Duisburg-Rheinhausen. . Der Essener Ruhrpott-Entertainer und sein Affentheater überzeugten 900 Fans in der Rheinhausenhalle diesmal mehr mit rockigen Songs, als mit treffsicheren Pointen

Ein neues Programm für eine in die Jahre gekommene Rentner-Band anzukündigen ist immer schwierig. Vor allen Dingen, wenn deren Gitarrist völlig zugedröhnt mit Placebos bewegungslos herumsitzt und der Schlagzeuger total entnervt von hinten jammert: „Ich schaffs nicht, bis vier zu zählen!“ Und dann die Antwort vom Bandleader kommt: „Dann zähl eben bis drei - und die vier denken wir uns dann!“ Herbert Knebels „Schlachfertigkeit“ nimmt im Alter nicht ab - auch nicht bei seinen Hosen.

Der Mann, dessen Frau Guste zuhause die Hosen anhat - er dafür die Träger - bringt mit seinem neuen Programm „Männer ohne Nerven“ die fast 900 Zuschauer der ausverkauften Rheinhausenhalle zum Dauerlachen. Die Songs, die die sehr gute Band um den Ausnahmegitarristen „Ozzy Ostermann“ spielt, überraschen immer neu. Ein starkes WDR 4-Potpourri dröhnt da aus dem alten Röhrenradio vor dem Dinett unter der antiken Stehlampe im „Gelsenkirchener Barock-Stil“: Schönes bleibt! Da ist ein Cover von Queen mit „We will rock you“ und von den Troggs „Wild Thing“ völlig entstellt über die schwer verzerrte Rhythmusgitarre zu hören - lediglich die Pointen der Titel, die dann zu „Wir werden euch jetzt rocken!“ oder „Ich bin der Siedlungsking“ flachen gegenüber der Spielfreude der Band etwas ab.

„Elvis“ trägt heute ein Bruchband

Schwelgerisch wird es dann, wenn Uwe Lyko alias Herbert Knebel mit der ganzen Truppe darüber sinniert, als man sich noch „inne Eisdiele wie inne Kontaktbörse“ getroffen habe, um dann „inne Juckbox Zingels, dat warn so alleinstehende Platten,“ zu lauschen. „Auffer A-Seite war immer der Hit“, behauptet Knebel im Bottroper Platt. „Aber woher wussten die Hersteller denn schon vorher welches Lied der Hit wird?“, fiel ihm sein Schlagzeuger „Trainer“ halbdoof und fiepsend des Öfteren ins Wort.

Schön sind auch Anekdoten vom ersten Schwimmversuch seiner Frau Guste, die er „aus Spass“ ins Wasser schubste und vom Beckenrand in seiner „Badehose, die nur aus Schwimmabzeichen zusammengehalten wurde“, völlig untätig dabei beobachtete, wie die Nichtschwimmerin halb absaufend vom Bademeister gerettet wurde: „Danach bekam se direkt dat Seepferdchen, weil se 25 Meter am Stück getaucht is.“ Oder die Geschichte von seinem ersten Besuch in einer Alten-WG: „Da versperrte schon beim Betreten der Wohnung eine 60-jährige aufgedonnerte Tussi mit ihrer Afro-Look-Frisur den ganzen Türrahmen.“

Freie Liebe und der Defibrillator

Sein Joint rauchender langjähriger Kumpel Fred, auch über 60, habe seinen Rollator „längst als fahrenden Aschenbecher“ in dieser Wohnung umfunktioniert. Freie Liebe gebe es in dem Zimmer „mit ganz viele Matratzen drin“ - nur daneben steht inzwischen direkt ein „Defibrillator“.

Und beim „Kotzmetiker“ ist Herbert Knebel seiner Frau Guste immer ein guter Ratgeber: „Nimm dat Pafümm, da bleiben die Fliegen wenigstens aussem Haus raus!“ Besser als beim anfangs angedeuteten „Siedlungsking“ wird es aber, wenn Herbert Knebel den wahren „King“ Elvis Presley imitiert: in einem weißen Glitzeranzug (“damals trug ich noch einen Gürtel - heute ein Bruchband!“) schmettert er eine Wahnsinnsversion von „Suspicious Mind“ in die jetzt wild mitklatschende Menge. Ein solides Programm, in dem die Pointen nicht immer saßen, wurde von den 900 Gästen abgefeiert.

Ein Zuschauer meinte auch: „Hinsichtlich der Gags war meine Erwartungshaltung sehr hoch, aber die Witze reichen diesmal nicht an die vorherigen Programme heran.“ Nichtsdestotrotz - musikalisch waren die Songs wieder einmal genial, die da als rockiges WDR 4-Programm aus dem alten Röhrenradio donnerten....