Huckingen. .

Johannes Heesters (107) tut es und Paul Thiel (85) ebenso. Beide trainieren regelmäßig im Fitnessstudio.

Selbst bei Schnee und Eis steht Paul Thiel, im Vergleich zu Heesters fast ein Jungspund, pünktlich wie immer um 12.30 Uhr auf dem Stepper. Manchmal habe er keinen Bock. „Das sagt man doch heute so, oder?“, fragt er mit verschmitztem Lächeln. Aber er kommt trotzdem. „Ich hab’ noch nie geschwänzt“. Der Se­nior ist der älteste Kunde im Saluvital, dem Fitnesscenter des St.-Anna-Krankenhauses, und einer der charmantesten. Die Damen verabschiedet er mitunter per Handkuss.

Sport hält angeblich jung. Auf Paul Thiel trifft dies definitiv zu. Obwohl er 15 Operationen hinter sich hat, rafft sich der rüstige Rentner jedes Mal wieder auf. „Ich lag noch im Krankenhaus, da hab’ ich schon wieder mit dem Thera-Band angefangen“, sagt der frühere Ingenieur, der seit vielen Jahren am Heidberg wohnt.

Mit sechs Jahren hat er angefangen, Handball zu spielen. „Als Werfer. Ich war klein, aber flink“. So flink, dass er es bis in die Oberliga, damals die höchste Spielklasse, geschafft hat. Später, im Urlaub, lernte Paul Thiel Paragliding kennen. „Das würde ich heute noch machen, wenn ich besser laufen könnte“. Obwohl er sich beim Gleitschirmflug von der Tauplitzalm beide Sprunggelenke und die Fußgelenke dazu gebrochen hat. „Auf einmal war die Thermik weg, da bin ich dann abgestürzt“, er­zählt der Bruchpilot in amüsantem Plauderton, so als ob er vom letzten Spaziergang durch den Park reden würde.

Seit seinem letzten Sturz ist Paul Thiel vorsichtig geworden. Der Gleichgewichtssinn ist aus dem Takt geraten, die Beine spielen nicht mehr richtig mit. Der sportliche Senior lässt sich jetzt viel Zeit, egal ob er sich auf einen Stuhl setzt oder an ein Fitnessgerät geht. Deshalb trainiert er immer mittags, wenn’s leer ist im Fitnessclub. „Dann sitzt mir niemand im Nacken“, so Thiel.

„Mit dem Training wollen wir seinen Gang stabilisieren“, erklärt Therapeut Oliver Flimmers vom Saluvital. Er hat einen Zirkel zusammengestellt, der Paul Thiels Beinmuskulatur stärkt - zum Beispiel an der Beinpresse oder beim Vibrationstraining auf dem Qionic-Board.

Immer wieder schaut Flimmers nach seinem ältesten Kunden, korrigiert ab und zu. „Möglichst gerade sitzen“ fordert er Paul Thiel auf. „Möglichst reicht nicht, ganz gerade“, legt der Angesprochene noch eine Schippe drauf.

Eine Stunde trainiert der 85-Jährige zweimal in der Woche - „dann bin erst erst mal platt“ - dazu noch zu Hause auf seinem Heimtrainer.

Seinen Geist hält er mit Denksportaufgaben und Su­dokus fit. Außerdem legt Paul Thiel Wert auf gesunde Ernährung. Das bedeutet Rohkost und eine Scheibe Brot mit Kräuterquark zum Frühstück, viel Gemüse, keine Süßigkeiten, höchstens mal ein paar getrocknete Feigen.

Ein Glas Rotwein, laut Wilhelm Busch für „alte Knaben eine von den besten Gaben“, genehmigt er sich allerdings regelmäßig. Alt fühlt sich der Vater zweier Söhne übrigens nicht. „Von der Kondition her würde ich noch manchen ab­hängen.“

Seine Pläne für die Zu­kunft? „Ich möchte nach Bad Westernkotten ins Moorbad, außerdem werde ich mir ein i-Pad anschaffen“. Und Sport treibt er sowie weiter. „Das mache ich, bis der Deckel drauf ist“.