Duisburg-Rheinhausen. Seit 1996 steht der ehemalige Verwaltungsbau der Krupp Industrie- und Stahlbau in Duisburg Rheinhausen leer. Nun wird er im Internet versteigert.

Das große Objekt aus Beton, Stahl und jeder Menge Glas prägt die Rheinhauser Skyline. Einst nannten es viele Bürger liebevoll „Aquarium“ oder auch „Glaskasten“. Als der ehemalige Sitz von Krupp Industrie- und Stahlbau (KIS), der Planungs- und Verwaltungsbau an der Franz-Schubert-Straße 1962 eröffnet wurde, galt das fünfstöckige, vollverglaste, lichtdurchflutete Hochhaus mit seinen Großraumbüros als eines der modernsten Bürogebäude Deutschlands. In seinen besten Zeiten arbeiteten mehr als 1000 Menschen hier, im so genannten KIS-Haus. Die Lohnbuchhaltung der zeitweise rund 10.000 Kruppianer war hier genauso zu Hause wie die Planungsbüros für das Stahlwerk. Als der letzte Hochofen im August 1993 ausgeblasen wurde, arbeiteten hier noch einige hundert Beschäftigte. Bis 1996, dann war auch hier „Schicht am Schacht”, wie schon längst auf der Hütte gegenüber.

Ein Dorn im Auge der Rheinhauser

Danach wurde der 21.000-Quadratmeter-Bau leer gezogen und verfiel immer mehr. Nicht wenige Rheinhauser wünschen sich, das der asbestverseuchte Kasten mit seinen geborstenen Fenstern aus dem Ortsbild verschwindet. Nach 20 Jahren Leerstand könnte sich jetzt tatsächlich erstmals die Chance bieten, dass ihr Wunsch vieler Bürger Wirklichkeit wird. Denn am 29. September lässt der niederländische Eigentümer sein insgesamt 28.500 Quadratmeter großes Grundstück zwischen Franz-Schubert-Straße, Friedrich-Alfred-Straße und den Bahngleisen im Internet versteigern. In einer 15-minütigen Online-Auktion kommen an diesem Tag ab 14 Uhr mit dem genannten Grundstück nahe Tor 1 nicht nur der alte Krupp-Verwaltungssitz sondern auch gleich drei Altbauten von Krupp mit 12.100 Quadratmetern Gesamtfläche unter den digitalen Hammer. In diesen Altbauten, 1903 bis 1905 errichtet, wohnten ursprünglich leitende Angestellte der Friedrich-Alfred-Stahlwerks. Nachdem 1993 der letzte Hochofen ausgeblasen wurde, zogen hier bis zu 30 Büros klein- und mittelständische Firmen mit vorwiegend kurzfristigen Mietverträgen ein, unter dem Namen „Business Center 2000“.

Im Jahre 2000 erwarb ein niederländischer Investor, das Logistik- und Warehouse-Unternehmen Zegwaard Beheer BV mit Sitz in Delft, von der Krupp-Immobilientochter das Grundstück mit dem „Aquarium“ und den drei anderen Altbauten. Das „Business Center 2000“ übernahm nicht nur die Verwaltung und Sicherung aller vier Gebäude, es versuchte auch etwa 20 Jahre, das alte Verwaltungsgebäude mit seinen 200 Parkplätzen zu vermarkten. Letztlich ohne Erfolg: Kein Investor konnte sich entschließen, das leer stehende Objekt zu kaufen oder zu mieten.

Dabei gab es durchaus einige Interessenten: 2003 etwa wollte das Hauptzollamt einziehen, sprang aber wieder ab. Und 2007 wollte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW (BLB) hier seine Zweigstellen in Duisburg, Essen, Krefeld und Mönchengladbach im Rheinhauser „Aquarium” bündeln. Doch dann entschied sich die Bau- und Liegenschaftsverwaltung des Landes kurzfristig anders, heute residiert die Behörde im Immobiliencenter der Sparkasse Duisburg in der Innenstadt.

Es gab auch Pläne für eine Umgestaltung des „Glaskastens“: Der Wedauer Architekt und Diplom-Ingenieur Peter Poelzig plante das Hochhaus komplett um, entwarf eine neue Fassade mit vier 128 Quadratmeter großen Höfen, sie sollten den Längsseiten des rechteckigen Flachdachbaus eine aufgelockerte Form geben. Im Inneren sah Poelzig kleinere Einheiten vor, Büros und Konferenzräume, modern abgeteilt mit Trennwänden. Doch dem Eigentümer aus Delft waren die geplanten Umbaukosten in zweistelliger Millionenhöhe zu hoch, so Poelzig. Auch zwei Maklerfirmen und die städtische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung versuchten sich an der Vermarktung. Es nutzte auch nichts, dass das „Aquarium“ gerade mal 200 Meter Luftlinie vom boomenden Logport 1 entfernt liegt.

Expose steht im Internet

Das Amersfoorter Online-Auktionshaus hat ein Expose ins Internet gestellt. Spannend sind darin diese Details: Zu dem „Aquarium“ heißt es da: „Ehemaliger Hauptsitz Krupp (wird abgerissen durch und im Namen der Verkäufers – sobald die Abrissgenehmigung erteilt wird“). Eines der Bilder vom Verwaltungsgebäude ist durchgestrichen. Daneben steht ein Vermerk. Er lautet kurz: „Wird abgerissen.“

Eigentümer aus DELFT - Auktionator Aus Amersfoort
Der Eigentümer
der Immobilien in Rheinhausen, das Logistik- und Warehouse-Unternehmen Zegwaard Beheer BV aus Delft, beauftragte die Troostwijk Real Estate GmbH in Amsterdam mit der Vermarktung der Objekte in Hochemmerich. Die Immobilien-Profis wiederum gaben dem Auktionshaus BOG Auctions in Amersfoort den Auftrag, Grundstück und Gebäude in einem Gesamtpaket zu versteigern, am 29. September ab 14 Uhr. „Wir haben uns auf Online-Auktionen spezialisiert“, erläutert Martine van ‘t Westeinde. Mitarbeiterin von BOG Auctions.
Unter
www.bog-auctions.com/auction/lot/3926/6770?topbanner finden sich genaue Informationen, Lagepläne und ein vor Ort gedrehtes Video zu dem Angebot.
Die ehemalige Menagerie, die Kantine für Werksangehörige des Krupp-Hüttenwerks, ist nicht Teil des Verkaufsangebotes. Das Gebäude an der Friedrich-Alfred-Straße gehört der Alevitischen Gemeinde Duisburg.