritisieren SPD und Grüne. Sie fordern einen neuen Grünstreifen
Plötzlich waren auf der Grünfläche im Herzen Hombergs alle Bäume und Sträucher verschwunden. Über den trostlosen Anblick, das dieses Areal seitdem bietet, waren Bürger und Politik gleichermaßen empört. Welche Straßenname könnte für einen Streit um gefällte Bäume unpassender sein als ausgerechnet Baumstraße? Bittere Ironie.
Verärgert reagierte Hans-Gerd Bosch, Fraktionssprecher der SPD in der Bezirksvertretung, aber vor allem, weil die Verwaltung diesen Kahlschlag vom 11. November, der aus seiner Sicht ohne Not und zur Unzeit geschah, der Politik nicht angekündigt und außerdem öffentlich noch eine, gelinde gesagt, unbefriedigende Begründung nachgeschoben hat.
Argument Verkehrssicherungspflicht
Auf Anfrage der Redaktion hatte ein Sprecher der Stadt mit der Verkehrssicherungspflicht argumentiert. „Bei einer vorherigen Überprüfung des genannten Bereichs wurde von unseren Baumkontrolleuren festgestellt, dass eine Vielzahl von Bäumen abgestorben war beziehungsweise sehr starke Schäden aufwies.“ Bäume drohten umzukippen, so dass dieses Vorgehen zwingend gewesen wäre.
Refugium für Tiere und Schutz für Menschen vor Lärm und Dreck
Das Biotop, das nach Ansicht der Anwohner vielen Tieren als Refugium diente, schirmte aber auch, wie Bosch betont, die Ein- und Zweifamilienhausbebauung an der Südstraße und damit die östliche gelegene Rheinpreußensiedlung von Emissionen durch Lärm und Dreck ab.
SChockstarre überwunden
Es hat ein paar Wochen gedauert, bis die Politik aus der Schockstarre erwacht ist, nachdem die Rodung bekannt geworden ist. Untätig blieben SPD und Grüne aber nicht. Sie haben Gespräche geführt, Hintergründe aufgehellt und, weil Bosch nicht in der Empörung verharren möchte, sondern gerne zielorientiert arbeitet, auch an einem Antrag gefeilt, der in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung behandelt werden soll.
Gewerbefläche oder Wohngebiet?
Es ist schon ein paar Jahre her, dass Politik und Verwaltung mit einander rangen, was aus der etwa ein Hektar großen Fläche zwischen Südstraße und Duisburger Straße im Rahmen des Konzeptes Duisburg 2027 perspektivisch passieren soll. Die Verwaltung wollte hier Raum für neue Wohnungen schaffen. SPD und Grüne stellten bereits im November 2012 den Antrag, die Fläche zusammen mit dem ehemaligen Feuerwehrgelände und dem ehemaligen Recyclinghof in den Geltungsbereich des Gewerbegebietes Rheinpreußen zu integrieren.
Die Politik hat versäumt, bei der Verwaltung nachzuhaken
„Wir müssen aber auch zugeben, dass wir die Fläche aus dem Blick verloren und es versäumt haben, nachzuhaken, was die Verwaltung getan hat“, räumt Bosch ein. Die Natur hat sich im Lauf der Jahre das Gelände zurückgeholt. Wie die Verwaltung der Politik mitteilte, habe es sich bei dem Bewuchs nicht um einen Wald im Sinne des Arten-, Natur- und Landschaftsschutzes gehandelt. Insofern habe die Verwaltung zwar nicht gegen Umweltvorschriften verstoßen, das Biotop und damit auch die Verärgerung der Anwohner ist aber verschwunden.
Unabhängig von der späteren Nutzung der Fläche an der Baumstraße fordern SPD und Grüne in ihrem Antrag, dass ein etwa 15 Meter breiter Gehölzstreifen entlang des Gehwegs an der Rückseite der Rheinpreußensiedlung anzulegen ist. Bepflanzt werden soll dieser Streifen mit einheimischen Gehölzen wie Kreuzdorn, Wildapfel oder -birne. Bosch sieht hier weiterhin ein Gewerbegebiet.