In vielen weiterführenden Schulen im Duisburger Süden sind Lehrerstellen unbesetzt. Keine Vertretung für kranke Kollegen
Gibt es akuten Lehrermangel oder nicht? Die Aussagen der Politiker in NRW gehen da weit auseinander. Während die Landesregierung im August von etwa 500 fehlenden Pädagogen sprach, nannte die SPD-Opposition die Zahl 4000. Wir haben vor Ort nachgefragt - an den Schulen im Duisburger Süden.
Der markanteste Fall zuerst: Händeringend sucht man an der Christian-Zeller-Schule, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt „Emotionale und soziale Entwicklung”, Personal. „13 Lehrerstellen sind nicht besetzt”, sagt Leiter Dr. Wolfgang Janko. „Es gibt einfach keine Sonderschullehrer mit unserem Schwerpunkt auf dem Markt.”
"Heute müssen wir uns schon im Vorfeld umschauen, um gute Leute zu finden"
Zwei Einstellungsverfahren im letzten Jahr verliefen erfolglos, die Bewerber hatten sich auch andernorts beworben und bevorzugten andere Standorte. Die Folge: „Wir können zwar wie vorgeschrieben unterrichten, aber den Ganztagsbetrieb nicht wie geplant durchführen.”
„Es wird schwieriger, Lehrer zu finden”, berichtet auch Birgit Keens, Leiterin des Mannesmann- Gymnasiums.
Noch vor ein paar Jahren habe es 20 bis 30 Bewerber pro Stelle gegeben. „Heute müssen wir uns schon im Vorfeld umschauen, um gute Leute zu finden.” Rein rechnerisch sind am Gymnasium vier Prozent der Stellen nicht besetzt (das entspricht ungefähr vier Stellen). „Unterricht in den Kernfächern fällt deshalb aber nicht aus. In diesem Sommer gab es einfach zu viele Ausschreibungen und zu wenige fertige Referendare. Im Winter wird neu eingestellt, dann wollen wir unser Loch aber stopfen.”
Genaue Daten hat Alois Wolny, Leiter der Gesamtschule Süd, zwar noch nicht, er schätzt aber, dass an seiner Schule theoretisch zwei bis drei Lehrerstellen nicht besetzt sind. „Im letzten Jahr waren wir gravierend unterbesetzt, sechs Stellen waren offen.
Mittlerweile haben wir davon vier Stellen besetzen können.” Schwierig könne es 2010 werden, „wenn sieben Kollegen in den Ruhestand gehen”. „Fünf davon sind Mathelehrer und von denen gibt es einfach nicht so viele”, so Wolny. Vorbeugend qualifizieren sich einige seiner Lehrer daher in Zertifikatskursen fürs Unterrichten von Mathematik.
Die Realschule Süd muss in diesem Schuljahr nicht über Lehrermangel klagen. „Alle Stellen sind besetzt, wir können auch alle Fächer geben”, sagt deren Leiter Klaus Friede.
An der Hauptschule im Angerbogen sind zurzeit ebenfalls alle Stellen besetzt. „In unserem letzten Jahr können wir den Stundenplan nochmal komplett erfüllen”, sagt Anna Kahlert, kommissarische Leiterin der Schule, die im Sommer 2010 geschlossen wird.
Eine große Lücke tut sich dagegen an der Spitze des Kollegiums der Hauptschule Beim Knevelshof auf: Die Schulleiterstelle ist seit vier Jahren vakant, wann sie wieder besetzt wird, weiß man nicht. „In den Sommerferien hatten wird zudem zwei Lehrerstellen ausgeschrieben - für Kunst, Sport und Physik. Einen Kunstlehrer haben wir gefunden, die andere Stelle ist unbesetzt geblieben. Wir möchten sie gerne erneut aussschreiben”, sagt Wolfgang Meyer, der Konrektor.
Nicht optimal ist die Situation auch in den anderen Förderschulen. Der Lehrermangel variiert aber je nach Förderschwerpunkt (siehe oben):
In der Waldschule Buchholz (Schwerpunkt: „Geistige Entwicklung”) sind alle Lehrerstellen besetzt. „Allerdings sind drei Kollegen längerfristig krank, für die haben wir noch keine Vertretung gefunden”, so Barbara Wedekind.
„Schwierig” ist die Personalsituation an der Förderschule an der Albert-Schweitzer- Straße. Zwar ist man offiziell voll besetzt, aber gleich mehrere Kollegen fallen laut Schulleiter Rainer Rundt wegen Krankheit oder Freistellung aus. Vertretungslehrer gibt es derzeit (noch) nicht.
Das Bert-Brecht-Berufskolleg kann (noch) keine Auskunft über die derzeitige Stellensituation geben, eine Statistik wird momentan erstellt.