Huckingen. .
Vor dem Hintergrund der Atom-Katastrophe in Japan ist die Sache hochaktuell. Aber schon im vorigen Jahr trug Wilhelm Oehmen (86) sich mit dem Gedanken, selbst umweltfreundlichen Solarstrom zu erzeugen. Doch er er ließ es dann sein.
Als langjähriger selbstständiger Maler- und Lackierermeister hat Oehmen sich beim Geld kein X für ein U vormachen lassen. 1960 hatte er sich zur Altersversorgung ein Mehrfamilienhaus gebaut. Da überlegte er jetzt, die Dächer der vermieteten Werkstatt und der Garagen, 170 Quadratmeter Dachfläche, mit Solarpaneelen zu belegen.
„Wir sollen ja etwas für die Umwelt tun“, sagt er. Also holte er sich gleich von zwei Fachbetrieben Berechnungen ein. „Die Kosten für die Solaranlage“, fährt er fort, „hätten 32 000 bis 35 000 Euro betragen. Angeblich hätte sich das in 25 Jahren amortisiert.“ Die Kalkulationen zweifelt Oehmen nicht an.
Was ihn davon Abstand nehmen ließ, war die steuerliche Seite. „Ich wäre mit dem Verkauf des Stroms an die Stadtwerke ja wieder Unternehmer und damit umsatzsteuerpflichtig geworden, müsste mir einen Steuerberater dafür nehmen.“ Zu viel Aufwand.
Auch mit den Stadtwerken hatte sich der Rentner in Sachen Solarstrom in Verbindung gesetzt. Sein Eindruck: Die hätten nicht wirklich Interesse daran, könnten ja nichts damit verdienen.
Dem freilich tritt Stadtwerke-Pressesprecher Helmut Schoofs entgegen. In der Tat handele es sich für die Stadtwerke als Netzbetreiber um einen durchlaufenden Posten. Als Stadtwerke setze man aber selbst auf regenerative Energie, zum Beispiel durch eine eigene Windkraftanlage in Grevenbroich.
Vergütung wird 20 Jahre lang garantiert
Wer selbst Solarstrom erzeugt, kann ihn in das örtliche Stromnetz der Stadtwerke einspeisen. Für eine volle Selbstversorgung reicht der erzeugte Strom gewöhnlich nicht. Fürs Einspeisen erhält man eine Vergütung von heute 28,74 Cent pro Kilowattstunde. Schoofs: „Diese Vergütung wird Herrn Oehmen 20 Jahre lang garantiert.“ Denn die privaten Stromerzeuger sollen dazu ermutigt werden, in umweltfreundliche Energien zu investieren.
Fachleute müssten Oehmen indessen heute schlüssig darlegen, dass seine Dächer für eine Stromerzeugung aus Sonnenenergie geeignet sind, also etwa die Südlage stimmt. Schoofs: „Dazu beraten die Stadtwerke nicht.“
Die Stadtwerke ihrerseits melden die von privaten Erzeugern eingespeiste Strommenge an den für sie zuständigen Betreiber der Hochspannungsleitungen. Und beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft wird die Menge des aus regenerativen Energien gewonnenen Stroms erfasst. Diese Menge wird am Strommarkt zum üblichen Marktpreis verkauft.
Eine Amortisation nach erst 25 Jahren hält Schoofs für unrealistisch. Dann müssten Oehmens Dächer schon sehr ungeeignet sein. Früher habe sich die Investition schon nach elf bis 13 Jahren gerechnet. Durch die ständige Absenkung der Einspeisevergütung seien es heute etwa 15 Jahre. Dann habe sich die Anlage durch die Vergütung bezahlt gemacht.
Wer Strom ins öffentliche Netz einspeist, speist gewöhnlich vollständig ein, um die hohe Vergütung zu bekommen und bezieht seinen Eigenbedarf dann vom jeweiligen Stromanbieter zurück.
„Die Einspeisevergütung lag bisher immer höher als der Verkaufserlös für Strom am Markt, der Marktpreis also immer unter den Beträgen der Einspeisevergütung“, gibt Schoofs zu bedenken. Eine Subvention eben, aber nicht zu Lasten des Steuerzahlers, sondern aller Stromverbraucher. Die Differenz zwischen beiden wird auf die Gesamtheit aller Letztverbraucher umgelegt. Sonst fehlte der Anreiz, in Solartechnik zu investieren. Gegenüber 2010 ist diese Umlage laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) als Teil des Strompreises in diesem Jahr von 2,05 Cent pro Kilowattstunde auf 3,53 Cent angehoben worden.