Duisburg.

Seit der Bomben-Explosion in Göttingen sind die Gegner der CO-Pipeline von Bayer erneut alarmiert. Sie fordern, dass die komplette Trasse detektiert wird. Auf Luftbildauswertungen könne man sich nicht verlassen.

Das schreckliche Un­glück bei der Entschärfung einer Bombe in Göttingen, bei der die Explosion eines Blindgängers drei Tote forderte, nimmt Erich Hennen für die Duisburger Bürgerinitiative gegen die Kohlenmonoxid-Pipeline zum Anlass, erneut eine „fachgerechte“ Untersuchung der 17,5 Kilometer langen Strecke längs der Trasse der CO-Pipeline zu fordern. „Auf Luftbildauswertungen kann man sich nicht verlassen und die bisherigen Detektionen, mit denen die Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf untersucht haben, reichen nicht aus.“

Zwei bis drei Prozent aller Blindgänger, so Erich Hennen, sind mit dem Säurezünder ausgerüstet, der nun in Göttingen für den verheerenden Unfall sorgte. Im Gegensatz zum Aufschlagzünder, der beim Aufprall der Bombe für die Explosion sorgte, wa­ren Fliegerbomben der Amerikaner und Engländer zum Schluss des Zweiten Weltkrieges auch mit sogenannten Säurezündern versehen. „Die wa­ren meist so eingestellt“, so Hennen, „dass sie 48 Stunden, nachdem sie abgeworfen wurden, detonierten. Meist dann, wenn Aufräumarbeiten der Zivilbevölkerung nach Bombenangriffen im vollen Gange waren.“

„Wir fordern von Bayer eine Garantie-Erklärung“

Rund 250 000 Blindgänger liegen im gesamten Bundesgebiet, so Hennen, 15 bis 20 Prozent aller abgeworfenen seien nicht explodiert. „Man kann sich nicht vorstellen, was passiert, wenn die Pipeline in Be­trieb gehen sollte und solch eine Bombe unter der Leitung womöglich noch in einem Wohn­gebiet im Duisburger Süden explodiert“, so Hennen.

Die bisher durchgeführten Detektionsarten ließen eine Erkennung von Blindgängern, die genau unterhalb der Gas- oder Kohlenmonoxid-Leitungen lägen, nicht zu. „Lediglich 100 Meter der Trasse wurden im Bereich Serm mit Tiefensonden untersucht, die rechts und links neben den Leitungen in den Boden gelassen wurden. Nur mit dieser Überprüfungsart kann man Metall unter den Metall-Leitungen aufspüren“, erklärt Hennen weiter.

Zu den in Mündelheim durchgeführten Aufgrabungen längs der Schützengräben äußert sich Hennen: Die haben doch nur eine Alibi-Funktion. Alles Metall, was in diesen nach dem Ende des Krieges offenen Gräben gelegen hat, wurde doch sofort von der Bevölkerung geborgen, Metall war doch absolut Mangelware nach dem Krieg.“

Auch nach dem Gedankenaustausch mit den Verantwortlichen bei Bayer Material Science bleibt Hennen bei der Forderung nach weiteren Untersuchungen auf Duisburger Boden: „Wir fordern von Bayer eine Garantie-Erklärung, dass sich keine Blindgänger unter den Leitungen befinden.“ Unterstützt wird Hennen dabei von seinem Kollegen Dieter Donner, der für die weiteren Initiativen längs der Trasse spricht: Regierungspräsident Büssow wird sich weiter mit dem Problem herumschlagen müssen. Vielmehr stellt sich jetzt die Frage: Sucht man an den richtigen Stellen und hat man die eigentlichen Problemflächen überhaupt im Visier?“