Duisburg-Friemersheim. . Die Sankt-Josef Kinder-, Jugend- und Familienhilfe-Einrichtung hat in Friemersheim eine sogenannte „Clearinggruppe“ für minderjährige Flüchtlinge eingerichtet.

Die Flüchtlingswelle ist ungebrochen, seit Januar besteht in der Sankt-Josef Kinder-, Jugend- und Familienhilfe-Einrichtung in Friemersheim eine „Clearinggruppe“. Ziel dieser Gruppe ist es, Jungen zwischen zwölf und 17 Jahren, die als unbegleitete Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, aufzunehmen und zunächst ihre Grundbedürfnisse, wie Essen und Schlafen, zu versorgen.

Bereichsleiterin Christine van der Koelen hat diese Idee ins Leben gerufen und sagt: „Wir müssen flexibel auf die Probleme der Jugendlichen eingehen können und kümmern uns um die Rechtsberatung bezüglich der Asylverfahren, in anderen Fällen setzen wir uns für die Beschulung der Jungen ein oder bauen den Kontakt zu Familienmitgliedern auf.“ Eine enge Zusammenarbeit mit dem Jugendamt sei ein wichtiger Aspekt und „da die Eltern in den Herkunftsländern verblieben oder selbst auf der Flucht sind, braucht es einen Vormund für die Jugendlichen mit dem wir eine Perspektive erarbeiten.“

Ursprünglich wurden die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in die bestehenden Wohngruppen der Einrichtung aufgenommen „Wir können mit der Clearinggruppe viel konzentrierter arbeiten, da die Jugendlichen überwiegend mit den gleichen Problemen konfrontiert sind“, so van der Koelen.

Drei Monate auf der Flucht

Der 18-jährige Mokim befand sich drei Monate lang auf der Flucht aus Afghanistan, letztes Jahr im März wurde er in der Einrichtung aufgenommen. Inzwischen hat er eine eigene Wohnung und hat gerade den Sprachtest absolviert. „Als ich hier ankam, war Schlafen und Ruhe für mich das Wichtigste“, sagt er. Auf der Flucht sei er von Polizisten in Serbien geschlagen worden. „Sie haben mir auch Handschellen angelegt.“

Aufgrund dieser traumatischen Grenzerfahrungen seien die Jugendlichen sehr misstrauisch bei der Ankunft in Sankt-Josef gewesen: „Sie konnten gar nicht verstehen, dass sie hier ohne eine Gegenleistung versorgt werden“, berichtet van der Koelen.

Familienangehörige suchen

Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser „Clearinggruppe“ ist es zu prüfen, inwiefern sich Familienmitglieder in Deutschland befinden und ob eine Zusammenführung möglich ist. Im Falle des 18-jährigen Osman aus Somalia hat es funktioniert. Durch Zufall hatte er in der Dortmunder Erstaufnahmeeinrichtung von einem Freund erfahren, dass sich sein Bruder in München aufhielt.

Als Osman in die Friemersheimer Wohngruppe kam, recherchierte das Team aus Sozialpädagogen und Erziehern nach seinem Bruder und holte ihn in Zusammenarbeit mit dem Münchener und Duisburger Jugendamt nach Rheinhausen. „Ich war so froh, als ich ihn am Duisburger Bahnhof abholte, ich hatte ihn fünf Jahre nicht gesehen“, erinnert sich Osman.

Vertrauen schaffen

Die Clearinggruppe verfügt über sieben Plätze, momentan sind Jugendliche aus Afghanistan, Iran und dem Irak in ihr. Das Wochenprogramm sieht so aus: Am Montag können sie an Sportkursen teilnehmen, von Dienstag bis Freitag erhalten sie Deutschunterricht durch eine Fachkraft, immer von 11.30 Uhr bis 16.30 Uhr. Kristian Kobbert, Wohngruppenleiter in der Einrichtung, sagt: „Wir machen viele Gemeinschaftsaktivitäten. Durch „gegenseitiges Ausprobieren“ schaffen wir wieder Vertrauen und Zuverlässigkeit, was die Jugendlichen auf der Flucht verloren haben.“