Duisburg-Süd. . Nicht mal ein Butterbrot durften sie zwischendurch essen: Zwei Amazon-Mitarbeiter aus dem Duisburger Süden klagen über die Arbeitsbedingungen im Rheinberger Logistikzentrum von Amazon. Manche seien auf Anregung der Mitarbeiter so entstanden, kontert Amazon.

Das Angebot klang gar nicht so schlecht. Ja, er könnte sich das gut vorstellen, beim Versandhändler Amazon in Rheinberg zu arbeiten, hat der Mann in den besten Jahren zu seinem Vermittler bei der Arbeitsagentur gesagt. Er bekomme das schon hin. Das ist einige Monate her. Heute will der Duisburger einfach nur noch weg.

„Man muss das öffentlich machen“, sagt der Mann aus dem Duisburger Süden. Wir nennen ihn Kurt. Er will völlig anonym bleiben. Zu viel steht auf dem Spiel. Wenn er selbst kündigt, bekommt er kein Arbeitslosengeld mehr. Seine Existenz steht auf dem Spiel.

1700 Euro Monatsgehalt

Kurt will trotzdem reden, weil er was verbessern wolle. Es sei bei Amazon nicht alles schlecht wie immer gesagt werde. Einzelne Dinge seien skandalös. Er hat gesehen wie ein Kollege mit Diabetes zusammenbrach. Kurt schiebt das auf die miserable Versorgung am Arbeitsplatz. Jeder Mitarbeiter werde beim Rein- und Rausgehen wie am Flughafen kontrolliert. Essen und Getränke müssten draußen bleiben. „Die haben Angst, dass Gurken an ihren Büchern kleben. Das kann man ja verstehen. In Wirklichkeit klebt Blut daran. Man muss doch mal zwischendurch ein Butterbrot essen können.“

Kurt vermisst die kleinen Pausen und seien sie unbezahlt. Erst werde vier Stunden am Stück in der stickigen Halle geackert. Von den 35 Minuten Pause könne er manchmal nur die Hälfte genießen. Der Weg in die Kantine sei viel zu weit, die Schlangen vor der Eingangskontrolle viel zu lang. Auch eine andere Mitarbeiterin schildert unerträglich langes Warten bis zur Pause.

Amazon bestätigt Beschwerden

Amazon bestätigt die Pausenregelung. „Auf Wunsch der Mitarbeiter ist eine längere Pause eingeführt worden“, sagt eine Amazon-Sprecherin. Nur in der Weihnachtszeit sei es zu Zeit-Problemen gekommen. Kontrollen müssten sein. „Wir haben wertvolle Waren.“ Wer sich schlecht fühle, dürfe ausdrücklich jederzeit Pause machen. „Die Sicherheit unserer Mitarbeiter ist das Allerwichtigste.“ Grundsätzlich gelte: Wer unter einer Krankheit wie Diabetes leide, dürfe selbst Traubenzucker mitbringen. Die Vorgesetzten hätten sogar welchen vorrätig.

Knapp 1700 Euro bekommt Kurt laut Vertrag (liegt der Redaktion vor), 9,95 Euro in der Stunde. „Das ist im Prinzip weniger als die Leiharbeiter bekommen“, sagt er. Für die Diskussion um Ausbeuter-Löhne hat er wenig Verständnis. „Die haben Kost und Logis gratis.“

Kurt hat schwer geschleppt. Sein Rücken ist kaputt, genauso wie bei der Kollegin. Wie das Leben weitergeht, ist offen. „Mitarbeiter können in eine andere Abteilung versetzt werden“, sagt die Sprecherin. Man müsse reden. Vor jeder Schicht gebe es „Starter Meetings“, wo jeder Probleme ansprechen könne.