Duisburg-Süd. . Die Offenen Ganztagsschulen in Duisburg-Süd stehen in der Mittagspause vor einer Herausforderung: Schließlich müssen viele Schüler in der Mensa versorgt werden. Doch die Küchenhelfer haben Erfahrung - und vermitteln nebenbei sogar noch Tischmanieren.

Mittwoch, 12.30 Uhr, Grundschule Wanheim, Ganz­tagsraum: die Erstklässler hauen richtig rein. Es gibt Lasagne, die schmeckt fast al­len. „Nudelgerichte mag ich am liebsten“, sagt Phillip (8).

Am Mittagsessen nehmen hier 28 Kinder teil - von insgesamt 62, die den Ganztagsbetrieb (OGS) nutzen. „Wir würden uns wünschen, es wären mehr“, erklärt Rektorin An­drea Heisterkamp. Sie hofft, dass die „Warmesser“-Zahl steigt, wenn über das neue Bundesbildungspaket Essens-Zuschüsse für finanzschwache Familien fließen.

Wie die Mittagsverpflegung hier in Wanheim geregelt ist, erklärt OGS-Gruppenleiterin Emine Arslan: „Ein warmes Menü wird von einem Caterer in Wärmebehältern geliefert. Wir geben es auf Tellern aus. Zusätzlich gibt es dreimal in der Woche Obst und zweimal Joghurt.“ Zudem stehe täglich ein Gemüse-Büffet bereit. Wer kein Mittagessen gebucht hat, packt sein Butterbrot aus.

Auf Schweinefleisch wird verzichtet

Den Wochenspeiseplan erstellen Küchenfee Veronika, die über den OGS-Träger („Rapunzel Kinderhaus“) an- gestellt ist, und die OGS-Betreuerinnen - nach Rücksprache mit den Kindern. In dieser Woche gibt es montags Putenbratwurst mit Püree und Wirsing (auf Schweinefleisch verzichtet man wegen der muslimischen Kinder ganz), dienstags Vollkornnudeln mit Tomatensauce und Gurkensalat, donnerstags Fischstäbchen mit Spinat und Püree.

Ganz nebenbei vermittelt man den Schülern auch Tischsitten. „Sie helfen beim Tischdecken, schenken sich gegenseitig Wasser ein, bringen das Geschirr auch wieder zurück“, berichtet die Rektorin.

Standortwechsel. Freitag, 12.30 Uhr, Gemeinschaftsgrundschule Böhmer Straße, Mensa: An runden Tischen sitzen 42 Kinder und mampfen Reibekuchen, Kaiserschmarren oder Milchreis mit roter Grütze. „Milchreis ist meine Lieblingsspeise“, sagt Pascal (10) und fügt hinzu: „Dass es im Speisesaal Regeln gibt, finde ich toll.“ Eine lautet: Keiner steht auf, bevor nicht alle aufgegessen haben. Eine andere: Wir räumen die Tische ab.

Eine logistische Herausforderung

„Wir möchten den Kindern auch Tischmanieren und gutes Gruppenverhalten vermitteln“, sagt Silvia Tiede, Koordinatorin für den Ganztags- und Mensabetrieb. Der Förderverein der Schule ist hier der OGS-Träger, hat Tiede eingestellt. Ihr Job ist eine logistische Herausforderung. Denn: von 200 OGS-Schülern nehmen täglich etwa 160 das warme Essen zu sich. Gespeist wird in drei Schichten. In „langen Listen“ wird notiert, wer an welchem Tag und zu welcher Zeit anrückt. „Wir kon­trollieren immer, ob alle da sind - und ob jeder auch gut isst“, so Silvia Tiede, die bei der Zubereitung und -ausgabe von Helferinnen unterstützt wird.

Die Verpflegung funktioniert anders als in Wanheim. Ein Caterer liefert einzelne, vorgekochte Essenskomponenten (Fleisch, Beilagen, Ge­müse) in Tiefkühl­blöcken. Un­ter Berücksichtigung der Kinderwünsche ent­steht ein Speiseplan. Die Tiefkühlkost wird im Dampfgarer erhitzt. Welche Mengen benötigt werden, weiß man aus Erfahrung. „Ro­senkohl mögen die meisten nicht. Ich taue nur einen Beutel auf - für die, die doch mal probieren wollen. Zusätzlich gibt es ein beliebtes Gemüse und meist zwei Beilagen“, so Tiede. Rohkost oder Obst seien immer zu haben.

Spaghetti und Hähnchenfilet sind beliebt

Der Speiseplan für nächste Woche sieht u.a. vor: Linsensuppe mit Vollkornbrötchen, Rindfleischbällchen mit Reis und Salat, Rührei mit Blattspinat und Püree. Was nicht gut geht? „Minestrone“, verrät Tie de. Beliebt seien Spaghetti und Hähnchenfilet. Bei der Essensauswahl ließen sich viele Kinder „anstecken“: „Wenn einer Salat haben will, wollen plötzlich alle am Tisch Salat.“

Beschwerden über das Mittagessen hat es laut Dirk Giesen, Vorsitzender des Fördervereins, noch nicht gegeben. Schulleiterin Sigrid Schäfer be­­grüßt, dass die „Warmesser“-Quote hoch ist: „Für die Kinder ist es ein sehr langer Tag, sie müssen sich stärken.“ Eine halbe Stunde Zeit haben die Schüler, um zu essen und zu quatschen. „Wir sollen aber leise reden, damit jeder in Ru­he essen kann“, erzählt Ma- nuela (10) und fügt an: „Nach dem Essen kann man sich wieder gut konzentrieren.“