Duisburg-Rheinhausen. . Holocaust-Opfer Betty Bausch-Polak erzählt im Rheinhauser Krupp-Gymnasium ihre bewegende Geschichte.

Ein Alter von 96 Jahren zu erreichen, noch dazu gesund und lebensbejahend, das schaffen nicht viele Menschen. Und Jüdinnen schon gar nicht, mag man zynisch anfügen. Betty Bausch-Polak, sie lebt in einer Kleinstadt in den Niederlanden, schaffte und schafft das alles. Und erzählt davon. Die Shoah-Überlebende hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, Menschen ihre Geschichte zu erzählen, Bausch-Polak reist dafür durch die ganze Republik, jüngste Station, das Rheinhauser Krupp-Gymnasium.

Für ein langes Leben benötigt man sicher gute Gene, die Betty zweifellos hat. War auch ein Großteil ihrer Familie durch die Nazis ausgelöscht worden, waren und sind Betty und auch ihre Schwester und ihr Bruder mit langen Leben gesegnet. Schwester Lies ist 93 Jahre alt und lebt heute in Palästina, Bruder Jaap ist vor einigen Jahren gestorben, er wurde 102 Jahre alt.

Wie alt wohl ihre Eltern geworden wären, konnte niemand feststellen, sie wurden ebenso wie andere Angehörige Bausch-Polaks von den Nationalsozialisten gequält und ermordet. Betty überlebte den Krieg, sie hatte sich durchgeschlagen, war immer wieder untergetaucht und benutzte diverse gefälschte Pässe. Den Ort wechselte sie häufig, ihr Überleben verdankt sie auch Glück und einer gehörigen Portion Mut. Glück, weil sie ein Schiff, das sie nach England bringen sollte, um fünf Minuten verpasste. Das Boot wurde angegriffen, versenkt, alle Passagiere starben.

Mut in der Todesangst

Stichwort: Mut. Um nicht aufzufallen, war es erforderlich, keine Angst zu zeigen, auch wenn diese übergroß war. „Ich wollte früher immer Schauspielerin werden“, sagt sie. Dieses Talent hat ihr geholfen zu Überleben. Sie hatte sich sogar von ihrem geliebten Mann Philip lossagen müssen, sie versicherte glaubhaft, ihn und seine Widerstandsgruppe nicht zu kennen, was für sie die Entlassung aus dem Gefängnis, für ihn den Tod bedeutet hatte.

Viele Jahre habe es gedauert, bis sie sich entschieden habe, über das Erlebte zu sprechen und zu schreiben Ihre Geschichte Kindern und Jugendlichen zu erzählen, ist ihr eine Herzensangelegenheit. Ihre Hauptbotschaft: „Man darf nicht hassen, Hass ist niemals eine Lösung, das galt damals und das gilt auch heute.“

Bevor sie dann weiter zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes nach Düsseldorf fuhr, versprach sie den Schülern und Lehrern in Bergheim, bald wiederzukommen. „Das mache ich, bis ich 120 Jahre alt bin, erst dann ist es genug.“