Gladbeck. .

Die Sonne kann man nicht kaufen, ihre Energie allerdings schon: So ein Stückchen Sonnenenergie, das können Gladbecker Bürger in naher Zukunft erstehen – und in mehr als einer Hinsicht von ihrer Investition in erneuerbare Energien profitieren.

Denn das geplante Photovoltaikprojekt – wie berichtet sollen Solaranlagen auf mindestens 31 städtischen Gebäuden errichtet werden – wird nur mit der Beteiligung der Bürger wie vorgesehen funktionieren. Das Konzept wurde speziell für Gladbeck entwickelt, es können sich nur Gladbecker daran beteiligen und als „Bürgerprojekt ist es ein bisher einzigartiges Modell“, erklärt Klaus Schulze-Langenhorst. Der ehemalige Landwirt und heutige Unternehmer (SL-Windenergie) ist Partner der Stadt in diesem Vorhaben. Das vor zehn Jahren gestartete Gladbecker Unternehmen mit dem Schwerpunkt Windenergie hat bereits andernorts viel Erfahrung mit Beteiligungsmodellen an Projekten für Erneuerbare Energien gesammelt – auch mit Photovoltaikprojekten.

Wie das Gladbecker Projekt nun funktionieren soll? Es gibt eine Gesellschaft, die SL-Bürgerenergie Gladbeck GmbH & Co KG. Sie wurde bereits vor kurzem als weitere Gesellschaft unter dem Dach der SL-Windenergie gegründet. Die Stadt vermietet die Dächer ihrer geeigneten Gebäude an diese Gesellschaft, die sich um die Installation der Photovoltaik-Anlagen und ihre Betreibung kümmert. Sie wird auch den Löwenanteil dieser Investition tragen. Insgesamt rechnet Schulze-Langenhorst mit einem Volumen von fünf Mio Euro.

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An diesen Kosten würden sich die Bürger im Idealfall mit insgesamt 20 Prozent beteiligen, indem sie so genannte „Genussscheine“ erwerben, also Anteile kaufen wie bei anderen Fonds auch. Die Mindesteinlage würde 2000 Euro betragen. Eine Rendite von fünf bis acht Prozent stellt Schulze-Langenhorst in Aussicht. Jeder Anleger profitiert von den Erträgen, die als Vergütung für die Einspeisung des Solarstroms ins Stromnetz zustande kommen.

Das besondere an dem Gladbecker Modell soll aber sein, dass sich auch Bürger mit weniger Kapital beteiligen können, indem sie Anteile zum Beispiel in Form von Sparbriefen erwerben. Deshalb werden zurzeit Verhandlungen mit einem örtlichen Kreditinstitut geführt. Diese Anlage brächte zwar dem Einzelnen nicht so viel Gewinn, würde aber der Vorstellung einer möglichst breiten Bürgerbeteiligung an einem lokalen Umweltprojekt entsprechen. „Es geht auch um die Identifikation und die Möglichkeit, als Gladbecker einen Beitrag zur Umwelt und Nutzung erneuerbarer Energien in der eigenen Stadt zu leisten“, schildert Klaus Schulze-Langenhorst die Idee dahinter. Ein weiterer Aspekt wäre außerdem ein Imagegewinn für die ganze Stadt: „Das Modell könnte ein Aushängeschild für Gladbeck werden.“ Durch Begrenzungen soll verhindert werden, dass einige wenige sich alle Anteile sichern. Eine Ausweitung der Flächen ist möglich, auch Firmen könnten sich mit ihren Dächern beteiligen.

Und wenn die Gladbecker sich kein Stückchen Sonnenenergie kaufen wollen? „Würde die Gesellschaft sich andere Anleger außerhalb suchen und finden“, so Schulze-Langenhorst. Denn auch wenn noch kein Bürger Anteile erwerben konnte, ist das Gladbecker Photovoltaik-Projekt so gut wie gestartet: Wegen der geplanten Reduzierungen der Einspeisungsvergütung ab 1. Juli soll der Solarstrom der „Bürgerenergie Gladbeck“ ab 30. Juni ins allgemeine Stromnetz fließen.