Wanheim. Die Duisburger Feuerwehr stand auf dem Weg zu einem im Rhein ertrunkenem Jungen minutenlang vor geschlossenen Bahnschranken. Die Feuerwehr hatte vergessen, die Bahn zu informieren. Anwohner hatten schon lange vor diesem Szenario gewarnt. Der Junge wäre auch ohne Panne nicht zu retten gewesen.
Nichts geht mehr. Die Einsatzwagen der Feuerwehr stehen minutenlang mit Blaulicht vor den verschlossenen Bahnschranken. Im Hintergrund tuckert in aller Seelenruhe ein Güterzug vorbei. Vor diesem Szenario, das auf einem Video zu sehen ist, hatten Anwohner schon lange gewarnt. Jetzt kam es am Bahnübergang an der Atroper Straße zu dem Zwischenfall.
Es sei vergessen worden, die Bahn zu informieren, sagt Stadtsprecher Peter Hilbrands. Wenn die Feuerwehr die Schranken passieren muss, greift normalerweise in der Leitstelle jemand zum Telefon und benachrichtigt die Bahn. Dort schaltet man dann die Signale auf Rot. Die Bahn nennt der Feuerwehr freie Übergänge. Diese Regelung ist nötig, weil Wartezeiten von 15 Minuten keine Seltenheit sind. Der Alarmierungsfehler sei eine „absolute Ausnahme“.
Standardszenario bekommt besondere Brisanz
Der Fall bekommt besondere Brisanz, weil es sich um einen Einsatz mit tragischem Ausgang handelte: Der Löschzug 7 aus Buchholz war am 28. Mai gegen 15.45 Uhr auf dem Weg zum Rhein. Dort war gerade ein 13-jähriger Junge ins Wasser gestürzt. Der Junge kam ums Leben, weil er nicht schwimmen konnte.
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„Der Einsatzerfolg der Feuerwehr Duisburg war durch die geschlossene Schranke nicht gefährdet“, sagt Hilbrands. „Aufgrund des hohen Regelungsbedarfes am Anfang eines größeren Einsatzes, ist es in diesem Fall leider vergessen worden, mit der Bahn die Freihaltung des Bahnübergangs zu vereinbaren.“
Einsatzort extra von mehreren Seiten angefahren
Die vorhandenen Kräfte hätten aber ausgereicht. Auch Rettungswagen, Notarzt, der Rettungshubschrauber Christoph 9, ein Löschboot, ein Mehrzweckboot und Feuerwehrtaucher seien im Einsatz gewesen. Die Kräfte aus der Feuerwache 5 in Homberg seien auch rechtzeitig am Einsatzort angekommen. Der Einsatzort werde extra von verschiedenen Seiten angefahren.
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„Ich weise alle Beteiligten nochmals darauf hin, dass es meines Erachtens mehr als nur fahrlässig ist, was sich immer mal wieder vor den Schranken abspielt“, sagt Anwohner Maik Gehrmann, der sich für eine Tunnel- oder Brückenlösung an den Bahnübergängen einsetzt. Die Stadtverwaltung hält die Telefon-Lösung für ausreichend: „Der Bahnübergang Alt-Wanheim stellt aus einsatztaktischer Sicht der Feuerwehr weiterhin kein Problem dar.“
Internetvideo macht die Runde
Wäre es nicht möglich, die Bahn automatisch zu informieren? „Eine automatische Einbindung der Bahn in die Alarmierungskette war bis dato nicht vorgesehen, da es keine Notwendigkeit gegeben hat. Die technische Umsetzung einer solchen Maßnahme wird aber dennoch abgeklärt“, sagt Hilbrands.
Maik Gehrmann will nicht lockerlassen und weiter für einen Umbau kämpfen. Das Video macht mittlerweile im Internet die Runde.