Duisbrg-Rheinhausen. Alex Kempkens lädt zum letzten Mal ins Rheinhauser Atelljee. „Streng persönliches Theater“ heißt das Projekt, das auch ihn als Aktmodell zeigt.

Zum Abschied wird es intim. „Streng persönliches Theater“ – so hat Alex Kempkens die Ausstellung genannt, die am Freitag, 16. September, um 18 Uhr in seinem Atelljee eröffnet. Es wird eine „Dernière“ sein, denn der 79-Jährige verlässt die kleine Kunstoase an der Werthauser Straße 73. Ende Oktober ist Schluss. Der Vermieter hat gekündigt. Eigenbedarf. Zum letzten Mal also hebt sich hier der Vorhang für das Universum der Kempkenschen Fotokunst. Und diesmal lädt der Rheinhauser zu einer Art Tanz mit sich selbst ein.

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„Das ist mein Geschenk zu meinem 80. Geburtstag“, sagt er über seine sehr persönliche Inszenierung, die er in einem wilden Bilderreigen verarbeitet hat. Die Idee entstand in den 90ern, als Alex Kempkens in Montreal lebte und die Aktfotografie immer mehr Raum einnahm. Er erzählt die Geschichte so: „Ich fotografierte Porträts und Aktfotos von Mädels, so wie sie es wollten. Eines Tages sagten die Mädels: ‘Hey Alex, wir wollen dich nackt fotografieren!’ Ok. Warum nicht, dachte ich, und gab ihnen meine Nikon F3 in die Hand.“

Die Mädels und Alex – ein Lustspiel in drei Akten

30 Jahre später hat er aus diesem Experiment ein Lustspiel in drei Akten erschaffen. „Die Mädels. Die Mädels und Alex. Das Mädchen und sein Katzen-Pferd.“ Keine Sorge – „Dat Atelljee“ wird auf den letzten Metern nicht zum verruchten Etablissement. Der Digital- und Fotokünstler rückt auch seine eigene Nacktheit kunstvoll ins rechte Licht. Damit tritt er in die Fußstapfen von Albrecht Dürer, der einst sein nacktes Spiegelbild malte. Ein wenig bekanntes Werk, das Kempkens im Katalog zur Ausstellung zeigt. Im Vorwort zitiert er außerdem den Philosophen Bertrand Russell, der vor fast 100 Jahren Folgendes gesagt hat: „Nacktheit zu vermeiden bedeutet, sie mit einem Geheimnis zu umhüllen und sie unanständig erscheinen zu lassen.“

Der Digital- und Fotokünstler Axel Kempkes aus Duisburg-Rheinhausen hat aus seinen Aktfotos der 90er Jahre einen Rausch der Farben inszeniert.
Der Digital- und Fotokünstler Axel Kempkes aus Duisburg-Rheinhausen hat aus seinen Aktfotos der 90er Jahre einen Rausch der Farben inszeniert. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Unbekümmert statt unanständig – so sieht Alex Kempkens sein Projekt, das in Zeiten von „Me too“ auch ein Wagnis ist. Der Rheinhauser betont, dass es eine einvernehmliche, „fröhliche Arbeitszeit“ war, bei der viel gelacht wurde. Er fotografierte die Frauen und sie fotografierten ihn. „Es war lustig. Der Humor gehörte zum Spiel.“ Im Katalog zeigt der Künstler Fotos zur Entstehungsgeschichte. Alex Kempkens, mit langem dunklem Haar und ergrauendem Bart, wie er zum Aktdarsteller wurde. Er machte damals das Spiel des Rollentauschs mit und befolgte die Regieanweisungen seines weiblichen Modells, das ihn als lebenden und sterbenden Wikinger fotografieren wollte. Nackt, während sie die Hosen anhatte!

Ein Farbrausch in Lila, Blau, Orange und flammendem Rot

Drei Jahrzehnte später hat der fast 80-Jährige den Bilderschatz zum eigenwilligen Ensemble arrangiert. Die Körper der jungen Frauen lösen sich in grellbunten Farben auf, die Alex Kempkens am Computer kreiert hat. Erst jetzt hat er entdeckt, dass die ursprünglich erotischen Posen der Fotografien, die er für den „ersten Akt“ ausgewählt hat, noch eine ganz andere Seite zeigen. „Es sieht so aus, also ob sich die Frauen beschützen.“ Etwas Mütterliches haben die Umarmungen.

Im „zweiten Akt“, als Kempkens vor der Kamera gemeinsam mit seinen Modellen posiert, wird das inszenierte Liebesspiel zum Rausch der Farben. Lila, Blau, Orange und flammendes Rot dominieren die surreal anmutende Szenerie, die dann doch einen Hauch von Pornografie verströmt. So als würde man das lustvolle Treiben durch eine Wärmebildkamera beobachten.

Ausstellung in Rheinhausen läuft bis zum 31. Oktober

Am Ende schenkt sich der Künstler dann noch ein märchenhaftes Finale im „dritten Akt“. Die Geschichte, die er aus weiteren Fotografien am Computer erschaffen hat, heißt „Das Mädchen und sein Katzenpferd“. Ein üppiger Bilderzyklus, der sehr viel Platz für Phantasie lässt. „Die Geschichte kann verschieden interpretiert werden“, sagt der Schöpfer und zwirbelt lächelnd seinen Rauschebart.

Die Ausstellung Alex Kempkens ist bis zum 31. Oktober in Duisburg-Rheinhausen zu sehen.
Die Ausstellung Alex Kempkens ist bis zum 31. Oktober in Duisburg-Rheinhausen zu sehen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Freitagabend darf er sein Geschenk zum 80. endlich öffnen und wird es, das hofft er, mit vielen Gästen teilen. Um 18 Uhr schließt er die Tür seines Ateliers zur letzten Vernissage auf. Bis zum 31. Oktober wird sein „Streng persönliches Theater“ zu sehen sein.

Zum Abschied gibt es rund um die Ausstellung in der künstlerischen Schaltzentrale an der Werthauser Straße übrigens noch einmal kreatives Chaos. Überall werden gepackte Kisten stehen, in die man hineinschauen kann. Manche würden das Unordnung nennen. Alex Kempkens adelt das Tohuwabohu zur „Auszugs-Installation“.

>>>> INFORMATIONEN ZUR AUSSTELLUNG IM DAT ATELLJEE:

Die Ausstellung „Streng Persönliches Theater“ eröffnet am Freitag, 16. September, um 18 Uhr im Dat Atelljee, Werthauser Straße 73. Zu sehen sind die Digital-Fotografien von Alex Kempkens bis zum 31. Oktober. Reguläre Öffnungszeit ist sonntags von 15 bis 19 Uhr. Möglich sind aber auch andere Termine nach Vereinbarung. Kontakt: alexander.kempkens@gmail.com oder 02065/25 97 76.