Duisburg-Großenbaum. Die alten Herren des Eisenbahnersportvereins (ESV) Großenbaum brauchen kein modernes Studio, um in Form zu bleiben. Bei den rüstigen Turnern aus Duisburg geht es auch ohne neumodisches Training, aber mit straffem Programm zur Sache.

Das „Aufwärmen“ heißt hier noch „Aufwärmen“ und nicht neudeutsch „Warm up“. Auf Zehenspitzen tapsen 14 Männer in der Turnhalle am S-Bahnhof im Kreis. Manche marschieren wortlos daher, andere tauschen Neuigkeiten aus. Übungsleiter Friedhelm Maaß lässt das großzügig zu, schließlich sollen die Turner des ESV Großenbaum sich ausgequatscht haben, wenn es an die anstrengenden Gymnastikübungen geht.

Stramm wirken die Freizeitsportler, einen Bauch hat hier kaum einer, obwohl das Durchschnittsalter der „alten Herren“ bei etwa 70 Jahren liegt (Bruno Webermann ist mit 87 Jahren der Älteste). Vermutlich ist das darauf zurückzuführen, dass viele seit Jahrzehnten dabei sind.

20 Männer zwischen 55 und 85 Jahren

Werner Markus (83) stieß Ende der 70er Jahre zur Turnertruppe und kommt immer noch regelmäßig her. „Man muss ‘was für die Gesundheit tun“, sagt er und meint: „Die Gymnastik, die wir hier machen, ist human.“ Bernd Wessling, mit 55 Jahren der Jüngste, lobt das ausgewogene Übungsprogramm: „Alle Körperpartien werden hier trainiert, mit Kräftigungs- und Dehnungsübungen.“

Trainer Maaß gibt mit ruhiger Stimme die Kommandos. Jetzt heißt es: Die Schultern kreisen lassen. Dann wird im Vierfüßlerstand der berühmte Katzenbuckel gemacht. Schließlich werden in Bauchlage die Gesäßmuskeln gestärkt. Ein knackiger Popo steht schließlich jedem Mann in jedem Alter gut . . .

Straffes Programm in gemütlicher Turnhalle

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    Gemütlichkeit strahlt die grün-gelbe Turnhalle mit ihren dunklen Holzbalken aus, die Eisenbahner haben sie einst in der alten Güterabfertigungshalle mit viel Eigenanteil eingerichtet. Nicht so gemütlich geht es allerdings auf der Matte zu - bei den Bauchmuskeleinheiten. „Die Spannung halten! Einige Minuten lang! Und dabei durchatmen!“, befiehlt der Übungsleiter. In die angestrengte Stille hinein ruft da einer der Turner schalkhaft: „Mensch, wir könnten ja im Zirkus auftreten!“

    Zum Schluss, nach etwa 60 wichtigen Minuten, runden Kopf- und Nackenübungen das gymnastische Trimm-dich-Programm ab. Nun sind die Herren warm und locker für das, worauf alle schon längst sehnsüchtig warten: das Fußball-Tennis-Spiel. Mannschaften werden gebildet, jeweils fünf Spieler auf die zwei Spielfeldhälften verteilt. „Auf der einen Seiten stehen etwa 365 Jahre, auf der anderen 300“, sagt Friedhelm Maaß grinsend.

    Um jeden Punkt wird gekämpft

    Dann geht es los. Mit einem dicken blauen Gymnastikball wird gespielt und um Punkte gekämpft. Volker Dieler (70) erklärt die (dem Volleyball ähnlichen) Regeln: „Jeder im Team muss den Ball einmal berühren - mit Fuß, Hand oder Kopf. Zwischendurch darf er jeweils einmal auf dem Boden aufticken. Der Letzte muss den Ball dann rüberspielen.“ Wer zuerst zehn Punkte hat gewinnt, um jeden Punkt wird hier hart gekämpft. Still ist es nun nicht mehr, Anfeuerungsrufe hallen durch die Halle: „Hopp, hopp! Mit deinen 83 kannst du doch wohl laufen!“

    Die ESV-Turner sind sich treu, ausgeschieden aus der Truppe ist seit Jahren keiner, neue Mitstreiter sind willkommen. Wolfgang Dorgathen (66) wirbt: „Wir wollen uns bewegen und Spaß haben.“ Verraten wollen wir an dieser Stelle auch: Nach den schweißtreibenden Leibesübungen wird in der Kellerbar wieder Flüssigkeit zugeführt.