Duisburg-Rheinhausen. Der Digital- und Fotokünstler Alex Kempkens öffnet seinen Kunstraum am Wochenende des 26./27. Sepember für die Aktion „Offenes Atelier“.

Es waren richtig gute Jahre. Aus München war Alex Kempkens ins kanadische Montreal gezogen und genoss die französische Lebensart in vollen Zügen. Tagsüber fotografierte er die Stadt. Nachts ging er mit Bekannten und Freunden in eine der zahlreichen Bars, Clubs und Diskotheken der bunten Metropole. Bei einem dieser Streifzüge muss er sie dann entdeckt haben, die junge Frau, die so wunderbar selbstvergessen tanzte und die später seine „Mondfee“ werden sollte. Kempkens hat sie einfach angesprochen und gefragt, ob sie ihm Modell stehen würde. Sie sagte ja – und es begann.

Der Startschuss zu einem Kunstprojekt

Der Startschuss zu einem Kunstprojekt, das bis heute Früchte trägt. Im Laufe der Zeit kamen andere junge Tänzerinnen und weitere Foto-Sessions hinzu, erinnert sich Kempkens. Die Reihe begleitete ihn über die gesamten acht Jahre, die er in Kanada blieb. Und im Grunde tut sie es noch heute, fast 30 Jahre später. Aktuell zieren die Mondfee-Bilder die Wände seines Kunstraums Dat Atelljee. Dahinter verbirgt sich eine Geschichte über Schönheit und Freiheit, die einfach mal wieder neu erzählt werden musste.

„Die Mondfee. Nächte in Montreal“ hat Kempkens den Rundgang genannt. Rechtzeitig zum Wochenende der offenen Ateliers ist die Schau plus Katalog und Kalender fertig geworden.

Rund 25 Werke sind im Kunstraum zu sehen

Kunst und Fundstücke. Der Kunstraum Dat Atelljee ist einen Besuch wert.
Kunst und Fundstücke. Der Kunstraum Dat Atelljee ist einen Besuch wert. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Damals, Anfang der 90er, steckte der Digital- und Fotokünstler voller Inspirationen und Pläne. Gerade hatte er den Entschluss gefasst, sich künftig ganz der Kunst zu widmen. Viele Jahre hatte er als Werbefotograf für große Konzerne gearbeitet und dabei sämtliche zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Fotobearbeitung ausgelotet. Der französisch-kanadische Künstlerkollege Hervé Fischer hat einmal vom „Kempkian Universe“ gesprochen, das mit Hilfe digitaler Kunstgriffe wunderbare Erzählungen zustande brächte.

Wer sich die rund 25 Werke ansieht, versteht, was er meint. Die im Grunde einfachen Aktfotos der tanzenden jungen Kanadierinnen wurden mit anderen Montreal-Bildern zu Szenen komponiert und verändert. Nun kommen die ursprünglichen Schwarz-Weiß-Fotografien in traumhaften Farben daher, in Rot-, Blau- oder Gelbtönen, die zu schillern und zu leuchten scheinen. Für Kempkens keine technische Spielerei, sondern Mittel zum Zweck: „Endlich konnte ich meinen Vorstellungen freien Lauf lassen.“

Schon damals faszinierte das die Fachwelt. Und so hatte sich Kempkens innerhalb der Szene bereits einen Ruf erarbeitet, als er die Chance bekam, seine Digital-Bilder in Montreal zu zeigen. Zunächst schickte er nur seine Arbeiten hin. 1991 fuhr er dann selbst nach Kanada.

Acht Jahre lang blieb er in Kanada

Der Beginn einer großen Liebe. Auch als die Schau längst beendet war, blieb er in Montreal, um dort zu leben und zu arbeiten. 1993 präsentierte er seine Mondfee-Reihe dann zum ersten Mal. Das Centre Copie-Art lud zur Ausstellung „Que cherche le prince dans la forêt/Was sucht der Prinz im Wald?“

Jetzt also gibt es so etwas wie die erweiterte Neuauflage für Rheinhausen. Dabei sind Kempkens Prinzen nicht im Wald, sondern in den modernen Metropolen, den Städten, unterwegs. Auf der Suche sind sie trotzdem. Ein Bild zeigt einen seiner Freunde mit einem Buch im Café – daneben steht leise die Mondfee und scheint seine Aufmerksamkeit erhaschen zu wollen. Auf einem anderen Bild promeniert sie durch die Straßen des Viertels Hochelaga, sitzt im Bus oder wird zum Blickfang in einer weißen Nacht, nach einem Schneesturm auf der Rue St-Denis. Auf wieder einem anderen Foto tanzt sie mit wallender Mähne auf den leuchtend orange-himmelblau-roten Himmelskörper zu. „Wenn ich vor deinen Bildern stehe, fange ich an zu träumen“, hat ein Ausstellungsgast mal zu Kempkens gesagt. Und das hat ihn sehr gefreut.

Was die Mondfee für ihn bedeutet? Da muss er kurz überlegen. Magie, vielleicht. Positive Energie und Lebenslust: mit Sicherheit. Der heute 78-Jährige ist mit Märchen aufgewachsen, erzählt er dann. Gute Feen sind darin nichts Besonderes.

Und wer richtig hinschaut, entdeckt sie auch im wahren Leben.

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Die 17. Ausgabe der Künstleraktion „Offenes Atelier“ beginnt am Wochenende. Am 26./27. September laden Künstlerinnen und Künstler in den Westen Duisburgs ein, also nach Rheinhausen, Hochemmerich, Bergheim und Rumeln-Kaldenhausen. Samstags öffnen die Ateliers von 14 bis 20, sonntags von 12 bis 18 Uhr.

Alex Kempkens Kunstraum Dat Atelljee befindet sich an der Werthauser Straße 73. Der Katalog zur Schau kostet 20 Euro, den Kalender gibt es ebenfalls für 20 Euro.

Alle Informationen stehen im Internet: Unter www.kulturbeutel-duisburg.de finden Interessierte alle Kontakte